Worm
Kaufsoftware zu seiner Behebung – nach Mitteln und Wegen suchten, ihn zu neutralisieren.
In der Sicherheitsszene wusste man zwar schon, dass das Problem größer war, als von Hruska dargestellt; weil es aber keine Institution mit dem Auftrag gibt, das Internet um seiner selbst willen zu schützen, gründete die Furcht vor Conficker auf jeweils unterschiedlichen und enger umrissenen Motiven. Die AV -Industrie sorgte sich um den Schutz ihrer Kunden, sah in der wachsenden Zahl von Bots aber auch eine potenzielle Goldmine für das Neukundengeschäft – da die Schadsoftware Sicherheitsupdates unterband, stellte jeder gekaperte Rechner ein Premiumziel für Reparaturprogramme dar (und das Botnetz selbst eine wertvolle Adressliste ungeschützter Computer). Die Telefongesellschaften wollten ihre Netzwerke vor DDoS -Attacken schützen und Microsoft seine Kunden und seinen Ruf, während Wissenschaftler wie Phil Porras am SRI mehr von einem akademischen Interesse getrieben wurden und herausfinden wollten, was hinter diesem neuesten Kniff der Schwarzhüte steckte.
Eben darauf lag das Hauptaugenmerk des Teams in Menlo Park. Die Arbeit erforderte Begabung, aber auch jahrelange Erfahrung. Fast dreißig Jahre sind seit Beginn des Siegeszugs der PC s und zwanzig Jahre seit der Geburt des Internets vergangen, und die jungen Computerfreaks, die als Erste mit Betriebssystemen und Netzwerken herumexperimentiert haben, sind jetzt im mittleren Alter. Die altgedienten Mitglieder des Tribes erinnern sich noch an die alten Altair-8080-Bausätze, aber die meisten Übergeeks in seinen Reihen zählten zur ersten Generation, die mit Computern aufwuchs, und besaßen eine intuitive Vertrautheit mit Netzwerken. Die Angehörigen dieser Elite arbeiten heute für Softwareunternehmen, Forschungseinrichtungen, IT -Sicherheitsfirmen, Telekommunikationsgesellschaften, den Staat oder Internetserviceanbieter. Worin auch immer die übergreifende Agenda ihrer Arbeitgeber bestehen mochte, diese Jungs (und ja, die allermeisten waren Männer) fühlten sich instinktiv zum Kampf gegen Conficker berufen. Hier ging es um eine intellektuelle Auseinandersetzung, und zwar eine, in der die Besten der guten Jungs gegen die Besten der bösen Jungs antraten.
Das runde Dutzend Weißhüte, das den Kampf aufnahm und zu dem später mit Phil Porras auch der Mann stoßen sollte, der den Wurm am besten kannte, versammelte sich im Dunstkreis von T. J. Campana, der über Microsofts immense Ressourcen und entsprechenden Einfluss gebot. Zu ihnen gehörten: Rick Wesson, ein ungestümer 42 Jahre alter Unternehmer aus San Fransisco, CEO seiner eigenen Internetsicherheitsfirma, Koautor einiger wichtiger Internetprotokolle und Besitzer eines kleinen Internetregistrars; Rodney Joffe, mit 55 der Älteste in der Riege und selbsternannter »Erwachsener im Raum«, ein stämmiger Exil-Südafrikaner aus Phoenix, der (neben anderen Dingen) Sicherheitschef der Telekommunikationsfirma Neustar war, die die . biz- Top-Level-Domain und mehrere Internetregistries verwaltete; Andre DiMino aus New Jersey, ruhig, selbstbeherrscht und tagsüber bei der Strafverfolgungsbehörde in Bergen County angestellt, vor allem aber einer der Gründer einer einzigartigen gemeinnützigen Organisation namens Shadowserver, die Jagd auf Botnetze machte; Paul Vixie, ein mürrischer und reizbarer Geek, der zu den Architekten des Internets gehört und in dem Kuratorium der American Registry for Internet Numbers saß; Andre »Dre« Ludwig, mit 28 Jahren der Jüngste in der Runde, ein autodidaktischer Computersicherheitsberater aus Alexandria, Virginia, mit einem phänomenalen Ruf und einer direkten, konfrontativen Art; John Crain, ein gebürtiger Brite, der in Long Beach wohnte, für die ICANN (die globale gemeinnützige Organisation, die Domainnamen und IP -Adressen zuweist) um die Welt jettete und eine Schwäche für Cowboy-Accessoires mitbrachte, und schließlich noch Chris Lee, ein akribischer Doktorand an der Georgia Tech, der am Ende den Großteil der Sinkholing-Operation schulterte.
Als das globale Netz immer weiter wuchs und wuchs und die Gesellschaft sich mehr und mehr darauf stützte, hatten sie in unterschiedlichem Maße als Privatpersonen in Reden und Artikeln vor der geradezu aberwitzigen Fragilität des Internets gewarnt. Sie waren es gewohnt, dass man ihre Mahnungen ignorierte. Einige nahmen das relativ gelassen und gaben die Hoffnung nicht auf. Andere neigten mehr zum Fatalismus und nahmen es fast
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