Word-OleSte-DerTou
hatte, erkannte er in der Wolke aus aufgewühltem Sand, warum ihm das solche Mühe bereitet hatte. Die aufgedunsene Leiche - ein Mann mit dunklem Bart war auf Hüfthöhe mit einem Seil an ein schweres Metallrohr gefesselt, das wohl zu einem Motor gehörte.
Nach Luft ringend, durchbrach er die Oberfläche. Das Wasser, das vor einer Minute noch so sauber gewirkt hatte, war jetzt schlammig. Er spuckte die schmutzige Brühe aus und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Über ihm hatte Angela die Hände auf die Knie gestützt. »Ich kann die Luft viel länger anhalten. Schau.«
»Hilf mir raus. «
Sie legte seine Kleider auf den Pier und streckte ihm kniend die Hand entgegen. Kurz darauf hockte er tropfnass und mit hochgezogenen Knien neben ihr. Ein leichter Windstoß ließ ihn erschauern.
»Und?«, fragte Angela. »Wie sieht Frank aus?«
Sie griff in die Blazertasche und zog ein kleines Foto heraus, das sie eingesteckt hatte, um es Fremden zu zeigen. Ein gut ausgeleuchtetes Frontalbild, das einen mürrischen Frank Dawdle zeigte. Ein glattrasierter, oben kahler Mann, weißes Haar über den Ohren, ungefähr sechzig.
»Er hat sich keinen Bart wachsen lassen seit der Aufnahme?«
Angela schüttelte den Kopf, dann trat ein beunruhigter Ausdruck in ihr Gesicht. »Aber das letzte uns bekannte Foto von Maskovic ... «
Er erhob sich. »Wenn die Mordrate von Portoroz in den letzten Tagen nicht hochgeschnellt ist, dann ist das dein Serbe, der da unten liegt.«
»Ich glaube ... «
Charles schnitt ihr das Wort ab. »Wir reden mit der SOVA, und du musst in Wien anrufen. Sofort. Sie sollen Franks Büro überprüfen. Nachsehen, was fehlt. Rausfinden, was auf seinem Computer war, bevor er verschwunden ist.«
Er schlüpfte in sein Hemd, und seine nasse Haut zeichnete sich grau unter dem weißen Baumwollstoff ab. Angela fummelte an ihrem Telefon herum. Ihre Finger hatten auf einmal Schwierigkeiten mit den Tasten.
Charles nahm sie an den Händen und blickte ihr in die Augen. »Du hast Recht, die Sache ist ernst. Aber flipp jetzt nicht aus, solange wir nichts Genaues wissen. Und den Slowenen erzählen wir erst mal nichts von der Leiche. Wir wollen doch nicht, dass sie uns zu einem langen Verhör einsacken.«
Sie nickte.
Charles ließ sie los und schnappte sich Jacke, Hose und Schuhe. Als er sich zum Gehen wandte, stieß die Italienerin, die die pummeligen Knie bis zum Kinn hochgezogen hatte, einen leisen Pfiff aus. »Bello.«
Eineinhalb Stunden später waren sie aufbruchbereit. Charles wollte sich ans Steuer setzen, aber Angela wehrte sich. Sie stand noch immer unter Schock: Ohne dass er ihr etwas erklären musste, hatte sie zwei und zwei zusammengezählt. Frank Dawdle, ihr geliebter Chef, hatte Leo Bernard und Dusan Maskovic getötet und sich mit den drei Millionen Dollar von der US-Regierung aus dem Staub gemacht.
Den erdrückendsten Beweis erbrachte ihr Anruf in Wien.
Die Festplatte von Dawdles Computer fehlte. Aufgrund des Stromverbrauchs vermutete der interne Comp uterexperte, dass sie irgendwann am Freitagmorgen entfernt worden war, kurz bevor Frank und Leo nach Slowenien fuhren.
Trotzdem klammerte sie sich an einen letzten Hoffnungsschimmer: Bestimmt steckten die Slowenen dahinter. Wenn Frank die Festplatte mitgenommen hatte, dann sicher nur unter Zwang. Seine alten Kumpel von der SOVA hatten ihn bedroht. Als sie sich mit Bogdan Krizan, dem örtlichen Leiter der SOVA, im Hotel Slovenija trafen, funkelte sie ihn über den Tisch hinweg böse an, während der alte Mann einen Teller frittierte Calamari verschlang und ihnen berichtete, wie er Freitagnacht mit Frank Dawdle in dessen Zimmer ein paar Gläser getrunken hatte.
»Soll das heißen, Sie haben ihn besucht?«, knurrte sie. »Haben Sie nichts anderes zu tun?«
Die Gabel locker in der Hand, zögerte Krizan. Er hatte ein kantiges Gesicht, das irgendwie in die Breite zu gehen schien, als er in übertriebener Balkanmanier die Schultern zuckte. »Wir sind alte Freunde, Miss Yates. Alte Spione. Bis zum frühen Morgen zusammen saufen - das ist ganz normal bei uns. Außerdem habe ich das mit Charlotte gehört. Zum Trost habe ich ihm eine Flasche mitgebracht.«
»Charlotte?«, fragte Charles.
»Seine Frau«, antwortete Krizan und verbesserte: »Exfrau.« Angela nickte. »Sie hat ihn vor ungefähr einem halben Jahr verlassen. Das hat ihm ziemlich zugesetzt.« »Tragisch«, bemerkte Krizan.
Für Charles war das Bild nun fast komplett. » Was hat er Ihnen über
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