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1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

Titel: 1642 - Ein Rächer aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war wieder eine dieser langen U-Bahn-Fahrten, die für die meisten Menschen nervig waren, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Sie waren auf dieses Verkehrsmittel angewiesen und nahmen die täglichen Fahrten gottergeben hin.
    Es gab auch Ausnahmen. Dazu gehörte Skip Tandy, der Sechzehnjährige, der gern mit der Tube fuhr, denn darin konnte er trotz der Hektik, die ihn meistens umgab, abschalten. Erzog sich in sich selbst zurück und hatte so seine Ruhe.
    Ihm stand eine lange Fahrt bevor. Bis eine Station vor der Endhaltestelle, die in Wimbledon lag. Dort musste er aussteigen und noch eine kurze Strecke mit dem Bike fahren, das er dort immer abstellte, bevor er sich auf die Hinfahrt in die City von London machte. Er besuchte dort eine Kunstschule, und trotz seiner noch jungen Jahre galt Skip bei seinen Lehrern als sehr begabt. Er galt zwar als ein wenig introvertiert, aber seine Gefühle blieben trotzdem nicht verborgen, die drückte er in seinen Comiczeichnungen aus, denn sie waren für ihn das Größte überhaupt. So zu zeichnen, wie er es sich vorstellte. Seine eigenen Helden und Superhelden schaffen und sich in sie verlieben das machte ihn selig.
    Skip träumte in der Nacht von den Figuren, die er geschaffen hatte.
    Dann erlebte er sie wahrhaftig. Dann waren sie existent und besuchten ihn. Sogar eine Kommunikation war mit ihnen möglich.
    Besonders mit dem Helden, den er am meisten liebte. Er hatte ihn Gothic getauft. Auch der Name war ihm plötzlich eingefallen, als er tief und fest träumte. Ob das tatsächlich so gewesen war, das wusste er nicht so recht. Es konnte auch sein, dass ihm der Name eingegeben worden war, als ihn andere Mächte besuchten. Da hatte er ihn vor sich gesehen und am anderen Tag sofort aus der Erinnerung gezeichnet.
    Von diesem Zeitpunkt an war Gothic sein Held. Sein Freund, sein Helfer, sein Schutzengel, denn einen besseren konnte er sich nicht vorstellen.
    Ein Held seiner Träume, der ihm nicht aus dem Kopf wollte. Egal, ob in der Nacht oder am Tag. Gothic war immer bei ihm und nicht nur in seinem Kopf, denn er musste es einfach rauslassen. Der Druck war zu groß, und so hatte er sich hingesetzt und eine Geschichte um seinen Helden herum gefunden.
    Er brachte sie zu Papier.
    Er zeichnete einen Act nach dem anderen. Seine erste Comicgeschichte würde Furore machen, davon ging er aus, und er war fest davon überzeugt, dass alles klappte.
    Es ging Skip Tandy nur um seine Geschichte. Sie war der Starter für seine Zukunft, in der er sich im großen Comiczenit sah und von den Lesern gefeiert wurde.
    Auch in der Kunstschule war sein Talent erkannt worden. Die Lehrer hatten anerkennend genickt, als sie seine kleinen Werke sahen, aber er musste sich auch mit anderen Dingen beschäftigen, die zum Lehrplan gehörten, und so ging er seiner wahren Berufung mehr außerhalb der Stunden nach.
    Wie in der Bahn!
    Skip hatte einen Fensterplatz ergattert. Den Blick nach draußen konnte er sich sparen. Es war sowieso so gut wie nichts zu sehen, und den Anblick der zahlreichen Bahnhöfe kannte er bereits. Außerhalb von ihnen gab es nur die graue Dunkelheit der Tunnels, durch die hin und wieder ein heller Schein huschte.
    Doch in der Bahn, auf seinem Platz, da sah er sich in seiner Welt und war glücklich.
    Auch jetzt lag der Zeichenblock auf seinen Knien. Er hatte das Blatt in vier Quadrate geteilt, war sich aber noch nicht sicher, ob er bei der Vierteilung bleiben wollte. Es konnte auch sein, dass er die ganze Seite für seine Figur brauchte.
    Das erschien ihm besser. Er wollte Gothic zunächst als Strichzeichnung entstehen lassen. Als so genanntes rough. Danach würde er weitersehen, ob ihm die Position gefiel oder ob es besser war, wenn er sie änderte. Für ihn war wichtig, dass Gothic stets in einer Siegerpose auftrat. Er mochte es nicht, wenn seine Helden verloren. Sie mussten immer gewinnen, sodass der Leser der Geschichte am Ende aufatmen konnte.
    Als Manga-Künstler sah er sich nicht an. Er tendierte mehr in die Richtung der Superhelden, und den Strich dieser Geschichten hatte er perfekt darauf. Da war er ein Naturtalent.
    Skip Tandy war so in seine Arbeit vertieft, dass er kaum mitbekam, wie der Platz neben ihm gewechselt wurde. Erst als er das leise Stöhnen hörte, schaute er hin.
    Eine ältere Frau hatte sich neben ihn gesetzt. Ihr pausbäckiges Gesicht zeigte eine gesunde Rötung. Auf der nach oben gebogenen Nase saß eine Brille, hinter deren Gläsern die Augen lustig

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