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Wolfstränen - Roman (German Edition)

Wolfstränen - Roman (German Edition)

Titel: Wolfstränen - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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anblickten, aber ansonsten gewähren ließen.
    Die kämpfenden Wölfe hielten in ihrem Kampf inne und starrten sie schwer atmend und hechelnd an. Aus ihrem Fell tropfte Blut.
    Eiskaltes Grauen zog durch Nell.
    Zwei schwarze Wölfe. Gelbe Augen, gleich groß, sich zum Verwechseln ähnlich. Welcher von ihnen, um alles in der Welt, war Nicolai, welcher Adrian?
    Die schwarzen Wölfe standen nebeneinander, ihre Ohren zuckten, sie starrten auf Nell und auf die Waffe, die sie hob. Nell suchte nach einem Zeichen des Angriffs, doch beide Wölfe waren völlig regungslos. Keiner der beiden machte Anstalten, sich auf sie zu stürzen und aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass die anderen Wölfe sich ebenso ruhig verhielten, fast wie menschliche Zuschauer, die gebannt einer Vorstellung im Covent Garden beiwohnten.
    »Wer von euch ist Adrian?«, flüsterte Nell.
    Beide Wölfe fingen an zu winseln und sanken in einer Unterwerfungsgeste auf den Bauch.
    »Wer, lieber Gott?«
    Die Wölfe hechelten. Sie schnappten in die Luft und einer der beiden hob sein Hinteil etwas an, während seine Flanken zu zittern begannen.
    »Ich will dich nicht erschießen, Adrian«, schluchzte Nell. Die schwere Waffe in ihrer Hand bebte. Vermutlich würde sie sowieso nicht treffen.
    Der Nicolai-Wolf würde sie zerreißen, es sei denn, Adrian schützte sie. Adrian, dem sie in Gedanken Unrecht getan hatte, wie auch Drought, der sie lediglich hatte beschützen wollen.
    Alles war verwirrend.
    Alles war durcheinander.
    Eine gespenstische Stille stellte sich ein, sogar der Wind schien zu ruhen. Das Gewitter hatte aufgehört. Die Nacht lastete schwer auf Nells Schultern, doch noch schwerer drückte sie die Verantwortung in die Knie.
    Lange würde sie den Revolver nicht mehr halten können, denn er bog ihren Arm nach unten. Sie würde es nicht übers Herz bringen. Sie würde sich irren, würde Adrian töten oder verletzen.
    Nein, das konnte niemand von ihr verlangen.
    Wer war wer?
    Sie würde Droughts Aufgabe übernehmen, der die beiden Blackholes wie Söhne aufgezogen hatte, und sie wollte nicht, dass der alte Butler noch im Tode enttäuscht wäre.
    Wer war wer?
    Einer der Wölfe sprang, ein schwarzer Schatten, der auf sie zu raste wie ein düsterer Geist und Nell zog den Abzug, es gab einen ohrenbetäubenden Knall, es stank nach Rauch und nach Fleisch und verbranntem Fell und der Revolver ruckte schmerzhaft in ihrem Handgelenk, sie ließ ihn fallen und stolperte rückwärts, etwas drückte gegen sie, raubte ihr den Atem und über ihrem Gesicht schnappte ein Maul auf und zu, klackende Zähne, eine nasse Zunge, Speichel tropfte auf ihre Wangen, sie fing an zu schluchzen und der Wolf seufzte mit stinkenden Atem und begrub sie unter sich.
    Nells Schluchzen endeten und alles wurde dunkel.
     
     
     
     
     
     

Nachspiel
     
    Die Droschke näherte sich Stairfield House.
    Der schmale Mann bewunderte die gepflegte Aussenanlage und als das Gefährt durch das geöffnete Tor über den knirschenden Kies rollte, freute er sich auf die Begegnung.
    Adrian Blackhole begrüßte seinen Gast. Der schmale Mann verbeugte sich. Adrian stellte ihm seine Frau vor.
    »Ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen, Mrs Blackhole«, sagte der Gast. »Ganz London spricht über Sie und die herrliche Doppelhochzeit. Ein gesellschaftliches Ereignis, in der Tat.« Sein schmales Gesicht war dominiert von großen, verträumt wirkenden Augen und wurde eingerahmt von schulterlangen Locken. Er hatte die Jugend hinter sich gelassen und war auf dem Weg in die späteren Jahre, weshalb er sich einen Bart wachsen ließ. Er sah blendend aus, wenn auch seine Kleidung etwas geckenhaft wirkte. Er küsste Nell formvollendet die Hand.
    »Es ist mir eine große Ehre, Mister Dickens«, sagte Nell. »Darf ich Ihnen meinen Bruder und seine Frau vorstellen.«
    »Ich bitte darum.«
    »Mrs Meggy Scofield und Mister Bernard Scofield, alter und neuer Besitzer von Morrisson House.«
    Über Dickens’ Gesicht huschte ein Schmunzeln. Das also waren sie heute, die Beiden, die ihm im Covent Garden Theatre aufgefallen waren.
    »Ich habe viel von Ihnen gehört, Mrs Scofield, Mrs Blackhole.« Dickens Stimme war von unzähligen Lesungen geschult und eindringlich. »Ihre soziale Arbeit ist über die Grenzen Londons hinaus bekannt. Ich bewundere Frauen wie Sie.« Er nickte den Beiden zu. »Und ich bewundere Ihre geduldigen Männer.«
    Adrian grinste schief und Bernard fummelte an seinem Halstuch.
    »Man ist in den Clubs nicht

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