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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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ob sie das Botnetz wirklich eingedämmt hatten, konnte nur die Zeit erweisen. Außerdem: Musste man angesichts des öffentlichen Aufsehens, das sie erregt hatten, angesichts der Tatsache, dass überall auf der Welt die Leute zuschauten, nicht geradezu davon ausgehen, dass die bösen Jungs ihren nächsten Zug ganz bewusst nicht am C-Day ausführen würden? So souverän, wie sie das Spiel bislang diktiert hatten, würden sie doch sicherlich einfach abwarten, bis die ganze Hysterie verpufft war. Und dann den X-Men den nackten Hintern zeigen?
    Zumindest Rodney Joffe sah es so. Je mehr Presseberichte er an dem Tag las, umso wütender wurde er. Als Erstes hatte er früh am Morgen von seinem Büro in Phoenix aus per Videostandleitung eine dreistündige Sitzung des ICANN -Sicherheitsausschusses geleitet und gleichzeitig die Mailingliste im Auge behalten, auf der die anderen Mitglieder der »Kabale« Links zu dem allgemeinen Hohn und Spott einstellten. Ein paar Stunden später flog er nach San Francisco, um eine Rede zu halten, und verbrachte den gesellschaftlichen Teil der Veranstaltung hauptsächlich mit zornigen Attacken auf bornierte Journalisten.
    In seinem Büro zu Hause in New Jersey verbuchte Andre DiMino den Tag als einen weiteren Erfolg für den Botmaster, der sie samt und sonders zu Idioten gemacht hatte. Andre hatte am Tag zuvor NBC -Reportern ein Interview für die Today Show gegeben. Mit einem Mikrofon am Kragen seines grünen Poloshirts versuchte er einem der Reporter (der keine Ahnung hatte, wovon der Typ da sprach) zu erklären, dass das Botnetz am nächsten Morgen womöglich überhaupt nichts Dramatisches tun würde, dass es vielleicht einfach nur diese vielen neuen Domainnamen erzeugen und sich auf die Suche nach Instruktionen begeben würde, beschwor damit bei dem Reporter allerdings lediglich den »Blick« herauf. Was konnte er ausrichten gegen die Vorliebe der Journalisten für Weltuntergangsgeschichten und ihre absolute Ahnungslosigkeit in technischen Dingen, ganz zu schweigen von ihrem mangelnden Gespür für Zwischentöne? Seine warnenden Worte verloren sich im Äther, übertönt von den Fanfarenklängen, die das bevorstehende Weltenende verkündeten.
    Trotzdem behielt Andre den größten Teil des Tages hindurch seine Bildschirme im Auge  … für alle Fälle.
    Dre Ludwig in Alexandria dagegen zeigte sich von den höhnischen Meldungen unbeeindruckt. Er war die ganze Nacht auf gewesen, der Ansicht, sie hätten guten Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen  – und nicht mehr ganz nüchtern. Er schrieb an die Liste:
    Meine Gedanken sind wie folgt:
    1. Das hier war von Anfang an ein erstaunliches Projekt, auf technischer wie auf logistischer Ebene.
    2. Wir haben auf politischer Ebene GROSSE Schritte gemacht  … und etwas getan, woran selbst Regierungen gescheitert wären.
    3. Unabhängig davon, ob wir Conficker vollständig vom Angesicht der Erde ausradieren, WIR HABEN TROTZDEM EINEN GROSSEN SIEG ERRUNGEN .
    4. Das ist hoffentlich nur ein Beispiel für das, was WIR erreichen können, wenn wir ALLE zusammenarbeiten. Kooperation statt Konkurrenz, schlicht und einfach, das ist das erste Mal, das so etwas in der Welt der REGISTRIES passiert ist. Meiner Meinung nach ist allein das schon bemerkenswert, wir Sicherheitsfreaks haben doch schon seit Jahren versucht, derartigen Bedrohungen entgegenzutreten. So etwas hat es in der Welt der Registries ( TLD s) NOCH NIE gegeben. Wenn überhaupt, dann hatten wir Miniinseln mit einem oder zwei Registry-Betreibern, die tatsächlich etwas unternahmen. Und selbst das hat einigen von uns in den letzten Jahren höllisch viel abverlangt.
    Das ist für mich die Ernte von mehreren Jahren harter Arbeit, und ich bin, wenn euch das nicht aufgefallen sein sollte, mehr als nur ein bisschen überdreht. Ich gebe dem Scotch und ebenso der frühen Morgenstunde die Schuld!
    Den Rest des Tages verbrachte Dre größtenteils damit, die Mailingliste und mehrere andere Chat-Kanäle zu beobachten. Nicht dass er erwartet hätte, irgendetwas würde geschehen, aber er war sich dennoch bewusst, was passieren könnte. Das wirklich Schlimme für ihn war, nicht zu wissen, was der Botmaster vorhatte. Niemand wusste das. Warum hatte er den Wurm überhaupt erschaffen?
    Paul Vixie nahm es wie einen ganz gewöhnlichen Arbeitstag. Er war schon früh in seinem Büro in San Francisco, voller Zuversicht, dass sie den Wurm unter Kontrolle hatten, wenigstens für den Moment. Zum allermindesten

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