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Wolfstränen - Roman (German Edition)

Wolfstränen - Roman (German Edition)

Titel: Wolfstränen - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Entfernung wartend auf wie eine befrackte Wachsfigur.
    Blackhole bestellte souverän auf Französisch.
    Was ihnen wenig später – frisch, wie der Kellner betonte! – servierte wurde, spottete jeder Beschreibung. Schöpskeule, Buttermandeln, Fasanenbeine, verschiedene Puddingsorten, Früchte in Kandis und dazu wunderbar schäumendes Bier.
    Bin ich im Paradies?, fragte sich Nell.
    Blackhole machte eine aufmunternde Geste.
    »Warum führen Sie mich in ein so feines Haus?«, wollte Nell wissen.
    »Sie sind eine faszinierende Frau.«
    »Ich bin ihre Bedienstete. So etwas ziemt sich nicht. Mein Kleid ist alt und kann nicht mit der schönen Mode mithalten, die die Frauen hier tragen. Sie machen sich durch mich lächerlich und ruinieren Ihren Ruf.«
    »Ja, Miss Nell!« Blackhole nickte kauend. »Das mag sein und es stört mich nicht. Und es hält mich nicht davon ab, den Abend mit Ihnen zu genießen. Gleich vorweg etwas, dass ich für wichtig erachte. Ich versichere Ihnen, daß ich keinerlei unziemliche Gedanken hege, auch wenn man uns Herren das nachsagt.«
    »Ach!« Zorn stieg in Nell hoch. »Und was ist mit den Lüstlingen, die über ihre Hausmädchen herfallen?«
    Blackhole runzelte die Stirn. Er legte behutsam das Besteck auf den Tellerrand und beugte sich zu Nell. Er reichte ihr seine offenen Hände, die Nell ignorierte. »Warum diese Bitterkeit? Schauen Sie sich um. Die Welt ist schön. Ich möchte nur, daß Sie sich wohlfühlen, sozusagen als kleines Dankeschön für die Dienste, die Sie mir im letzten Jahr erwiesen haben!«
    »Zehn Monate.«
    »Einverstanden, zehn Monate.«
    »Laden Sie auch Drought ein?«
    Blackhole schmunzelte. »Selbst wenn ich es wollte – dieser griesgrämige Kerl würde nicht zulassen, daß ich Drinks mit ihm teile! Butlerehre bedeutet Distanz, müssen Sie wissen. Diese Männer, von Kind auf an ein Leben mit aufrechtem Gang gewöhnt, sind manchmal recht ... merkwürdig. Viele von ihnen sind die besten Freunde, die man haben kann. Verschwiegen und ehrlich. Einen Butler können Sie kritisieren wie Sie wollen, er wird Sie anschauen und hinter seiner Stirn lächelt er über Sie. Ich habe noch nie einen Butler kennengelernt, der ... devot war. Nein – im Grunde sind sie stahlharte Kerle, aber stets loyal.«
    Nun schmunzelte auch Nell. Sie lehnte sich zurück, schloss für einen Augenblick die Augen und genoss die Musik, die Wärme, den Duft der Speisen und die Tatsache, daß sie dies erleben durfte. Als sie ihre Augen wieder öffnete, bereute sie fast, daß Blackhole seine Hände wieder zurückgezogen hatte. Er war ein netter Mann, war niemand, der eine Frau schlecht behandelte. Was aber war mit den Geräuschen, die sie gestern Abend gehört hatte? Dieses Wolfsheulen! Das Schnappen und Greifen hinter der Tür, zu der nur Blackhole einen Schlüssel hatte?
    Der Kellner schenkte nach und räumte Teller und Soßenterrinen ab. Er wechselte das Tischtuch und stellte Weingläser auf, die er nach einem bestätigenden Nicken Blackholes umgehend füllte.
    »Als ich gestern abend vor Ihrer Tür stand, als ich Ihnen Ihren Tee bringen wollte ...«, setzte Nell an.
    »Ich weiß, ich weiß! Drought hat mich belogen.«
    »Nein – darum geht es jetzt nicht.«
    Das Orchester spielte einen Walzer und Blackhole sprang auf. »Gestatten Sie mir diesen Tanz!« Er reichte ihr seine Hand, die Nell griff.
    Es war wunderbar. Blackhole hielt sie sicher in seinen Armen. »Sie tanzen wie eine Elfe«, flüsterte er und sein Gesicht war dem von Nell ganz nahe. Sein Atem roch, trotz des mächtigen Essens, nach zerkauter Nelke, und seine Haut war nur leicht geschminkt, ansonsten rein und gepflegt. Aber das faszinierendste waren seine Augen. Schwarze Seen, in denen Nell versank wie in der Umarmung eines sprudelnden Wasserfalles an einem Hochsommertag.
    Die Zeit verging wie im Flug. Das gute Essen, die Atmosphäre des Hall Inn , Bier und Wein und nicht zuletzt Adrian Blackhole gaben ihr das Gefühl, auf Wolken zu schweben.
    Sie tanzten die halbe Nacht und erst als alle Tische abgeräumt waren und das müde Orchester ein letztes Stück intonierte, erwachte Nell.
    Blackhole legte ihr seine Hände auf die Schultern. Sie standen mitten auf der Tanzfläche. Um sie herum drehte sich das Hall Inn wie ein stummer Kreisel. Genauso gut hätten sie irgendwo am Ende der Welt alleine sein können.
    »Ich dachte, wir wollten nur miteinander reden?«, flüsterte Nell.
    »Manchmal braucht es keine Worte, um zu wissen!«
    »Dieser Abend ist

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