Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
mir die Energie dann irgen d wo zwischen der Nachricht für Lucas und dem Beginn meines eigenen A r beitstages aus … etwa gegen neun Uhr.
An diesem Morgen war ich noch voller Tatendrang, als ich mir meinen Dauerlauf vornahm. Ich wusste genau, zwei Meilen waren unmöglich – schon allein deshalb, weil ich noch nie in meiner Joggingkarriere über eine Meile hinausgeko m men war, und die ging gerade in die fünfte Woche. Im Verlauf der letzten achtzehn Monate war mir bei etlichen Gelegenhe i ten klargeworden, dass meine körperliche Fitness zu wü n schen übrigließ. Früher war eine Partie Pool das Sportlichste gewesen, was ich unte r nahm. Hätte mich jemand aufgefo r dert, um mein Leben zu rennen, hätte ein plötzliches Herzve r sagen durchaus im Bereich des Möglichen gelegen.
Aber nachdem ich ohnehin schon dabei war, mich neu zu erfinden, konnte ich auch gleich regelmäßiges Fitnes s training mit einbauen. Lucas joggte, insofern bot sich die Möglichkeit an. Ich hatte es ihm nur noch nicht erzählt. Nicht, bevor ich die zwei Meilen geschafft hatte. Dann würde ich irgendwann sagen: »Ach, übrigens, ich hab vor ein paar Tagen mit Joggen angefangen.« Der Himmel verhüte, dass ich jemals zugab, bei irgendetwas nicht a u genblicklich Erfolg gehabt zu haben!
An diesem Morgen schaffte ich es endlich über eine Meile hinaus. Okay, nur um etwa zwanzig Meter, aber es war trotzdem eine persönliche Bestzeit für mich, und so belohnte ich mich auf dem Rückweg mit einem eisgeküh l ten Chai-Tee.
Als ich um die letzte Ecke bog, bemerkte ich zwei ve r däc h tige Gestalten, die vor meinem Wohnhaus standen. Beide trugen Anzüge; schon allein das war in meiner Wohngegend extrem verdächtig. Ich sah mich nach Bibeln oder Lexika um, aber keiner von ihnen hatte ein Buch dabei. Einer starrte an dem Gebäude hinauf, vielleicht in der Erwartung, es würde sich in einen Firmensitz verwa n deln.
Ich fischte die Schlüssel aus der Tasche. Als ich wieder aufsah, kamen gerade zwei Mädchen an den Männern vorbei. Ich fragte mich, warum sie nicht in der Schule saßen – was in diesem Viertel eine dumme Frage war, aber ich hatte nach wie vor ein paar Anpassungsschwierigke i ten. Dann stellte ich fest, dass die »Mädchen« mindestens vierzig waren. Die Fehlei n schätzung beruhte auf dem Größenunterschied. Die beiden Männer, groß wie Ma m mutbäume, überragten die Frauen um mindestens dreißig Zentimeter.
Beide Männer hatten kurzes dunkles Haar und glattr a sierte, scharfgeschnittene Gesichter. Sie trugen Ray-Ban-Sonnenbrillen. Wäre der eine nicht noch einen Fingerbreit größer gewesen als der andere, hätte ich sie nicht unte r scheiden können. Davon abgesehen war die Krawattenfa r be das einzige Unterscheidungsmerkmal. Der eine trug eine dunke l rote Krawatte, der andere eine grüne.
Als ich näher kam, drehten sich beide Männer zu mir um.
»Paige Winterbourne?«, fragte der mit der roten Kr a watte.
Ich ging langsamer und legte mir in Gedanken eine Formel zurecht.
»Wir wollen zu Lucas Cortez«, sagte der mit der grünen Krawatte. »Sein Vater hat uns geschickt.«
Mein Herz begann wild zu hämmern, und ich zwinkerte ein paar Mal, um meine Überraschung zu überspielen.
»Vat–?«, sagte ich. »Benicio?«
»Der muss es wohl sein«, sagte der mit der roten Kr a watte.
Ich legte mir ein Lächeln zu. »Es tut mir leid, aber Lucas hat heute vor Gericht zu tun.«
»Dann würde sich Mr. Cortez gern mit Ihnen unterha l ten.«
Er drehte sich halb um und lenkte meinen Blick auf e i nen gigantischen schwarzen Geländewagen, der mit la u fendem Motor an der Ecke im Halteverbot stand. Die beiden waren also nicht einfach nur Laufboten, sie waren Benicios persönl i che halbdämonische Leibwächter.
»Benicio will mit mir reden?«, sagte ich. »Das ehrt mich. Sagen Sie ihm, er soll raufkommen. Ich setze schon mal den Kessel auf.«
Mr. Rote Krawatte verzog die Lippen. »Er kommt nicht nach oben. Sie gehen zu ihm.«
»Wirklich? Wow, Sie müssen einer von diesen hellseh e risch begabten Halbdämonen sein. Die hab ich noch nie persönlich getroffen.«
»Mr. Cortez möchte, dass Sie –«
Ich hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen, und e r reichte damit etwa die Höhe seines Nabels. Durchaus beängstigend, wenn man es sich recht überlegte. Glückl i cherweise tat ich das nicht.
»So nicht«, sagte ich. »Benicio will mit mir reden? In Ordnung, aber ich habe nicht darum gebeten, also kann er zu mir kommen.«
Die
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