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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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haben.«
    »Das Übernachten haben wir beibehalten, ungeachtet des Alters.« Maeve lächelte.
    Clara lachte und umarmte sie erneut, so dass Maeve beinahe den Anlass für das heutige Übernachten, das heutige Picknick vergaß. Während der vergangenen acht Jahre hatte sich ihre Freundin jedes Mal im Juni bei ihr einquartiert, zum Vorabend des Tages, an dem Mara den grünen Gartenschlauch und die gelbe Gießkanne aus der Hand gelegt, die gelben Stiefel ausgezogen und den Garten ihrer Großmutter für immer verlassen hatte.
    Für immer war eine lange Zeit.
    Aber sie war ein wenig leichter zu ertragen, wenn man eine Herzensfreundin hatte, die einem zur Seite stand, dachte Maeve und nahm Claras Hand, als sie in die Küche gingen, um sich über den Picknickkorb herzumachen.

Kapitel 2
    D ie beiden Mädchen hatten den Bus verpasst, so dass sie nach der Schule zu Fuß nach Hause gingen und auf der Schotterstraße hoch über dem Golf von St. Lawrence mit einem Kieselstein Fußball spielten. Sie kickten abwechselnd. Zuerst versetzte Jessica dem Stein mit ihrem Laufschuh einen kräftigen Tritt, dann war Rose an der Reihe. Zwischendrin setzten sie ihren Weg fort und unterhielten sich angeregt.
    »Lieblingsfarbe?«, fragte Rose.
    »Blau. Lieblingstier?«
    »Katze. Lieblingsbuch?«
    »Der König von Narnia.«
    »Meins auch.« Rose lachte, als sie den Stein hoch in die Luft schleuderte, so dass er einen weiten Bogen beschrieb und in der Mitte der Straße landete. »Hast du das gesehen?«
    »Schon gut, du bekommst die Goldmedaille. Also, zurück zu Fragezeit. «
    »Das haben wir schon so oft gespielt. Wir kennen doch die Antworten auf alle Fragen.«
    »Nicht auf alle«, erwiderte Jessica geheimnisvoll. »Wir sind erst seit April Freundinnen, seit wir hierhergezogen sind. Ich wette, du hast keine Ahnung, woher ich komme.«
    »Aus Boston.«
    »Das erzählen wir den Leuten.« Jessica setzte eine scheinbar besorgte Miene auf. »Aber es gibt Geheimnisse, die nicht einmal meine beste Freundin kennt – es sei denn, sie macht sich die Mühe, mich danach zu fragen  …«
    Rose kicherte. Jessica und sie waren fast neun, und es war spannend, sich auszumalen, dass ihre neue Freundin dunkle Geheimnisse in ihrem tiefsten Inneren verbarg – und man nur fragen musste, um mehr darüber zu erfahren. Sie ging schweigend weiter, in Gedanken vertieft. Linker Hand breitete sich der Golf von St. Lawrence unendlich weit aus. Das Wasser war spiegelglatt und dunkelblau, mit einem hauchzarten Schleier, der wie ein Seidenschal auf der Oberfläche lag. Rose wusste, wenn sie diesen Schleier sah, stand der Sommer vor der Tür. Sie suchte mit ihren Blicken die Bucht ab, hielt nach Nanny Ausschau, denn mit dem Sommer kam Nanny.
    Jessicas nächster Stein landete versehentlich im Unkraut, so dass es einen neuen auszuwählen galt. Rose kletterte vorsichtig ein Stück die Böschung hinab, um den alten Stein zu suchen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie den Wunsch, ihn zu behalten, deshalb steckte sie ihn in die Tasche, sobald sie ihn gefunden hatte. Als sie hochsah, war Jessica bereits hinter der Biegung verschwunden. Rose hüpfte ein paar Schritte hinterher. Ihr Herz flatterte wie ein gefangener Vogel, und sie begann zu laufen.
    »Willst du das Geheimnis nicht wissen?« Jessica dribbelte mit dem Stein, als hätte sie einen Fußball auf dem Bolzplatz vor sich.
    »Doch, natürlich.«
    »Dann frag mich doch. Na los – ich gebe dir einen Hinweis. Du musst mich nach meinem richtigen Namen fragen.«
    »Den kenne ich doch – Jessica Taylor.«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Könnte ja sein, dass Taylor der Name meines Stiefvaters ist oder ein angenommener Name, der auf James Taylor zurückgeht. Wir finden seine Musik toll.«
    »Meine Mutter und ich auch.«
    »Mein richtiger Vater hat ihn einmal in einem Konzert gesehen. In Tanglewood.«
    »Dein richtiger Vater?« Rose hätte gerne weitere Fragen gestellt, aber Jessicas angespannte Miene gebot ihr Einhalt. Ihre Augen waren verengt und ihre Lippen aufeinandergepresst. Die Veränderung trat von einer Sekunde auf die andere ein und war genauso schnell wieder verschwunden, aber Rose hatte sie bemerkt. Bei den Worten ›wirklicher Vater‹ hatte sich eine Kluft zwischen ihnen aufgetan. Rose spürte sie in ihrem Herzen, als flatterte dort ein weiterer Vogel im Käfig.
    »Die Luft ist hier oben mit Sicherheit sauber.« Jessica wechselte das Thema, als sie ihren Weg fortsetzten. »Das ist auch der

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