Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
weggegangen – nicht einmal, um zu studieren. Aber mein Haus war nicht das Einzige gewesen, das im vergangenen Frühjahr bei me i nem Bemühen, Sava n nah zu beschützen, in Flammen aufgegangen war. Mein ganzes Leben hatte sich in Rauch aufgelöst. Meine Firma, mein Privatleben, mein Ruf – alles und jedes war von der Sensationspresse durch den Dreck gezogen worden. Ich musste ans andere Ende des Landes ziehen, an einen Ort, wo kein Mensch jemals von Paige Winterbourne gehört hatte.
Der Skandal war schnell wieder abgeflaut, aber zurüc k kehren konnte ich nicht. Der Zirkel hatte mich ausgest o ßen, was bedeutete, dass ich nicht mehr innerhalb der Grenzen des Bundesstaates leben durfte. Aber Aufgeben kam nicht in Frage. Ich hatte den Kummer hinunterg e schluckt, mir die Tränen getrocknet und weitergekämpft. Mein Zirkel wollte mich nicht haben? Schön, dann würde ich mir einen anderen aufbauen. Im Laufe der vergangenen acht Wochen hatte ich mich mit neun Hexen getroffen. Jede Einzelne von ihnen hatte alles an Nettigkeiten abg e spult, was man bei solchen Gel e genheiten eben sagt, und dann abgelehnt. Und mit jeder Ablehnung wurde der Abgrund breiter.
Wir gingen zum Abendessen aus und danach noch ins K i no. Mein Versuch, Savannah dafür zu entschädigen, dass ich sie zu einer weiteren fehlgeschlagenen Hexenrekruti e rung geschleift hatte.
Als wir nach Hause kamen, scheuchte ich Savannah ins Bett und schoss dann ins Schlafzimmer, als der Radiow e cker gerade auf 10:59 sprang. Ich packte das schnurlose Telefon, machte einen Hechtsprung aufs Bett und be o bachtete die Uhr. Zwei Sekunden nachdem die Anzeige auf 11:00 gewechselt hatte, klingelte das Telefon.
»Zwei Sekunden zu spät«, sagte ich.
»Vollkommen unmöglich. Deine Uhr geht vor.«
Ich lächelte und richtete mich auf dem Bett häuslich ein. Lucas war in Chicago; er vertrat einen Schamanen vor G e richt, den die St.-Cloud-Kabale zum Sündenbock für einen misslungenen Fall von Wirtschaftsspionage b e stimmt hatte.
Nachdem Lucas mir vom Stand der Dinge bei ihm b e richtet hatte, erkundigte er sich, wie mein Nachmittag verlaufen war. Eine Sekunde lang wünschte ich mir fast, einen dieser Freunde zu haben, die von einem Leben a u ßerhalb ihrer eigenen Sphäre keine Ahnung haben und sich auch nicht dafür interessieren. Lucas notierte sich wah r scheinlich jeden meiner Termine in seinem Kalender, damit er niemals in Gefahr geriet, das Nachfragen zu ve r gessen.
»Abfuhr«, sagte ich.
Ein Augenblick des Schweigens. »Das tut mir leid.«
»Ist doch keine –«
»Doch, es ist eine. Ich weiß, dass es so ist. Andererseits bin ich mir ebenso sicher, dass du dich, wenn der Zei t punkt und die richtigen Begleitumstände eingetreten sind, in einer Position sehen wirst, in der die Anzahl von H e xen, die sich um einen Platz in deinem Zirkel bemühen, die angestrebte Mitgliederzahl bei weitem übersteigen wird.«
»Mit anderen Worten, irgendwann werde ich mich vor d e nen nicht mehr retten können?«
Ein leises Lachen kam über die Leitung. »Nach einem Tag im Gericht ergibt das, was ich sage, noch weniger Sinn als sonst, oder?«
»Wenn du nicht von Zeit zu Zeit so reden würdest, würde es mir fehlen. Fast so, als ob du mir fehlen würdest. Weißt du ungefähr, wann du zurückkommst?«
»Höchstens drei Tage noch. Es ist ja nicht gerade ein Mordprozess.« Er räusperte sich. »Dabei fällt mir ein, man hat mich heute auf einen weiteren Fall aufmerksam g e macht. Ein Halbdämon, der in Nevada zu Tode geko m men ist, offenbar aufgrund einer Verwechslung mit einem anderen Halbdämon, der von einer Kabale zur Exekution vorgesehen war.«
»Autsch.«
»Genau das. Die Boyd-Kabale will ihren Fehler nicht zugeben, geschweige denn eine ordnungsgemäße Unters u chung durchführen und einen Bericht vorlegen. Ich dac h te, vielleicht bist du in der Lage, mir dabei zu helfen. Das heißt, wenn du nicht zu viel zu tun –«
»Wann sollen wir los?«
»Sonntag. Savannah könnte bei Michelle übernachten, und wir wären am Montagabend zurück.«
»Das klingt –« Ich unterbrach mich. »Savannah hat am Montagnachmittag einen Termin beim Kieferorthopäden. Ich könnte ihn verlegen, aber –«
»Es hat sechs Wochen gedauert, bis du ihn gekriegt hast, ich weiß. Ja, hier steht’s. Um drei Uhr bei Doctor Schwab. Ich hätte nachsehen sollen, bevor ich gefragt habe.« Er machte eine Pause. »Vielleicht könntest du trotzdem mi t kommen und am Montag früh
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