Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
und bedachte den Mann mit dem gleichen eisenharten Blick. »Aes Sedai bitten niemals um Hilfe, Baroc«, grollte sie. »Aes Sedai bitten niemals um irgend etwas.« Er erwiderte ihren Blick sanft, aber kurz darauf seufzte sie, als hätte er sie mit seinem Blick bezwungen. Aber sie sah Elayne dennoch genauso hart an wie zuvor die beiden anderen. »Was wollt Ihr von uns« - sie zögerte - »Tochter-Erbin von Andor?« Selbst das klang skeptisch.
    Nynaeve sammelte sich, zum Angriff bereit -Aviendha hatte sich mehr als eine von den Aes Sedai im Tarasin-Palast heftig geäußerte Tirade anhören müssen, wie oft sie vergaßen, daß sie und Elayne auch Aes Sedai waren; jemand, von dem nicht einmal Aes Sedai leugneten, er könnte Blutvergießen bringen. Nynaeve öffnete den Mund... Und Elayne brachte sie mit einer Berührung am Arm und mit einem für Aviendha unhörbaren Flüstern zum Schweigen. Nynaeves Gesicht war noch immer karmesinrot, und sie wirkte, als wollte sie sich ihren Zopf samt Haarwurzeln ausreißen, aber sie hielt dennoch den Mund.
    Es konnte Elayne natürlich nicht gefallen, wenn nicht nur ihr Recht, Aes Sedai genannt zu werden, sondern auch ihr Recht auf den Titel der Tochter- Erbin offen in Frage gestellt wurde. Die meisten hätten sie für sehr gefaßt gehalten, aber Aviendha erkannte die Zeichen. Das erhobene Kinn zeugte von Zorn. Wenn man weiterhin die stark geweiteten Augen in Betracht zog, wußte man, daß Elayne wie eine Fackel war, die Nynaeves Glut noch übertraf. Birgitte hatte sich ebenfalls auf die Zehenspitzen erhoben, das Gesicht starr und die Augen wie Feuer. Sie spiegelte Elaynes Empfindungen normalerweise nicht wieder, außer wenn sie sehr heftig waren. Aviendha legte die Finger um das Heft ihres Gürtelmessers und machte sich bereit, Saidar zu umarmen. Sie würde zuerst die Windsucherin töten. Die Frau konnte die Macht gut lenken, und sie wäre gefährlich. Sie konnten bei so vielen Schiffen noch andere Windsucherinnen finden.
    »Wir suchen ein Ter'angreal.« Abgesehen von ihrem gezwungenen Tonfall würde jedermann, der sie nicht kannte, glauben, Elayne sei vollkommen ruhig. Sie sah Nesta din Reas an, sprach aber an alle gewandt, vielleicht an die Windsucherin im besonderen. »Wir glauben, damit das Wetter heilen zu können. Es sollte Euch doch genauso viele Sorgen bereiten wie der Landbevölkerung. Baroc sprach von endlosen Stürmen. Ihr müßt die Berührung des Dunklen Königs, die Berührung des Vaters der Stürme, auf See genauso erkennen wie wir an Land. Mit diesem Ter'angreal könnten wir das ändern, aber wir vermögen es nicht allein zu tun. Es wird die Zusammenarbeit vieler Frauen benötigt, vielleicht ein voller Kreis von dreizehn. Wir denken, daß unter diesen Frauen auch Windsucherinnen sein sollten. Niemand sonst weiß so viel über das Wetter, keine lebende Aes Sedai - um diese Hilfe bitten wir.«
    Tödliches Schweigen folgte auf ihre Rede, bis Dorile din Eiran vorsichtig äußerte: »Dieses Ter'angreal, Aes Sedai. Wie heißt es? Wie sieht es aus?«
    »Es besitzt keinen mir bekannten Namen«, belehrte Elayne sie. »Es ist eine dicke Kristallschale, flach, aber mit etwas über zwei Fuß Durchmesser und innen mit Wolken verziert. Wenn man die Macht hineinlenkt, bewegen die Wolken...«
    »Die Schale der Winde«, unterbrach die Windsucherin sie aufgeregt und trat unbewußt auf Elayne zu. »Sie haben die Schale der Winde.«
    »Ihr habt sie wirklich?« Der Blick der Herrin der Wogen heftete sich begierig auf Elayne, und auch sie trat unbewußt vor.
    »Wir suchen sie«, erklärte Elayne. »Aber wir wissen, daß sie sich in Ebou Dar befindet. Wenn es dieselbe...«
    »Sie muß es sein«, rief Malin din Toral aus. »Eurer Beschreibung nach muß sie es sein!«
    »Die Schale der Winde«, keuchte Dorile din Eiran. »Wenn man sich vorstellt, daß sie nach zweitausend Jahren hier wiedergefunden würde! Es muß der Coramoor sein. Er muß...«
    Nesta din Reas schlug laut die Hände zusammen. »Habe ich hier die Herrin der Wogen und eine Windsucherin vor mir oder zwei Decksmädchen bei ihrer ersten Begegnung mit einem Schiff?« Malin din Torais Wangen röteten sich vor Verärgerung, und sie neigte starrsinnig den Kopf. Dorile din Eiran errötete doppelt so stark, verbeugte sich und legte die Fingerspitzen an Stirn, Lippen und Herz.
    Die Herrin der Schiffe sah sie einen Moment stirnrunzelnd an, bevor sie fortfuhr, »Baroc, ruft die anderen Herrinnen der Wogen zusammen, die diesen Hafen halten,

Weitere Kostenlose Bücher