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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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entfernt. Mat betrachtete stirnrunzelnd die beiden Leichname. Jaichim Carridin war hier am Ort. Und einhundert andere Schurken ebenfalls. Er würde diese zwei Frauen irgendwie sicher aus Ebou Dar herausbringen. Das Problem war nur, daß er keinen blassen Schimmer hatte, wie er das bewerkstelligen sollte. Er wünschte, diese verdammten Würfel würden anhalten und es wäre vorbei.
    Die Räume, die sich Joline mit Teslyn teilte, waren ziemlich geräumig, einschließlich eines Schlafzimmers für jede von ihnen sowie eines für ihre Mägde und eines weiteren, das sehr gut für Blaeric und Fen geeignet gewesen wäre, wenn Teslyn es hätte ertragen können, ihre Behüter bei sich zu haben. Die Frau sah jeden Mann als möglicherweise tollwütigen Wolf an, und sie duldete keinen Widerspruch, wenn sie etwas wirklich wollte. Sie war genauso unerbittlich wie Elaida und machte alles nieder, was ihr in den Weg geriet. Gewiß waren sie in jeder Beziehung gleichgestellt, aber nicht vielen gelang es, ohne wirklichen Vorteil die Oberhand über Teslyn zu bekommen. Sie saß im Wohnzimmer am Schreibtisch, als Joline eintrat, und ihre Feder verursachte ein schreckliches Kratzen. Sie geizte stets mit der Tinte.
    Joline fegte ohne ein Wort an ihr vorbei und auf den Balkon hinaus, ein langer Käfig aus weiß bemaltem Schmiedeeisen. Die Schnörkel verzierungen waren so dicht gearbeitet, daß es den drei Stockwerke tiefer im Garten arbeitenden Männern schwergefallen wäre zu sehen, daß jemand auf dem Balkon war. Normalerweise gediehen Blumen dieser Gegend in der Hitze, wilde Farbtupfer, die das Innere des Palastes überstrahlten, aber dort unten blühte nichts. Gärtner liefen mit Wassereimern die Kieswege entlang, aber fast jedes Blatt war gelb oder braun. Joline hätte es nicht einmal unter Folterqualen zugegeben, aber die Hitze machte ihr angst. Der Dunkle König berührte die Welt, und ihre einzige Hoffnung war ein junger Mann, der über die Stränge schlug.
    »Brot und Wasser?« fragte Teslyn plötzlich. »Den Cauthon-Jungen in die Burg schicken? Wenn sich an unserem Plan etwas ändert, werdet Ihr es bitte zunächst mir sagen, bevor Ihr andere informiert.«
    Joline spürte, wie sie errötete. »Merilille mußte ins Vertrauen gezogen werden. Sie hat gelehrt, als ich Novizin war.« Ebenso Teslyn. Sie war eine strenge Lehrerin gewesen, die ihre Klassen in eisernem Griff hatte. Schon ihre Art zu sprechen war eine Mahnung, eine deutliche Warnung, nichts gegen sie zu unternehmen, ob gleichgestellt oder nicht. Merilille stand jedoch niedriger. »Sie ließ uns gewöhnlich vor der Klasse stehen und bohrte wieder und wieder nach der von ihr geforderten Antwort, bis wir dort vor allen anderen vor Anspannung weinten. Sie heuchelte Mitleid, oder vielleicht empfand sie es auch wirklich, aber je mehr sie uns tätschelte und sagte, wir sollten aufhören zu weinen, desto schlimmer wurde es.« Sie brach plötzlich ab. Sie hatte das gar nicht sagen wollen. Es war Teslyns Schuld, die sie immer ansah, als sollte sie wegen eines Flecks auf ihrem Kleid gescholten werden. Aber sie sollte es verstehen. Merilille hatte auch sie unterrichtet.
    »Das habt Ihr die ganze Zeit in Erinnerung behalten?« Teslyns Stimme klang völlig ungläubig. »Die Schwestern, die uns unterrichtet haben, taten nur ihre Pflicht.
    Manchmal denke ich, daß Elaida mit ihrer Meinung über Euch recht hat.« Das ärgerliche Kratzen begann von neuem.
    »Es ... fiel mir einfach wieder ein, als Merilille sich so verhielt, als wäre sie tatsächlich eine Gesandte.« Anstatt eine Aufrührerin. Joline schaute stirnrunzelnd in den Garten hinab. Sie verachtete jede einzelne jener Frauen, die die Weiße Burg gespalten und vor der ganzen Welt damit geprahlt hatten. Sie und alle, die ihnen geholfen hatten. Aber Elaida hatte auch schreckliche Fehler gemacht. Die Schwestern, die jetzt Aufrührerinnen waren, hätten mit ein wenig gutem Willen wieder versöhnt werden können. «Was hat sie über mich gesagt? Teslyn?« Die Feder kratzte weiterhin über das Papier wie über eine Schiefertafel kratzende Fingernägel. Joline ging wieder hinein. »Was hat Elaida gesagt?«
    Teslyn legte ein weiteres Blatt Papier auf ihren Brief, entweder um ihn abzulöschen oder um ihn vor Jolines Blick zu verbergen, aber sie antwortete nicht sofort. Sie blickte Joline stirnrunzelnd an - oder blickte sie vielleicht nur an; das war bei ihr manchmal schwer zu sagen - und seufzte schließlich. »Nun gut, wenn Ihr es unbedingt

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