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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wissen müßt. Sie sagte, Ihr wärt noch ein Kind.«
    »Ein Kind?« Jolines Erschütterung beeindruckte Teslyn nicht.
    »Manche ändern sich von dem Tage an, an dem sie das Novizinnenweiß anlegen, kaum. Einige ändern sich überhaupt nicht. Elaida glaubt, Ihr wärt noch nicht erwachsen und würdet es auch niemals werden.«
    Joline hob verärgert den Kopf und versagte sich eine Antwort. Und das von jemandem, deren Mutter noch ein Kind gewesen war, als sie die Stola erlangte! Elaida war als Novizin zu sehr verhätschelt und wegen ihrer Stärke und der bemerkenswerten Schnelligkeit, mit der sie lernte, überbewertet worden. Joline vermutete, daß dies der Grund dafür war, daß sie über Elayne und Egwene und die Wilde Nynaeve so erzürnt war. Weil sie stärker waren als sie, weil sie erheblich weniger Zeit als Novizinnen verbracht hatten, ungeachtet dessen, daß sie zu schnell vorangedrängt wurden. Nun, Nynaeve war niemals eine Novizin gewesen, und das hatte man noch niemals gehört.
    »Da Ihr das Thema zur Sprache gebracht habt«, fuhr Teslyn fort, »sollten wir vielleicht versuchen, die Situation zu nutzen.«
    »Was meint Ihr?« Joline umarmte die Wahre Quelle und lenkte die Macht Luft, um einen Silberkrug von einem mit Türkisen eingelegten Tablett zu heben und gewürzten Wein in einen Silberbecher zu gießen. Die Freude daran, Saidar zu umarmen, ergriff sie genauso stark wie immer und tröstete und erheiterte sie.
    »Ich denke, das ist offensichtlich. Elaidas Befehle haben nach wie vor Gültigkeit. Elayne und Nynaeve sollen zur Weißen Burg zurückgebracht werden, sobald man sie gefunden hat. Ich habe zugestimmt abzuwarten, aber vielleicht sollten wir jetzt doch nicht mehr länger warten. Schade, daß das al'Vere-Mädchen nicht bei ihnen ist. Aber zwei werden uns Elaidas Gunst auch wiederbringen, und wenn wir auch den Cauthon-Jungen mitnehmen könnten... Ich glaube, diese drei werden bewirken, daß sie uns willkommen heißt, als kämen wir mit al'Thor selbst. Und diese Aviendha wird eine gute Novizin abgeben, ob sie nun eine Wilde ist oder nicht.«
    Der Becher mit dem gewürzten Wein schwebte in Jolines Hand, und sie ließ die Macht widerwillig fahren. Sie hatte die Inbrunst, die sie empfunden hatte, als sie zum ersten Mal die Quelle berührt hatte, nie verloren. Gewürzter Honigmelonenwein war ein schwacher Ersatz für Saidar. Der schlimmste Teil ihrer Buße, bevor sie die Burg verlassen hatte, war der Verlust des Rechts gewesen, Saidar zu berühren. Fast der schlimmste Teil. Sie hatte alles selbst festgelegt, aber Elaida hatte ihr verdeutlicht, daß sie die Härte ihrer Buße bestimmen würde, wenn Joline es nicht selbst tat. Sie bezweifelte nicht, daß das Ergebnis dann weitaus schlimmer gewesen wäre. »Ihre Gunst? Teslyn, sie hat uns aus keinem anderen Grund gedemütigt, als um den anderen zu zeigen, daß sie dazu in der Lage war. Sie hat uns in dieses fliegengeplagte Loch geschickt, so weit von allem Wichtigen entfernt wie möglich, fast der anderen Seite des Aryth-Meers entsprechend, Gesandte einer Königin, die weniger Macht besitzt als ein Dutzend Adlige, von denen ihr jeder morgen den Thron entreißen könnte, wenn man sie dazu bringen würde. Und Ihr wollt Euch Elaidas Gunst wieder erschleichen?«
    »Sie ist immerhin der Amyrlin-Sitz.« Teslyn berührte den Brief mit dem darüberliegenden Blatt und bewegte die Blätter ein wenig hierhin und ein wenig dorthin, als rücke sie ihre Gedanken zurecht. »Daß wir uns einige Zeit ruhig verhalten haben, hat ihr gezeigt, daß wir keine Schoßhunde sind, aber zu lange ruhig zu bleiben, könnte als Verrat angesehen werden.«
    Joline rümpfte die Nase. »Lächerlich! Wenn sie zurückgebracht werden, wird man sie nur für ihren Ungehorsam bestrafen und jetzt auch noch für die Behauptung, Vollschwestern zu sein.« Sie preßte die Lippen zusammen. Darin waren sie beide schuldig, und jene, die es zugelassen hatten, ebenso, aber es bedeutete einen gewaltigen Unterschied, wenn eine von ihnen ihre eigene Ajah beanspruchte. Wenn die Grüne Ajah deshalb mit Elayne fertig wäre, würde eine wahrhaftig sehr geläuterte junge Frau den Thron Andors einnehmen. Obwohl es vielleicht das beste wäre, wenn Elayne sich zuerst den Löwenthron sicherte. Ihre Ausbildung mußte auf jeden Fall beendet werden. Joline hatte nicht die Absicht, Elayne für die Burg verloren zu geben, was auch immer sie getan hatte.
    »Vergeßt nicht, daß sie sich den Aufrührern angeschlossen

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