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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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öffnete. Es ist gefährlich für einen israelischen Agenten, durch Syrien zu spazieren und Glasfaserkabel aufzuschneiden, aber keineswegs unmöglich. Es gibt seit Jahrzehnten Berichte darüber, dass israelische Spione auf syrischem Territorium operieren. Die Glasfaserkabel für das syrische Luftabwehrnetz laufen kreuz und quer durch das Land und sind nicht auf militärische Anlagen beschränkt. Der Einsatz eines Agenten, der vor Ort in das Netz eindrang, hätte den Vorteil gehabt, dass der Erfolg eines Angriffs nicht davon abhängig gewesen wäre, mit einer Drohne ein »Übernahmepaket« in das Netz zu schleusen. Tatsächlich konnte ein Agent vor Ort theoretisch von seinen Standort aus eine Verbindung zum israelischen Luftwaffenkommando herstellen. Unter Einsatz von LPI-Kommunikationsmethoden (Low Probability of Intercept) wäre der Agent in der Lage gewesen, selbst im Zentrum von Damaskus eine verdeckte Verbindung zu einem Satelliten herzustellen, ohne ein großes Risiko der Entdeckung einzugehen.
    Welche Methode die Israelis auch immer anwandten, um die syrische Luftabwehr zu überlisten, die Vorgehensweise hatten sie sich vermutlich bei den Amerikanern abgeschaut. Sie haben so manches aus den Programmen gelernt, an denen die USA seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeiten. Im Jahr 1990, als sich die Vereinigten Staaten auf den ersten Krieg mit dem Irak vorbereiteten, setzten sich die Pioniere der Cyberkrieger mit den Spezialeinheiten zusammen, um zu klären, wie sie das große irakische Luftabwehrnetz unmittelbar vor den ersten Angriffswellen der Luftwaffe außer Gefecht setzen könnten. Der Held der Operation »Wüstensturm«, der Vier-Sterne-General Norman Schwarzkopf, erklärte mir seinerzeit, die »Schlangenesser«, wie diese Spezialeinheiten in den Streitkräften genannt werden, hätten einige »verrückte Ideen« gehabt und vorgeschlagen, vor Beginn der Kampfhandlungen in den Irak einzudringen und eine Radarstation im Süden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie wollten ein paar Hacker (vermutlich von der Luftwaffe) mitnehmen, die in der Radarstation das irakische Netz infiltrieren und »logische Bomben« oder Softwarepakete auslegen sollten, um einen Absturz des landesweiten Computernetzes hervorzurufen.
    Schwarzkopf hielt den Plan für riskant und die Erfolgsaussichten für ungewiss. Er hatte wenig für das Special Operations Command übrig und befürchtete, die Soldaten der Spezialeinheiten könnten sich noch vor Kriegsausbruch in die ersten amerikanischen Kriegsgefangenen verwandeln. Doch vor allem hatte er die Sorge, es werde den Irakern gelingen, ihre Computer wieder in Gang zu bringen. Dann würden sie beginnen, einige der Flugzeuge abzuschießen, die am ersten Kriegstag 2000 Lufteinsätze fliegen würden. »Wenn man sichergehen will, dass die Radare und Luftabwehrraketen nicht funktionieren, muss man sie kaputt schießen. So bleiben sie kaputt. Dann kann man rein und die eigentlichen Ziele bombardieren.« So galten die anfänglichen Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten überwiegend nicht dem Armeekommando in Bagdad oder den feindlichen Truppen,sondern den Radaranlagen und Raketenabschussrampen der irakischen Luftabwehr. Bei dem Versuch, diese Verteidigungsanlagen auszuschalten, wurden einige amerikanische Flugzeuge abgeschossen; mehrere Piloten starben, und einige gerieten in Gefangenschaft.
    Als die Vereinigten Staaten 13 Jahre später zum zweiten Mal in einen Krieg mit dem Irak zogen, wusste die irakische Armeeführung lange vor den ersten Angriffswellen der amerikanischen Luftwaffe, dass ihr geschlossenes, sicheres militärisches Computernetz bereits infiltriert war. Sie hatte es von den Amerikanern selbst erfahren.
    Unmittelbar vor Beginn der Kampfhandlungen erhielten Tausende irakische Offiziere über das E-Mail-System ihres Verteidigungsministeriums eine Mitteilung. Der genaue Wortlaut des Textes wurde nie veröffentlicht, aber verschiedene zuverlässige Quellen haben genug Informationen preisgegeben, um rekonstruieren zu können, was Sie gelesen hätten, wenn Sie beispielsweise ein Brigadegeneral des irakischen Heeres mit dem Kommando über eine gepanzerte Einheit vor Basra gewesen wären. Die Mitteilung las sich etwa wie folgt:
    Dies ist eine Mitteilung des Oberkommandos der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Wie Sie wissen, werden wir möglicherweise in naher Zukunft den Befehl zum Einmarsch im Irak erhalten. Wenn es so weit ist, werden wir die Streitkräfte, die

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