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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mit in die Hand gestütztem Kinn da, und ihre durchdringenden blauen Augen versuchten, bis in ihr Herz zu blicken.
    »Einige sehen mich so.« Sie atmete erneut tief ein und stieß dann die Wahrheit hervor. »Alle bis auf eine Handvoll sehen mich so. Jetzt. Wenn unser Kampf beendet ist, werden sie erkennen, daß ich tatsächlich ihr Häuptling bin, und sie werden tun, was ich sage.«
    »Kommt zu uns zurück«, sagte Bair. »Ihr habt zuviel Ehre für diese Frauen. Sorilea läßt bereits ein Dutzend junge Männer für Euch suchen, die Ihr Euch im Schwitzzelt ansehen sollt. Sie verspürt den starken Wunsch, Euch einen Brautkranz winden zu sehen.«
    »Ich hoffe, sie wird dort sein, wenn ich heirate, Bair.« Gawyn, wie sie hoffte; sie wußte von der Deutung ihrer Träume her, daß sie sich mit ihm verbinden würde, aber nur die Hoffnung und die Sicherheit der Liebe besagten, daß sie heiraten würden. »Ich hoffe, Ihr alle werdet dasein, aber ich habe meine Wahl getroffen.«
    Bair hätte noch weiter debattiert und Melaine ebenso, aber Amys hob eine Hand, und sie schwiegen, wenn auch ungern. »Ihre Entscheidung beinhaltet viel Ji. Sie wird ihre Feinde ihrem Willen beugen, nicht vor ihnen davonlaufen. Ich wünsche Euch, daß Ihr Euren Kampf gut führt, Egwene al'Vere.« Amys war eine Tochter des Speers gewesen und dachte auch häufig noch so. »Setzt Euch. Setzt Euch.«
    »Sie besitzt ihre eigene Ehre«, sagte Bair, während sie Amys stirnrunzelnd ansah. »Aber ich habe noch eine andere Frage.« Ihre Augen waren von einem fast wäßrigen Blau, aber als sie sich Egwene zuwandte, wirkten sie genauso durchdringend wie Amys'. »Werdet Ihr diese Aes Sedai dazu bringen, vor dem Car'a'carn niederzuknien?«
    Egwene war bestürzt, aber sie zögerte nicht mit der Antwort. »Das kann ich nicht tun, Bair. Und ich würde es auch nicht tun, wenn ich es könnte. Unsere Treuezugehörigkeit gilt der Burg, den Aes Sedai insgesamt, noch vor den Ländern, in denen wir geboren wurden.« Das war die Wahrheit, oder sollte es sein, obwohl sie sich fragte, wie die Behauptung in ihren Gedanken mit ihrem und der anderen Aufruhr übereinstimmte. »Aes Sedai schwören nicht einmal der Amyrlin die Treue und sicherlich keinem Mann.
    Das wäre, als würde eine von Euch vor einem Clanhäuptling niederknien.« Sie gebrauchte ein ähnliches Bild, wie Melaine es benutzt hatte, indem sie sich auf seine Wirklichkeit konzentrierte. Tel'aran'rhiod war unendlich formbar, wenn man wußte wie. Jenseits Callandors knieten drei Weise Frauen vor einem Clanhäuptling nieder. Der Mann erinnerte sehr an Rhuarc, und die Frauen waren die drei vor ihr Sitzenden. Sie hielt dieses Bild nur einen Augenblick fest, aber Bair betrachtete es und rümpfte die Nase. Die Vorstellung war lächerlich.
    »Vergleicht diese Frauen nicht mit uns.« Melaines grüne Augen blitzten fast so heftig wie früher, und ihre Stimme klang rasiermesserscharf.
    Egwene schwieg. Die Weisen Frauen schienen die Aes Sedai zu verachten, oder vielleicht sollte man besser sagen: Sie schätzten sie gering. Sie glaubten, sie könnten die Prophezeiungen, die sie mit den Aes Sedai verbanden, tatsächlich zurückweisen. Bevor Egwene vom Saal gerufen worden war, um zur Amyrlin erhoben zu werden, hatten sich Sheriam und ihr Kreis regelmäßig mit diesen drei Frauen getroffen, aber das hatte ebenso aus dem Grund aufgehört, daß die Weisen Frauen sich weigerten, ihre Verachtung zu verbergen, wie aus dem Grund, daß Egwene schließlich berufen worden war. In Tel'aran'rhiod konnte eine Auseinandersetzung mit jemandem, der den Ort besser kannte, im äußersten Falle tödlich enden. Selbst zu Egwene hielten sie jetzt Abstand, und gewisse Angelegenheiten würden sie nicht besprechen - wie zum Beispiel, was immer sie über Rands Pläne wußten. Vorher hatte sie zu ihnen gehört, als eine Schülerin des Traumgehens. Jetzt war sie eine Aes Sedai, schon bevor sie erfuhren, was sie ihnen gerade erzählt hatte.
    »Egwene al'Vere wird tun, was sie tun muß«, sagte Amys. Melaine sah sie lange an und richtete Wichtigtuerisch ihre Stola, wobei mehrere lange Halsketten aus Elfenbein und Gold klimperten, aber sie schwieg. Amys schien noch mehr die Anführerin als zuvor. Die einzige Weise Frau, bei der Egwene jemals erlebt hatte, daß sie andere Weise Frauen auch so leicht dazu bringen konnte, ihr nachzugeben, war Sorilea.
    Bair hatte Tee vor sich heraufbeschworen, wie es vielleicht in den Zelten angebracht gewesen wäre, eine goldene,

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