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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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antwortete nicht. Der Schrank war aus massivem Holz und das Schloss solide. Sie war seine Gefangene. Aber was sollte er mit ihr machen?
    Sie rüttelte an der Tür. »Lass mich raus. Ich mach die Biege, und du siehst mich nie wieder.«
    Er zog den Schlüssel ab und legte sich wieder in sein Bett. Sie redete immer noch durch die Tür auf ihn ein, so dass er sich zwischen den Laken verkroch und das Kissen über den Kopf zog. Den Schlüssel hielt er fest umschlossen in seiner Faust.

02
    Ihm war heiß, dann kalt, dann wieder heiß, wie in einem schlechten Traum. Hatte er tatsächlich mit einer Dreckigen ein Gespräch geführt? Einer Dreckigen, die nicht nur sprechen konnte, sondern auch widersprechen? Und anstatt ihr ihre Unwissenheit vor Augen zu führen, hatte am Ende er das Gefühl gehabt, er wüsste weniger, als er wissen müsste. Wie ein Kind!
    Er starrte auf den Schrank. Der sah plötzlich nicht mehr aus wie sein guter alter Schrank, sondern wie ein Fremdkörper im Raum, wie eine Bedrohung. Die Dreckige hatte schon lange aufgehört, an der Tür zu rütteln, aber sie war immer noch drin, zwischen all seinen Kleidungsstücken. Ihr Dreckigen-Geruch würde in seine Hemden und Anzüge dringen! Nie wieder würde er etwas davon tragen können.
    Die ganze Situation war völlig surreal. Und sein eigenes Handeln war am unwirklichsten von allem. Schritt für Schritt ging er alles noch einmal durch. Warum hatte er nicht gleich die Wachmänner gerufen, bevor er überhaupt ein Wort mit ihr gewechselt hatte? Und als er dann doch gerufen hatte, warum war er da nicht hinausgetreten auf den Gang? Und warum hatte er nicht noch einmal gerufen, nachdem sie sich im Schrank versteckt hatte? Sein Verhalten, als die Schritte direkt an seiner Tür vorbeigingen, schien zu einer anderen Person zu gehören, nicht aber zu ihm, Colbert Porpentine. Es war verrückt! Könnte er es doch bloß ungeschehen machen!
    Wie hatte das nur passieren können? War es der Blick in ihren Augen? Sie waren so groß … natürlich nicht anziehend, eine Dreckige konnte ja nicht anziehend sein. Aber irgendwie schien es, als wäre das Entsetzen, das sie verspürt hatte, von ihr auf ihn übergesprungen. Dass er Mitgefühl für eine Dreckige empfand, sollte eigentlich nicht möglich sein, und doch …
    Aus dem Schrank war ein Knarren zu vernehmen. Er hob das Kissen, um zu lauschen. Die Dreckige hatte sich wohl anders hingelegt, um besser schlafen zu können. Er zog die Decke hoch bis zum Kinn.
    Die Geräusche dauerten noch etwas an, dann verstummten sie. Es war ihm, als könnte er jetzt ihren Atem hören, schwach und stetig, ein und aus. Sein Gehör hatte eine fast übernatürliche Schärfe angenommen.
    Dann streifte ihn ein unangenehmer Gedanke: Wenn er sie belauschte, vielleicht belauschte dann auch sie ihn ? Jeder lauschte den Geräuschen, die der andere machte! Er atmete immer flacher, bis die Laken auf seiner Brust nicht mehr raschelten.
    Was wusste er eigentlich wirklich über Dreckige? Mit Professor Twillip, seinem Hauslehrer, sprach er nie über solche Sachen. Das bisschen, was er überhaupt wusste, musste er irgendwo aufgeschnappt und daraus gefolgert haben, dass Dreckige nicht sprechen konnten. Unter der Elite wurde auf die Existenz von Dreckigen allenfalls in obskuren Anspielungen Bezug genommen. Seine Vorstellungen zu diesem Thema leiteten sich kaum von dem ab, was über sie gesagt wurde, als vielmehr von der Miene, die man machte, wenn das Thema geflissentlich gemieden wurde.
    Er hatte jedenfalls den Eindruck, dass Dreckige sowohl gefährlich als auch notwendig waren. Gefährlich waren sie, weil sie sich ständig fortpflanzten und vermehrten . Damit bestand die Gefahr, dass sie eines Tages gegenüber den zivilisierten Menschen auf den oberen Decks in der Überzahl sein könnten. Er hatte allerdings nicht den geringsten Schimmer, warum sie notwendig waren.
    Und was bedeutete das eigentlich, fortpflanzen und vermehren ? Diese grässlichen, faszinierenden Worte rührten ihn auf seltsame Weise an. Sie gingen ihm ständig durch den Kopf und spülten dabei andere verwandte Wörter wie obszön , viehisch und animalisch an die Oberfläche. Schreckgespenster aus alten Albträumen stiegen in ihm empor: schwere, ungeschlachte Gestalten mit behaarten, unbekleideten Körpern und grässlichen Kannibalengesichtern mit lüsternen Mäulern. Und die taten Dinge – im Verborgenen –, unsagbar schmutzige Dinge … nein, er konnte sich nicht einmal vorstellen, was das für

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