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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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und versuchen, Angriffe auf unsere Systeme mit der Drohung zu verhindern, auf eine Cyberattacke »kinetisch« zu reagieren, doch möglicherweise werden unsere Gegner das für einen Bluff halten. Ein Grund dafür, dass viele amerikanische Cyberkrieger denken, Angriff sei die beste Verteidigung, liegt in ihrer Erkenntnis, dass es sehr schwierig ist, sich nur mit Hilfe guter Schutzmaßnahmen zu verteidigen. Das Militär weiß, wie verstreut die wichtigen Ziele im amerikanischen Cyberspace liegen, und kann angesichts der Aufgabe, sie alle zu verteidigen, nur die Hände ringen. Außerdem ist das Militär (wie man mit einer gewissen Erleichterung festgestellt hat) nicht dazu berechtigt, Ziele wie Banken, Kraftwerke, Schienennetze und Fluggesellschaften zu schützen, da diese Privatpersonen gehören und von Privatpersonen betrieben werden. Ein ähnliches Argument wurde bereits von der Regierung Bush im Zusammenhang mit dem Heimatschutz nach den Anschlägen vom 11. September vorgebracht: Es wäre zu teuer, die USA vor Terroristen im eigenen Land zu schützen, daher müsse man das Übel »an der Wurzel packen«. Dieses Denken hat uns zwei Kriege beschert, deren Kosten sich auf fast 2,4 Billionen Dollar belaufen und in denen bereits 5000 Amerikaner ihr Leben gelassen haben.
    Mit einer einzelnen Maßnahme ist es nicht getan, denn esgibt keine Wunderwaffe (oder, wie viele im Pentagon mit Verweis auf den Cowboy Lone Ranger sagen würden, keine »Silberne Kugel«), mit der man den amerikanischen Cyberspace schützen könnte. Doch schon mit einer Kombination verschiedener Maßnahmen könnte man die wichtigsten Systeme sichern oder es potenziellen Gegnern möglichst schwermachen und so zumindest Zweifel säen, dass ihnen ein großangelegter Angriff auf die USA gelingt.
    Jeden Computer in den USA unangreifbar zu machen ist hoffnungslos, aber immerhin könnte man die wichtigen Netzwerke sichern, die ein anderer Staat angreifen würde. Wir müssen dafür sorgen, dass die Fähigkeit unseres Militärs zu einem Gegenschlag unbeeinträchtigt bleibt und auch unsere Wirtschaft nicht anhaltend geschwächt wird. Selbst wenn unsere Abwehr nicht perfekt wäre, könnten die gesicherten Netzwerke immerhin so weit erhalten bleiben oder so schnell den Betrieb aufnehmen, dass ein Angriff keinen verheerenden Schaden anrichten würde. Wenn wir also nicht jedes größere System schützen können, was müssen wir dann verteidigen? Es geht um drei Schlüsselelemente im amerikanischen Cyberspace – eine sogenannte Triade, um eine Bezeichnung aus der Nuklearstrategie zu verwenden.
    Die defensive Triade
    Die Strategie der defensiven Triade würde eine Abkehr von der Strategie Clintons, Bushs und Obamas bedeuten. Clintons Nationaler Plan für den Schutz der Informationssysteme und Bushs Nationale Strategie zur Sicherung des virtuellen Raums sahen vor, dass sich jede wichtige Infrastruktur selbst vor einem Cyberanschlag schützt. Dabei wurden achtzehn Bereiche als unverzichtbar eingestuft, von der Stromversorgung über das Bankenwesen bis zur Lebensmittelversorgung und dem Einzelhandel. Wie bereits erwähnt, scheuten bisher alle drei Präsidenten davor zurück,staatliche Vorschriften zu erlassen, um die Gefährdung durch einen Cyberangriff zu reduzieren.
    Bislang ist daher wenig passiert. Bush billigte im letzten Jahr seiner achtjährigen Amtszeit ein Konzept, das die Netzwerke privater Unternehmen größtenteils ignorierte und sich auf den Schutz staatlicher Systeme und die Einrichtung eines militärischen Cyber Command konzentrierte. Obama setzt den Bush-Plan ohne große Änderungen um und hält auch am Cyber Command fest.
    Die Strategie der defensiven Triade nutzt die staatliche Regulierung als wichtiges Instrument zur Schaffung von Sicherheitsbestimmungen für den Cyberspace. Dabei konzentriert sie sich zumindest anfangs auf drei Bereiche. Der erste Bereich ist das Basisnetz. Wie in Kapitel drei erklärt, gibt es Hunderte von Internetdienstanbietern, von denen aber nur etwa ein halbes Dutzend das sogenannte Basisnetz (Backbone) des Internets bilden, darunter AT&T, Verizon, Level 3, Qwest und Sprint. Sie sind die »Tier 1 Carrier«, das heißt, dass sie eine direkte Verbindung zu den meisten anderen Internetanbietern im Land unterhalten. Diesen Unternehmen gehören die »großen Datenleitungen«, Tausende Kilometer Glasfaser, die sich bis in die letzten Winkel des Landes erstrecken und mit Seekabeln verbunden sind, die uns mit dem Rest der Welt

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