Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
Herumgerede ging sie zu den Überresten des Feuers und trat die Asche aus. Dann marschierte sie in derselben Richtung davon, aus der ich zuvor gekommen war.
    Ich ließ den Blick über die Lichtung schweifen, entdeckte jedoch keinen Hinweis auf den halb nackten Mann. Ich lief sogar zu der Stelle, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, und kroch in dem Gestrüpp herum, um den Boden auf Fußabdrücke zu überprüfen. Aber die Erde war hart, und er hatte kein e … na ja, fast gar nichts angehabt.
    Das Heulen eines Wolfs ertönte nah genug, dass ich zusammenzuckte, gleichzeitig aber so weit weg, dass ich Jessie mit gleichmäßigen Schritten folgte, statt zu rennen. Ich würde weder sie noch jemanden sonst merken lassen, wie nervös ich war.
    Hatte ich wirklich einen Mann namens Damien getroffen? Vermutlich.
    War er wirklich nur ein Mann? Oder mehr als das? Ich würde das vielleicht nie mit Bestimmtheit wissen.
    Jessies Zuhause war eine Wohnung in einem kleinen, an die Polizeiwache angrenzenden Mietshaus. Ich parkte neben dem Streifenwagen und folgte ihr die Treppe hinauf in den zweiten Stock.
    „Sind Sie wirklich ein Cop?“, fragte ich. „Oder ist das nur Tarnung?“
    „Ich bin ein Cop.“
    Sie führte das nicht näher aus, trotzdem erfasste mich neuer Ärger. Jessie McQuade durfte ihrem selbst erwählten Job nachgehen, während sie die Welt rettete. Ich musste vorgeben, eine Beamtin des DNR zu sein, was mir überall nur Ablehnung einbrachte.
    Aber ich konnte schlecht gleichzeitig Werwolfjägerin und Grundschullehrerin sein. Schon der Gedanke war lächerlich.
    Die Tür schwang auf, noch bevor Jessie sie berührte, und ein langer, ausgemergelter Schatten breitete sich über den Boden des Treppenhauses aus.
    „Edward“, murmelte ich.
    Jessie warf mir einen schnellen, überraschten Blick zu, und mir wurde bewusst, dass ich seinen Namen laut und mit einer freudigen Stimme, die nicht mir gehörte, ausgesprochen hatte. Ich konnte mir keine Bindungen erlauben, noch nicht mal zu ihm, deshalb straffte ich die Schultern, räusperte mich und streckte ihm meine Hand entgegen. „Schön, Sie zu sehen, Sir.“
    „Lieber Himmel, warum schlagen Sie nicht gleich die Hacken zusammen und salutieren?“, spottete Jessie, als sie sich an ihm vorbeizwängte.
    Edward Mandenauer war der unwahrscheinlichste Anführer einer elitären Monsterjäger-Organisation, den man sich vorstellen konnte. Er war dürr wie ein Skelett und sah keinen Tag jünger aus als die achtzig–plus–x Jahre, die er auf dem Buckel hatte. Aber er konnte noch immer einen Abzug betätigen und hatte mehr Monster zur Strecke gebracht als jeder andere, sogar mehr als ich. Ich bewunderte ihn. Mehr, als ich je zugeben würde.
    „Warum sind Sie nicht direkt zu mir gekommen, Leigh?“ Edward trat einen Schritt zurück, um mich in die Wohnung zu lassen.
    „Jetzt bin ich hier.“
    „Sie haben einen Umweg gemacht.“
    „Woher wissen Sie das?“ Ich sah ihn finster an. „Wie hat sie mich gefunden?“
    „Sie haben Ihren Wagen im Ort zurückgelassen. Jessie hat das Nummernschild überprüft und ist Ihnen dann in den Wald gefolgt.“
    Mein Interesse war geweckt. Das Verfolgen einer Fährte war noch nie meine Stärke gewesen. Ich hatte nicht die nötige Geduld. Jessie musste sehr gut sein, nachdem sie mich so schnell im Dickicht eines Waldes gefunden hatte, der ihr ebenso unvertraut sein musste wie mir.
    „Ihrem kleinen Freudenfeuer nach zu urteilen“, warf Jessie im Plauderton ein, „hat sie schon damit angefangen, sie abzuknallen.“
    „Das ist mein Job“, fauchte ich.
    „Und das hier ist meine Stadt.“
    „Mädchen, Mädchen“, sagte Mandenauer beschwichtigend.
    „Nennen Sie mich nicht Mädchen“, herrschten Jessie und ich ihn gleichzeitig an.
    Wir wechselten einen finsteren Blick. Mandenauer seufzte. „Ihr beide müsst zusammenarbeiten. In Crow Valley gehen seltsame Dinge vor sich.“
    Damit hatte er meine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Noch seltsamer als Werwölfe?“
    „Das möchte ich meinen. Ist Ihnen der Name dieses zauberhaften Städtchens aufgefallen?“
    Crow Valley. Krähental . Ich hatte nicht darüber nachgedacht. Wie dumm von mir.
    Aus der Wissenschaft unbekannten Gründen gestatten die Wölfe den Krähen, sich an ihrer Beute gütlich zu tun. Einige Naturforscher glauben, dass die Vögel vorausfliegen, geeignete Beutetiere auskundschaften und die Wölfe anschließend hinführen. Aus Dankbarkeit oder als Belohnung für den erwiesenen Dienst verjagen die

Weitere Kostenlose Bücher