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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Weißen Ajah keinesfalls unterlegen, nur weil sie sich der Schwarzen Ajah angeschlossen hatte. Blaue waren zu leidenschaftlich, hüllten alles in Empfindungen, was äußerst leidenschaftslos betrachtet werden sollte. Sie hätte Rianna, eine weitere Weiße, erwählt, obwohl die Frau mitunter seltsame, unvernünftige Vorstellungen hatte. »Moghedien hat uns vergessen, Ispan. Oder habt Ihr ein persönliches Wort von ihr erhalten? Ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, daß es dieses Versteck nicht gibt.«
    »Moghedien sagt, es existiert.« Ispan sprach zunächst nur entschlossen, aber dann wurde ihre Stimme schnell hitzig. »Ein Lager von Angrealen, Sa'angrealen und Ter'angrealen. Wir werden einen Teil davon bekommen. Unsere eigenen Angreale, Falion. Vielleicht sogar Sa'angreale. Sie hat es versprochen.«
    »Moghedien hat sich geirrt.« Falion sah, wie sich Ispans Augen entsetzt weiteten. Die Auserwählten waren ein seltsames Volk. Es hatte auch Falion bestürzt, diese Lektion lernen zu müssen, aber einige weigerten sich zu begreifen. Die Auserwählten waren weitaus stärker, erheblich intelligenter, und es war durchaus möglich, daß sie die Belohnung der Unsterblichkeit bereits erhalten hatten, aber allem Anschein nach bekämpften sie einander dennoch unerbittlich.
    Ispans Entsetzen verwandelte sich rasch in Verärgerung. »Auch andere suchen danach. Würden sie alle nach nichts Ausschau halten? Schattenfreunde suchen danach, die von anderen Auserwählten darauf angesetzt worden sein müssen. Und wenn die Auserwählten danach suchen - könnt Ihr dann immer noch behaupten, es existiere nichts?« Sie wollte es nicht sehen. Wenn etwas nicht gefunden werden konnte, war der wahrscheinlichste Grund dafür, daß es nicht existierte.
    Falion wartete. Ispan war nicht dumm, sondern nur von Ehrfurcht ergriffen, und Falion glaubte daran, Menschen lehren zu müssen, selbst zu erkennen, was ihnen bereits bewußt sein sollte. Träge Geister mußten geschult werden.
    Ispan schritt auf und ab, ließ ihre Röcke rascheln und blickte stirnrunzelnd auf Staub und alte Spinnweben. »Dieser Ort stinkt. Und er ist schmutzig!« Sie erschauderte, als eine große schwarze Schabe die Wand hinauflief. Einen Moment umgab Ispan das Schimmern. Ein Strang zerquetschte die Schabe mit einem Knall. Ispan verzog das Gesicht und wischte sich die Hände an ihren Röcken ab, als hätte sie sie statt der Macht gebraucht. Sie hatte einen empfindlichen Magen, obwohl das glücklicherweise nicht galt, wenn sie von tatsächlichem Handeln Abstand nehmen konnte. »Ich werde keiner der Auserwählten von dem Versagen berichten, Falion. Sie würden uns Liandrin beneiden lassen.«
    Falion unterdrückte ein Schaudern. Sie durchschritt den Raum und goß sich einen Becher gewürzten Pflaumenwein ein. Die Pflaumen waren überreif gewesen, und der gewürzte Wein war zu süß, aber ihre Hände blieben ruhig. Moghediens Angst war durchaus spürbar, aber nicht das Beugen vor der Angst. Vielleicht war die Frau tot. Gewiß hätte sie sie inzwischen gerufen oder sie erneut im Schlaf in Tel'aran'rhiod heimgesucht, um sie zu fragen, warum sie ihre Befehle noch nicht ausgeführt hatten. Bis sie jedoch einen Leichnam sah, war die einzige vernünftige Vorgehensweise, so weiterzumachen, als würde Moghedien jeden Moment auftauchen. »Es gibt eine Möglichkeit.«
    »Wie? Indem wir jede Weise Frau in Ebou Dar foltern? Wie viele sind hier? Einhundert? Vielleicht zweihundert? Das würden die Schwestern im TarasinPalast gewiß merken.«
    »Vergeßt Eure Träume, einen Sa'angreal zu besitzen, Ispan. Es gibt kein lange vergessenes Lagerhaus und kein geheimes Gewölbe unter einem Palast.« Falion sprach kühl und verhalten, vielleicht desto verhaltener, je aufgeregter Ispan wurde. Sie hatte es stets genossen, eine Klasse Novizinnen mit dem Klang ihrer Stimme zu hypnotisieren. »Fast alle Weisen Frauen waren Wilde, die kaum wissen können, was wir erfahren wollen. Keine Wilde wurde jemals mit einem Angreal, geschweige denn mit einem Sa'angreal gesehen, andernfalls wären sie sicherlich bemerkt worden. Im Gegenteil, den Überlieferungen nach befreit sich jede Wilde, die irgendeinen mit der Macht verbundenen Gegenstand entdeckt, so bald wie möglich davon, aus Angst davor, den Zorn der Weißen Burg auf sich zu ziehen. Andererseits scheinen Frauen, die aus der Weißen Burg verbannt werden, diese Angst nicht zu hegen. Wie ihr sehr wohl wißt, trägt eine von dreien heimlich etwas bei sich,

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