Women of Primrose Creek 01 - Wildes Lied der Liebe
Wieder drehte sich ihr der Magen um. Sie atmete tief durch. »Wir wollen uns lieber überlegen, wie wir entkommen können«, schlug sie schließlich vor. »Vermutlich wollen sie uns eintauschen, gegen Pferde vielleicht oder Lebensmittel.«
Flossie blickte skeptisch drein. Auch sie hatte zweifellos die Furcht erregenden Geschichten über Sklaverei, Vergewaltigung und Skalpieren gehört, doch sie hielt sich tapfer aufrecht.
Ihr Mut flößte Bridget Respekt ein. »Hoffentlich haben Sie Recht.«
»Konnten Sie sehen, ob ... jemand bei dem Überfall getötet wurde?«
»Nein«, antwortete Flossie und sa h sie mitfühlend an. Bridget fragte sich, warum sie die Frauen von Primrose Creek je für etwas anderes gehalten hatte als ganz gewöhnliche weibliche Wesen, die versuchen, unter schwierigen Umständen ihr Leben zu führen. »Bedenkt man allerdings die Schießerei, ist es mehr als wahrscheinlich, dass es Tote gegeben hat.«
Bridget vermochte nicht zu antworten, und für eine Weile saßen beide Frauen schweigend nebeneinander, und jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Die Vögel begannen, ihre Morgenlieder zu singen, und als die Sonne über dem Lager aufging, sahen die beiden, dass es keine Zelte oder Hütten gab, sondern nur ein Lagerfeuer, etwa zwei Dutzend grasende Pferde, die streng bewacht wurden, und etwa halb so viele Indianer in verschiedenen Stadien der Trunkenheit. Falls man weitere Gefangene gemacht hatte, waren diese jedenfalls nicht zu sehen.
Unbändiger, eiskalter Hass stieg in Bridget auf und ließ sie ein wenig klarer denken. Die Kopfschmerzen und Übelkeit ließen nach. Wenn diese Verbrecher den Menschen etwas angetan hatten, die sie li ebte - Noah, Skye und, jawohl, Trace - dann würde sie dafür sorgen, dass jeder Einzelne von ihnen zur Hölle fuhr.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, stand einer der Männer auf und torkelte auf sie zu, mit einem hämischen Grinsen auf dem schmutzigen, bemalten Gesicht. Doch bei Tageslicht erkannte Bridget, dass der Kerl unter der Kriegsbemalung weiß war und sich nur als Indianer verkleidet hatte. Sie sah sich um und stellte fest, dass dieser Umstand auch auf die meisten anderen zutraf.
Bridget war sich sicher, dass es dieser Halunke gewesen war, der ihr den Tritt versetzt hatte. Wütend blickte sie ihn an.
»Nun, schöne Frau«, sagte er und gab dabei den Blick auf braune, schadhafte Zähne frei, »für Sie wird uns aber jemand ein stattliches Lösegeld bezahlen. Und dieser kleine Ausflug wird Ihnen auch kaum etwas anhaben.«
Bridget versuchte, ihn zu treten, scheiterte jedoch an ihren Fußfesseln.
Der Mann lachte, zog ein Messer und hielt es Bridget dicht vors Gesicht. Offenbar glaubte er, sie mit dieser Drohgebärde einschüchtern zu können. Doch das Vorhaben scheiterte, denn Bridget hatte keine Angst vor ihm. Sie hatte nichts mehr zu verlieren und würde keinesfalls kampflos aufgeben.
»Lassen Sie uns in Ruhe«, begehrte Flossie auf.
»Halten Sie den Mund«, herrschte der Mann sie an, ohne den Blick von Bridget zu wenden. Dann schnitt er ihre Fesseln durch. »Und wir zwei gehen jetzt ein Stück in den Wald hinein, mein Täubchen. Da zeige ich dir dann, wie sich eine Dame zu benehmen hat.«
Ein leises Knacken erregte Bridgets Aufmerksamkeit, und aus den Augenwinkeln erspähte sie einen blonden Haarschopf im Gebüsch. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern sammelte so viel Flüssigkeit, wie ihr trockener Mund nur hergab, und spuckte dem Banditen ins Gesicht.
Der Mann holte aus, um sie zu schlagen, und sie wollte gerade ein zweites Mal spucken, als sich das Lager plötzlich mit Männern und Pferden füllte. Die »Indianer«, überrascht und angeschlagen durch den Raubzug und die Zecherei der vergangenen Nacht, stoben in alle Richtungen davon wie Hühner, die von einem Fuchs gejagt werden.
Bridget zögerte nicht lange, sondern griff nach dem Messer, das ihr Peiniger zurückgelassen hatte, und befreite Flossie, damit sie sich in Sicherheit bringen konnte.
Sie entdeckte den Schecken in der Mitte des Lagers. Trace, der auf dem ungesattelten, glänzenden Rücken des Hengstes saß, schwang den Kolben eines Gewehrs wie eine mittelalterliche Streitaxt. Er war über und über mit Ruß bedeckt, und sein Hemd war schweißnass. Ihre Blicke trafen sich, und während Jake Vigil, der Marshal , Tom Barkley und einige andere Männer die Banditen zusammentrieben, ritt Trace auf Bridget zu, beugte sich hinunter und zog sie vor sich auf den Pferderücken.
Er bot
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