Wolfsfeuer (German Edition)
großenteils jedenfalls – , und sie hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, wer er war.
»Ich wette, du warst total wütend, als deine Kugel Julian erwischte und nicht mich.«
»Wütend trifft es nicht annähernd.« Mit einer Schnelligkeit, an die sie sich noch immer nicht ganz gewöhnt hatte, holte er aus und versetzte ihr einen derart brutalen Handkantenschlag, dass sie durch die Luft und gegen die Wand flog.
Dabei rissen mehrere von Alanas Fotos ab und segelten auf den Boden.
»Miststück«, knurrte er. »Siehst du, was du getan hast?«
Seine Attacke hätte Alex getötet, wäre sie menschlich gewesen. Aber so hatte er ihr nur ein paar Zähne ausgeschlagen. Während sie sie ausspuckte, fragte sie sich, ob sie noch lange genug leben würde, dass sie nachwachsen konnten.
Alex sammelte die Fotos ein und stand auf. »Woher hast du die?«
Halb fürchtete sie, dass er sagen könnte, dies sei Julians Haus, denn dann würde sie wirklich das kalte Grauen überkommen.
Doch Cade riss ihr die Fotos aus der Hand und fauchte: »Fass sie nicht an. Wage es niemals, Alana anzufassen.«
Alex musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht darauf hinzuweisen, dass Alana Asche war und damit schwerlich angefasst werden konnte. Ein solcher Kommentar wäre vermutlich der schnellste Weg, noch ein paar Zähne zu verlieren.
»Ich dachte, Werwölfe könnten nicht auf Zelluloid gebannt werden?«, entgegnete sie stattdessen.
Noch ein guter Grund, einer zu werden. Nie wieder Fotos. Alex war nie ein Fan davon gewesen, in eine Kamera zu lächeln, dabei hübsch auszusehen – auf Knopfdruck zu funktionieren .
Alana schien dieses Problem nicht gehabt zu haben. Der Anzahl der Fotos und der sichtlichen Begeisterung nach, die sie auf jedem zur Schau stellte, hatte sie die Kamera ebenso geliebt, wie die Kamera sie geliebt hatte.
»Ich habe ihre Großmutter um alte Fotos von ihr gebeten und Kopien gemacht. Offiziell sollten sie ein Geschenk für Julian sein. Sobald er dafür bereit wäre.« Cade heftete die Fotos exakt an die Stellen, von denen sie sich gelöst hatten. »Aber ich dachte nie, dass er das je sein würde.«
»Das ist er auch nicht«, bestätigte sie. »Keine Sorge.«
Mit einem warnenden Knurren kam er auf sie zu. »Er hat dich verwandelt, wie sie. Wie uns. Dann brachte er dich hierher. Warum hat er das getan? Er hat den Verstand verloren. Er hat seine Eier verloren. Er ist nicht mehr fähig, uns anzuführen.«
Alex gefiel nicht, was er da sagte. Nicht fähig, uns anzuführen, zog in der Regel irgendeine Art Putsch nach sich. Und im Land der Werwölfe bedeutete das einen Zweikampf. Aber warum sollte sie sich Sorgen machen? Sie glaubte nicht, dass Cade Julian töten könnte.
Anderseits hätte sie auch nicht geglaubt, dass er irgendjemanden töten könnte.
Sie musste einen Putsch unbedingt verhindern – und auch, dass er Julian zu hassen begann. Hätte auch nur der Hauch einer Chance bestanden, ihn davon zu überzeugen, dass sie nicht das personifizierte Böse war, hätte sie es versucht – aber sie wusste es besser.
»Er wollte, dass ich leide«, platzte sie heraus. »Mich zu töten, wäre zu leicht gewesen.« Er verengte die Augen, woraufhin sie weiterhaspelte: »Nicht, dass er das letzten Endes nicht tun wird.«
»Ich erkenne nicht, dass du leidest. Tatsächlich hast du dich problemlos bei uns eingelebt. Und jetzt bist du auch noch seine Gefährtin. Er wird dich niemals töten.« Er atmete tief ein und wieder aus. »Darum muss ich es tun.«
Cade hatte das Ganze gut durchgeplant. Sie war nackt – oder so gut wie. Sie hatte keine Schusswaffe, kein Messer, nichts aus Silber bei sich. Außerdem hatte sie sich zurückverwandelt, sodass sie lediglich eine überdurchschnittlich schnelle und kräftige Frau war, aber gemessen an der Schnelligkeit und Kraft, mit der er sie angegriffen hatte, konnte sie es nicht annähernd mit ihm aufnehmen. Wieder zu einem Wolf zu werden, würde zu lange dauern, vor allem, nachdem Cade dafür nur eine Sekunde brauchte.
Alex’ Blick schweifte unwillkürlich zu den Fenstern, aber die waren verrammelt und …
»Niemand weiß, wo wir sind.«
Ihre Blicke trafen sich, und sie erkannte in seinen Augen eine Spur des Wahnsinns, den er so gut hinter der Maske des zurückhaltenden, freundlichen Mannes verborgen hatte.
»Wenn sie bei mir zu Hause nachsehen, werden sie denken, dass wir zusammen durch die Nacht tollen. Vor morgen werden sie sich keine Sorgen machen.« Er lächelte, und der
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