Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
bittest ihn um ihre Heilung, flößt ihr seine Melodie ein. Du berührst sie einfach, damit auch IHR Körper die Melodie aufnimmt und in seinem Rhythmus schwingt. Das ist wichtig, um sie einzustimmen, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn sie dann hohes Fieber bekommen hat, bringt Lucius sie nach Hause. Es wird einen Tag anhalten. Ihr wiederholt das alle sieben Tage, sieben bis acht Wochen lang.“
Lucy nickt.
„Es ist gut, dass das große Geschwür entfernt wurde. Es hätte sie nur viel Kraft gekostet, gegen dieses anzukämpfen. Aber mehr solltet ihr die Ärzte nicht tun lassen. Sie haben nicht die geeigneten Mittel, verstehen nicht, was sie tun. Sie sind nie Eins mit dem Großen Geist.“
„Man kann mit ihm heilen“, sinniert Lucy und blickt überrascht auf Granny herab, als diese lacht.
„Ja, Kind. Er ist nicht nur zum Trösten gut. Wenn du im Einklang mit ihm bist, kannst du alles erreichen.“ Sie gibt ihr einen Briefumschlag in die Hand. „Hier. Das kam vor kurzem mit der Post. Zeige es ihr nicht. Denn sie braucht ihre ganze Hoffnung.“
Lucy öffnet den Umschlag, der den Absender von Doktor Shellers Klinik in Ricksdale trägt, und bringt neben einem maschinengeschriebenen Brief ein graues Bild eines menschlichen Skelettes zum Vorschein. Es ist ein Knochenszintigramm, wie sie der Legende entnimmt. Und sie muss die Diagnose nicht erst lesen. Am Becken, an zwei Rippen und an einem Oberschenkel zeugen schwarze Punkte von Metastasen des Brust-Tumors. Sie schluckt. „So etwas sollte man Keinem zeigen, der noch Hoffnung auf Heilung hat.“
Das Telefon in Ellis‘ Wohnstube klingelt. Lucy nimmt ab. „Ja? Hier Denalo.“
„Hey Lu.“
„Robert“, freut sie sich. Ja, sie freut sich wirklich. Es hat zwar ein wenig gedauert, doch sie verstehen sich wieder gut. Die Trennung hat sie dazu gebracht, völlig ungezwungen miteinander umzugehen. „Wie geht es dir?“
Er bläst die Luft aus. „Du hattest Recht.“
„Natürlich. … Womit denn?“
„Mit dem Abstand und so. Es war richtig, Lu.“
Sie ist erstaunt. „Freut mich, dass du es jetzt auch so siehst.“
„Ja. Wir haben einfach nicht zusammen gepasst. … Obwohl es manchmal schon noch weh tut.“
Sie seufzt. „Was hast du erwartet. Es waren zehn Jahre. … Rob?“
„Hm?“
„Wie heißt sie denn?“
Er lacht herausfordernd auf. „Das ist ganz Lu! Ist doch egal, oder“, weicht er ihr aus. „Hey. Kannst du dich loseisen? Ich meine wegen deiner Mutter. Musst du ihr noch beistehen, oder geht es ihr besser?“
„Die Ärzte denken, dass sie es geschafft hat. Sprechen von einem Wunder. Kennst du noch den Doc, der mich damals behandelt hat?“
Er seufzt. „Wie könnte ich den vergessen, Lu. Doktor Sheller.“
„Genau. Er nennt das, was ich mit ihr gemacht habe, Thermotherapie. Ist ein Verfahren, das in Vergessenheit bei ihnen geraten ist. Aber sie haben vor, es jetzt genauer unter die Lupe zu nehmen. … Auf jeden Fall kann ich Mom nun beruhigt wieder allein lassen.“
„Das ist gut. Der Sommer ist so gut wie vorbei. Hast du was mit deinen Bartkauzen erreicht?“
„Es ist verrückt, Rob. Sie sind so selten, doch es gibt hier gleich zwei Pärchen in der Nähe. Vielleicht eine Stunde Fußmarsch von der Siedlung entfernt. Ein Eingeborener hat mir von ihnen erzählt.“
„Dann schlage ich vor, du siehst sie dir mal an.“
„Ich habe die Leute hier ausgefragt. Die haben mir von großartigen Erlebnissen mit den Wildtieren erzählt. Du wärst begeistert.“
Er bläst grübelnd die Luft aus. „Ja. … Das kommt gut. Du machst die Fakten, sie die Legenden. Der Mensch im Einklang mit der Natur. … Das spricht an. Und dann noch deine Verbindung mit den Eingeborenen. Die Leute sind ganz heiß drauf, mehr darüber zu erfahren, seit bekannt ist, dass du ein Halbblut bist. Das verheißt Absatz, Lu.“
„Das Halbblut habe ich überhört …“
„Wie ich dich kenne, sprichst du bereits fließend ihre Sprache.“
„Ja. Geht schon ganz gut.“
„Das müssen wir mit einbinden. Deine sexy Schlauheit. … Okay. Das wird genial, lass es uns einfach so machen. Die Bartkauze verschieben wir auf den Frühling. Dann haben sie Junge. Die sehen umwerfend aus, kommen viel besser, als die Alttiere. Und du hast bis dahin Zeit, die Pärchen an dich zu gewöhnen. … Du fragst deine Indianer, ob sie uns Interviews geben würden. Ich werde sie auch gut bezahlen. … Aber wehe, sie flunkern deswegen irgendwas zusammen! … Und dann schneiden wir
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