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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schielte in den Rückspiegel. »Von Leo Bernard. Den hast du in München kennengelernt, weißt du noch? Vor zwei Jahren.«
    Charles erinnerte sich an einen hünenhaften Typen aus Pennsylvania. In München hatte er ihnen bei einer gemeinsamen Operation mit dem BND gegen einen ägyptischen Heroinring zur Seite gestanden. Seine Kämpferqualitäten hatte Leo dabei nicht unter Beweis stellen müssen, aber Charles hatte sich in seiner Gegenwart um einiges sicherer gefühlt. »Ja, Leo war lustig.«
    »Er ist tot.« Wieder huschte Angelas Blick zum Rückspiegel. »Erschossen in seinem Hotelzimmer, einen Stock über Frank. Mit einer Neunmillimeter.« Sie schluckte. »Wir vermuten, mit seiner eigenen Waffe, haben sie aber bisher nicht gefunden.«
    »Hat irgendjemand was gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Leo hatte einen Schalldämpfer.« Charles lehnte sich zurück und warf unwillkürlich einen prüfenden Blick in den Seitenspiegel. Als eine Sängerin mit eher begrenztem Talent ein hohes E anstimmte, drehte er die Lautstärke herunter. Dann schaltete er das Radio ganz aus. Angela war reichlich zugeknöpft, was wesentliche Fakten des Falls betraf - zum Beispiel, wozu das viele Geld? -, aber das konnte noch warten. Im Moment wollte er sich sein eigenes Bild von den Ereignissen machen. »Wann genau waren sie dann an der Küste?«
    »Am Freitagnachmittag. Am siebten.« »Mit Legenden?«
    »Frank nicht. Dafür war er zu bekannt in der Gegend. Leo hat eine alte Identität benutzt: Benjamin Schneider, Österreicher.«
    »Am Tag darauf war die Übergabe. In welchem Teil der Docks?«
    »Ich hab es aufgeschrieben.« »Zeit?«
    »Abends. Sieben Uhr.«
    »Und wann ist Frank verschwunden?«
    »Zum letzten Mal wurde er am Samstag um vier Uhr morgens gesehen. Bis dahin hat er zusammen mit Bogdan Krizan ein paar getrunken, dem Leiter der örtlichen SOVA-Abteilung. Sie sind alte Freunde. Gegen zwei am Nachmittag hat das Hotelpersonal dann Leos Leiche entdeckt.«
    »Was ist mit dem Hafen? Hat jemand beobachtet, was um sieben passiert ist?«
    Erneut der Blick in den Rückspiegel. »Wir waren zu spät dran. Die Slowenen hatten keinen Grund, Franks Anwesenheit verdächtig zu finden. Und von Leos Leiche haben wir erst nach sieben erfahren. Seine Papiere waren so gut, dass die österreichische Botschaft den Schwindel erst nach acht Stunden bemerkt hat.«
    »Hättet ihr bei drei Millionen nicht noch zwei Aufpasser mitschicken können?«
    Angela spannte die Kiefermuskeln an. »Vielleicht, aber hinterher ist man immer schlauer.«
    Diese Stümperhaftigkeit überraschte Charles. Obwohl, eigentlich nicht. »Wer war zuständig?«
    Ihr Kiefer mahlte noch heftiger, ihre Wangen waren gerötet. Es war also ihre Schuld. »Frank wollte, dass ich in Wien bleibe«, erwiderte sie.
    »Frank Dawdle hat darauf beharrt, mit drei Millionen und nur einem Aufpasser loszuspazieren?«
    »Ich kenne den Mann, du nicht.« Sie sprach, praktisch ohne die Lippen zu bewegen.
    Am liebsten hätte ihr Charles eröffnet, dass er ihren Chef sehr wohl kannte. 1996 hatte er einmal mit ihm zusammengearbeitet, um einen kommunistischen Exspion aus einem unbedeutenden osteuropäischen Land zu beseitigen. Aber davon durfte sie natürlich nichts erfahren. Er berührte sie an der Schulter, um ihr sein Mitgefühl zu bekunden. »Ich rede erst dann mit Tom, wenn wir brauchbare Antworten haben, okay?«
    Nach einer Weile musterte sie ihn mit einem matten Lächeln. »Danke, Milo.«
    »Ich heiße Charles.«
    Das Lächeln wurde bitter. »Ich frage mich, ob du überhaupt einen echten Namen hast.«
    3
    Nach stundenlanger Fahrt auf der Autobahn entlang der italienischen Grenze näherten sie sich der Küste. Das dichte Grün an den Seiten lichtete sich, und zum ersten Mal hatten sie einen weiten Blick. Während sie Koper und Izola passierten, flimmerte die Straße in der warmen Vormittagssonne, und Charles registrierte die niedrigen Sträucher, die mediterrane Architektur und die Zimmer-frei-Schilder an jeder Abzweigung. Das alles erinnerte ihn daran, wie wunderschön dieser winzige Küstenstreifen war. Weniger als fünfzig Kilometer, um die die Italiener, Jugoslawen und Slowenen jahrhundertelang erbittert Krieg geführt hatten.
    Rechts blitzte gelegentlich die Adria auf, und durch das offene Fenster roch er die salzige Brise. Unwillkürlich überlegte er, ob auch er sein Heil in so einem Paradies suchen sollte. Verschwinden und den Rest seiner Tage unter glühender Sonne am Meer verbringen. In einem

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