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Wenn das Verlangen uns beherrscht

Wenn das Verlangen uns beherrscht

Titel: Wenn das Verlangen uns beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Bailey
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1. KAPITEL
    Verzweifelt hielt Matthew Kincaid das Handy fest umklammert und starrte durch die Glasscheibe auf seinen Sohn. Der dreijährige Flynn saß aufrecht in seinem Krankenhausbett, das zerzauste dunkle Haar umgab sein kleines schmales Gesicht. Seine Tanten Lily und Laurel saßen auf beiden Seiten des Bettes und spielten mit ihm. Seit dem Tod von Matts Frau vor einem Jahr hatte seine Familie sich so liebevoll verhalten. Alle kümmerten sich intensiv um Matt und seinen kleinen Sohn und unterstützten sie in jeder Weise.
    Doch das würde jetzt auch nichts mehr nützen. Denn all der Reichtum, den die Kincaids der letzten drei Generationen in der Schifffahrtsindustrie erworben hatten, war hier in dem Krankenzimmer, das Matts Sohn nicht verlassen durfte, ohne Bedeutung.
    Trotz seiner blassen Gesichtsfarbe und den dunklen Ringen unter den Augen war Flynn nicht anzusehen, wie krank er war. Doch seine Immunabwehr war so beeinträchtigt, dass seine Tanten sich in dem Vorraum hatten desinfizieren müssen, bevor sie sein Zimmer betreten durften. Zu groß war die Ansteckungsgefahr. Flynn litt an aplastischer Anämie, einer besonderen Art von Blutarmut, und wenn sein geschwächter Körper nicht auf die Mittel ansprach, die man ihm bisher gegeben hatte, musste man härtere Maßnahmen ergreifen. Auch eine Knochenmarktransplantation war dann nicht ausgeschlossen.
    Wieder überlief Matt ein eiskalter Schauer. Sein Sohn war doch noch so klein, und trotzdem musste er eine solche Prozedur über sich ergehen lassen? Vorausgesetzt man fand einen passenden Spender. Da Flynn keine Geschwister hatte, fiel diese Möglichkeit schon mal weg. Als Nächstes kamen die Eltern in Betracht. Doch da Matt an einer Penicillinallergie litt, würden die Ärzte nur dann auf ihn zurückgreifen, wenn sie keinen anderen Spender fanden. Diese möglicherweise lebensbedrohende Allergie auf einen Dreijährigen zu übertragen, davor schreckten sie zurück. Zu groß war die Gefahr, dass der Kleine eine Infektion entwickeln würde, die man mit Antibiotika bekämpfen musste. Und da war Penicillin immer noch das Mittel der Wahl.
    „Und wie ist es mit meinen Geschwistern?“, hatte Matt die Ärzte gefragt, denn er war sicher, dass alle drei Schwestern und der Bruder sofort bereit wären, das für ihren Neffen zu tun. Doch die Ärzte hatten ihm wenig Hoffnung gemacht. Nur äußerst selten fand sich auf diesem Weg ein passender Spender.
    Also gab es nur noch eine einzige Möglichkeit. Flynns anderes Elternteil. Seine biologische Mutter. Er musste sie sofort anrufen.
    Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann griff Susannah nach den Blättern, die der Drucker ausgespuckt hatte. Noch zwölf Minuten bis zu der entscheidenden Sitzung mit den Vorständen der Bank. Die ganze Woche hatte sie bis spät in die Nacht an dem neuen PR-Konzept für das Kreditinstitut gearbeitet, und sie war ziemlich sicher, dass es auf große Zustimmung stoßen würde. Die Bank wollte sich ein neues Image zulegen, und die Strategien, die Susannah und ihr Team vorschlugen, waren dazu bestens geeignet.
    Ihr Handy klingelte. Susannah griff danach, während sie mit der anderen Hand nach ihrem Blazer angelte. „Susannah Parrish.“
    „Guten Morgen, Susannah“, sagte eine männliche Stimme, die sich gestresst anhörte. „Hier ist Matthew Kincaid.“
    Matthew Kincaid … Susannah wurde das Herz schwer. Der Mann von Grace Kincaid, der sie ihr neugeborenes Baby übergeben hatte. Sofort kamen die Erinnerungen an den Tag zurück, die sie mit aller Kraft von sich fernhalten wollte, Erinnerungen an ihren kleinen Jungen mit der weichen warmen Haut, den sie nur wenige Stunden hatte in den Armen halten können, bevor sie ihn seinen neuen Eltern übergeben musste. Nur so hatte sie die eigene Mutter vor dem finanziellen Ruin retten können.
    „Das Baby“, flüsterte sie angstvoll. „Ist etwas mit dem Baby?“ Warum hätte er sie sonst anrufen sollen?
    „Ja. Er ist krank.“
    Krank? Entsetzt ließ sie sich in den Sessel sinken. „Was hat er denn?“ Vielleicht war es etwas Harmloses, das leicht zu kurieren war. Aber hätte Matthew sie dann angerufen?
    „Er hatte eine schwere Virusinfektion und hat sich bisher davon nicht erholen können“, erklärte Matthew gepresst.
    „Kann ich etwas für ihn tun?“
    „Ich hatte gehofft, dass Sie das fragen würden. Es besteht die Möglichkeit, dass er eine Knochenmarktransplantation braucht. Als Spender kommen am ehesten Geschwister oder Eltern infrage. Leider kann ich

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