REISPUDDING
MIT ZIMT
Elisa Ellen
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Ich höre wie die Schritte meiner Mutter hastig den Gang zu meinem Zimmer herunterklappern. Unwillkürlich drücke ich mich mit meinem Buch tiefer in meinen gemütlichen Sessel und ziehe die Schultern hoch. Denn ich weiß, was jetzt kommen wird.
Schon klopft es sanft an meiner Tür und sie steht im Zimmer.
„Du, Nannilein, kannst du mir bitte, bitte helfen?,“ fleht sie mich an. Dann wird ihre Stimme hektisch. „Dein Vater hat gerade angerufen, dass er zwei Gäste zum Essen nach Hause bringt. Ich habe doch nichts im Haus und ich habe heute entsetzliches Kopfweh, und die Läden haben doch schon alle zu!“
Wie immer in solchen Fällen, steht ihr die blanke Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Die Hände hat sie wie zum Gebet gefaltet und ihre Augen sind weit aufgerissen. Entweder hat sie gerade geweint oder sie wird es gleich tun.
Das ist wieder einmal typisch für meinen Vater. Als Besitzer eines der größten Teekontors in Hamburg hat er immer wieder Geschäftsbesuch und, ohne an meine Mutter zu denken, lädt er ihn dann gerne mit großer Geste einfach unangemeldet zu uns ein. Dabei könnte er locker mit ihm in eins der vielen schönen Restaurants gehen, von denen Hamburg wahrlich genug hat. Aber nein, er ist ja sooo stolz auf sein tolles Haus mit Blick über die Außenalster und seine tolle repräsentative Einrichtung und seine tolle Familie, nämlich meine zwei superintelligenten Brüder, die beide kluge Sachen studieren und mich, das süße Töchterchen, das – na ja – nicht ganz so intelligent ist, aber einigermaßen wohlgeraten und vorzeigbar.
Mit einem tiefen Seufzer klappe ich mein Buch zu und lege es weg.
„Aber Mama, du weißt doch dass ich heute zu einer Abi-Party wollte.“
Meine Mutter sieht mich noch verzweifelter an.
„Ja, dann...“, sagt sie resigniert, „dann...muss ich wohl gucken, wie ich, (an dieser Stelle bricht ihre Stimme), alleine klar komme.“ Schon wendet sie sich mit hängenden Schultern der Tür zu.
Doch da springe ich blitzschnell auf und schlinge meine Arme um ihre schmale Figur.
„Quatsch, Mama, natürlich helfe ich dir. Allmählich bin ich die vielen Partys Leid. Da wird doch nur gelärmt, gesoffen und gekotzt. Ich bin gleich unten bei dir in der Küche. Mach dir nur keine Sorgen. Wir schaffen das. So wie jedes Mal, nicht?“
Ich spüre, wie ihr Körper sich vor Erleichterung sofort entspannt. Dankbar drückt sie mich zurück.
„Du bist mein rettender Engel. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte. Wie freue ich mich.“
Schon eilt sie aus dem Zimmer und wieder davon.
Kein Mensch mit einem Herzen im Körper hätte sie versetzten können. Auch ich nicht.
Eine Minute später ist sie wieder da.
„Machst du zum Nachtisch deine tolle Karamellcreme?“
„Klar.“
Ihre Augen funkeln jetzt vergnügt. „Da werden die Gäste aber staunen.“
Und weg ist sie.
Zehn Minuten später rausche ich in die Küche hinein. Ich greif nach meiner Lieblingsschürze, die mit den rot-schwarzen Butler-streifen und binde sie mir um. Aus der Grabbelschublade, die jede, aber auch jede, Küche in der ganzen Welt hat, schnappe ich mir ein Gummiband und mache mir einen Pferdeschwanz. Meine Brüder fallen immer in ein künstliches Koma, wenn eins von meinen langen kastanienfarbenen Haaren sich auf dem Teller kringelt. Als ob ich nicht jeden Tag duschen würde. Dann trete ich meine Schuhe in eine Küchenecke – aus irgend einem unerfindlichen Grund haben die Installateure die Theke so niedrig angebracht, dass man immer, immer Rückenschmerzen bekommt– und reiße die Kühlschranktür auf.
Oh je!
Das sieht wirklich traurig aus.
Entmutigt ziehe ich an der Fleischschublade. Ein Paket Rinderrouladen, ungefüllt.
Hinten im Kühlfach ist ein Glas schwarze Oliven. Ein, zwei Stangen Lauch, leicht welk. Zwei Becher Sahne. Ein Päckchen Feta-käse.
Ich stelle alles auf die Theke und suche die Speisekammer auf.
Gut, frischer Ingwer. Kandierter Ingwer. Rosinen. Knoblauch.
Okay. Erst einmal nachdenken. Inzwischen kann ich ja die Creme machen. Die geht mir locker von der Hand.
Bald befindet sie sich sorgfältig in