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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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ungewöhnliche, »vom Menschen erzeugte« radioaktive Stoffe enthielten. Für die wenigen, die die Entwicklungen rund um das Rätsel am Euphrat verfolgt hatten, war das Geheimnis damit gelüftet. Die Geschichte hatte wieder einmal die Qualität des israelischen Geheimdienstes bewiesen. So unwahrscheinlich das auch scheinen mochte: Syrien hatte, unterstützt vom bizarren nordkoreanischen Regime, tatsächlich mit Atomwaffen herumgespielt. Es war höchste Zeit, erneut auszukundschaften, welche Absichten Damaskus und Pjöngjang tatsächlich verfolgten.
    Doch hinter diesen rätselhaften Geschehnissen verbarg sich eine weitere Geschichte, die zahlreiche Fragen aufwarf. Syrien hatte Milliarden in Luftabwehrsysteme investiert. Und in jener Septembernacht hatte das syrische Militär sehr aufmerksam verfolgt, was auf den Radarschirmen geschah, denn am selben Tag hatte Israel seine Truppen auf den Golanhöhen unerwartet in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Von ihren Positionen auf dem besetzen syrischen Höhenzug konnten die Soldaten der israelischen Golani-Brigade mit leistungsstarken Sichtgeräten tatsächlich bis in die Innenstadt von Damaskus schauen. Die syrischen Streitkräfte waren auf Ärger gefasst. Aber auf ihren Radarschirmen tauchte nichts Ungewöhnliches auf. Der Himmel über Syrien schien zu Mitternacht sicher und weitgehend leer. Aber die feindlichen Kampfflugzeuge waren bereits aus der Türkei kommend in den syrischen Luftraum eingedrungen. Die israelischen F-15 und F-16 waren in den siebziger Jahren entwickelt worden und alles andere als Tarnkappenbomber. Ihre Rümpfe aus Stahl und Titan, ihre scharfen Kanten und Ecken, die an ihren Flügeln hängenden Bomben und Raketen hätten die syrischen Radarezum Leuchten bringen müssen wie Jahr für Jahr der berühmte Weihnachtsbaum die New Yorker Rockefeller Plaza. Aber sie taten es nicht.
    Am folgenden Morgen gelangten die Syrer langsam und widerstrebend zu der schmerzhaften Erkenntnis, dass ihr sündteures Luftabwehrsystem in der vergangenen Nacht von den Israelis »übernommen« worden war. Auf den syrischen Radarschirmen war nur zu sehen gewesen, was die israelische Luftwaffe dort platziert hatte: ein Bild der Ruhe. Dieser die Syrer in Sicherheit wiegende Anblick hatte nichts mit der Wirklichkeit über ihrem östlichen Luftraum zu tun gehabt, der sich in ein Bombenabwurffeld der Israelis verwandelt hatte. Die syrischen Luftabwehrraketen konnten nicht abgefeuert werden, da es im System keine Ziele gab, die man hätte erfassen können. Die syrischen Abfangjäger hatten nicht aufsteigen können (für den Fall, dass sie so töricht gewesen wären, sich auf einen Luftkampf mit den Israelis einzulassen), denn ihr in Russland entwickeltes System setzte voraus, dass sie von Fluglotsen am Boden zu den feindlichen Zielen geleitet wurden. Aber die Fluglotsen hatten keine Ziele gesehen.
    Am Nachmittag klingelten beim russischen Verteidigungsministerium nicht weit vom Roten Platz die Telefone. Die Syrer wollten wissen, wie es möglich war, dass die Israelis das russische Luftabwehrsystem lahmgelegt hatten. Moskau versprach, sofort Experten und Techniker zu schicken. Vielleicht habe es bei der Einrichtung des Systems eine Panne gegeben, vielleicht hätten die Anwender etwas falsch gemacht – man würde es unverzüglich feststellen. Der militärisch-industrielle Komplex fürchtete schlechte Presse für seine Produkte. Schließlich verhandelte der Iran gerade über den Kauf eines modernen russischen Radar- und Raketensystems für seine Luftabwehr. Die Luftabwehrkommandos in Teheran und Damaskus standen unter Schock.
    Aber die Netzkrieger rund um den Erdball waren nicht überrascht. Genau so würde der Krieg im Informationszeitalter ausgefochten werden: Dies war der Netzkrieg. Wenn in diesem Buchder Terminus »Netzkrieg« oder »Cyberkrieg« verwendet wird, bezieht er sich auf Maßnahmen eines Staates, die dazu dienen, in die vernetzten Systeme eines anderen Staates einzudringen, um dort Schaden anzurichten oder die Netze lahmzulegen. Bei ihrem Angriff auf Syrien setzten die Israelis Licht- und Stromimpulse ein, die jedoch nicht wie ein Laser schnitten oder wie ein Taser betäubten, sondern Einsen und Nullen übertrugen, um die Kontrolle über die Bilder auf den syrischen Radarschirmen zu übernehmen. Sie verzichteten darauf, vor dem Angriff auf ihr Hauptziel die Radaranlagen zu zerstören, denn damit wäre das Überraschungselement verloren gegangen. Im Zeitalter des

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