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0277 - Der Tod hat viele Gesichter

0277 - Der Tod hat viele Gesichter

Titel: 0277 - Der Tod hat viele Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod hat viele Gesichter
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Einziger Augenzeuge des Mordes war der blinde Joe.
    Er stand am Fenster und sah, wie der Feuerstoß aus der MP die Telefonzelle beinahe in zwei Hälften zersägte. Er sah, wie der Mann hinter den Milchglasscheiben herumgewirbelt wurde und dann langsam in die Knie brach.
    Der Mörder mit der Tommy Gun saß in einem grasgrünen Ford, der jetzt mit heulenden Reifen um die Ecke zur Siebenten Avenue verschwand.
    Aber der blinde Joe hatte die Nummer des Wagens genau erkannt, denn seine Augen waren scharf wie die eines Adlers.
    Joe - der sich tagsüber als blinder Bettler im Luna Park von Coney Island herumtrieb und auch hier in der 48. Straße, wo er seine Wohnung hatte, für blind gehalten wurde - starrte jetzt nachdenklich auf die menschenleere Straße.
    Eigentlich müsste ich Detektiv Lieutenant Petersen verständigen, dachte Joe. Die Bullen hätten leichte Arbeit, wenn ich ihnen die Autonummer nenne. Aber dann ist mein Job zum Teufel. Dann wissen sie, dass ich…
    Verdammt! Nein! Sollen sie doch sehen, wie sie fertig werden…
    ***
    »Jerry, hier ist ein Knabe an der Strippe, der sich ›die Maus‹ nennt und dich unbedingt sprechen will. Er meint, du kennst ihn, und sein Anliegen sei lebenswichtig. Soll ich durchstellen?«
    »Ich kannte keine ›Maus‹. Sicherlich handelte es sich um einen jener Typen, die bei uns unter der Bezeichnung ›Verbindungsleute‹ geführt werden.«
    »Also gut - stell durch!«
    Eine keuchende Stimme drang an mein Ohr.
    »Ist dort Cotton?«
    »Ja. Was wollen Sie?«
    »G-man, es ist furchtbar eilig, und ich glaube, sie sind schon hinter mir her. Eine furchtbare Schweinerei. Übermorgen soll die First -« Dann kam ein Prasseln und Klirren, ein kurzer Schrei.
    Ich fuhr wie elektrisiert von meinem Stuhl hoch, drückte auf den Vermittlungsknopf - damit das Gespräch nicht unterbrochen wurde - und wählte die Zentrale.
    »Jack, stell bitte sofort fest, woher dieses Gespräch kam. Ich bleibe in der Leitung.« .
    Beim FBI wird schnell geschaltet. Jack meldete sich nach einer knappen Minute wieder. »Aus einer Fernsprechzelle an der Ecke 48. Straße - 7. Avenue. Der Teilnehmer hat noch nicht aufgelegt.«
    »Natürlich. Er kann wahrscheinlich nicht mehr auf legen.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Jack.
    »Ich muss weg. Wenn Phil kommt, sag ihm, er soll unbedingt auf mich warten.«
    »Okay, wird gemacht.«
    Ich preschte los. Mein Jaguar stand im Hof. Ich betätigte Sirene und Rotlicht und fädelte mich rasch in den nicht mehr allzu starken Verkehr ein.
    Was hatte mir der Anrufer mitteilen wollen? Warum rief er das FBI an und nicht die Stadtpolizei? Warum verlangte er gerade mich?
    ***
    Als ich meinen Wagen an der Straßenseite parkte, herrschte in der 48. Straße bereits der übliche Rummel. Schaulustige hatten sich eingefunden, die die Arbeit der Polizei nach Kräften behinderten.
    In entsprechender Laune fand ich meine Kollegen von der City Police vor, die mich erst an den Tatort heranließen, nachdem ich mich legitimiert hatte.
    »Wer leitet die Untersuchung?«, fragte ich den nächststehenden Cop.
    »Lieutenant Petersen, Sir«, meldete er. »Wir haben ihn schon verständigt, er muss jeden Augenblick eintreffen.«
    »Augenzeugen?«
    »Nein, Sir - diese Leute hier haben nichts gesehen, sie sind erst später dazu gekommen. Ist das hier eine FBI-Angelegenheit?«
    »Nein, wenigstens im Augenblick noch nicht. Ich warte jetzt auf Lieutenant Petersen.«
    Der Cop salutierte und wandte sich ab.
    Ich betrachtete inzwischen die Umgebung der Telefonzelle. Sie lag an einer der Ecken, die für New York so typisch sind: verhältnismäßig ruhige, dunkle Straße, nicht viel los, aber nicht weit entfernt flutete der nächtliche Verkehr der Sixth und Seventh Avenue vorbei. Wäre es still gewesen, dann hätte man den Verkehrslärm wie eine Brandung gehört, und der Himmel über der Millionenstadt spiegelte die ungezählten Lichtreklamen wider.
    Der Cop schreckte mich aus meinen Gedanken auf.
    »Lieutenant Petersen ist inzwischen eingetroffen, Sir«, meldete er. »Dort drüben an der Telefonzelle.«
    »Danke.«
    Ich ging hinüber und erblickte einen spindeldürren, großen Mann in einem dunkelblauen Regenmantel, der einige Nummern zu weit war, ihm aber nur bis an die Knie reichte.
    »Lieutenant Petersen?«, fragte ich und tippte ihn von hinten an. Er vollführte ein Kunststück, wie ich es zuvor noch nicht gesehen hatte. Er drehte mir nämlich den Oberkörper voll zu, während seine Füße unverändert stehen blieben

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