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Worm

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Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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der Summit Highschool in Breckenridge, Colorado, an. Der Direktor der Schule plante die Ausgabe einer Anleihe, mit der er ein Computernetzwerk finanzieren wollte, über das alle Schulen und Bibliotheken des Schulbezirks miteinander verbunden werden sollten. Rick, der noch als Student an der Auburn University ein Buch über Computernetzwerke geschrieben hatte, war natürlich Feuer und Flamme für das Projekt. Der Schulleiter hatte einen Freund, der für IBM arbeitete, und den beiden schwebte ein geschlossenes, von dem Computerriesen installiertes und verwaltetes Computernetzwerk vor. Rick hielt das für pure Zeit- und Geldverschwendung. Schließlich gab es doch dieses wunderbare neue Ding namens Internet, das dieselbe Konnektivität ermöglichte   – und zwar umsonst. Der Aufbau des Netzwerks würde zwar immer noch Kosten verursachen, aber nur einen Bruchteil dessen, was IBM verlangte. Eine klare Angelegenheit also. Nur dass der Schulleiter, als Rick ihm das zu erklären versuchte, natürlich nein sagte. Was Rick wiederum für ein wenig zu voreilig hielt. Kurz, es gab eine Szene, und möglicherweise warf Rick auch einige Ordner durch das Büro des Schulleiters. Jedenfalls endete die Sache mit seiner Kündigung.
    Statt den Schulbezirk Breckenridge, Colorado, ins Internetzeitalter zu lenken, jobbte Rick ein paar Monate als Tellerwäscher in einem Skigebiet, bevor er sich mit seiner Freundin Pilar einen Bus kaufte, den sie auf den Namen »Green Tortoise« tauften und  – wer würde nicht an Ken Kesey und die Merry Pranksters denken?  – mit Marihuana und ein paar Dutzend Freunden beluden, um dann gen Süden aufzubrechen und den ganzen Weg bis hinunter nach Guatemala zu kiffen, zu trinken und zu feiern. Rick selbst stand eher auf Bier, kam aber bestens mit den Kiffern aus. Als Nächstes führten ihn seine Streifzüge nach Europa, von Spanien über Paris bis in die Türkei, wo er einen Deutschen kennenlernte, der wild entschlossen war, die erste Domain-Name-Registry in Deutschland auf die Beine zu stellen. Das Internet legte gerade so richtig los, und es war klar, dass das Domain-Name-System der zentrale Sortiermechanismus für die Cyberworld sein würde. Rick folgte dem Mann nach Düsseldorf, und nachdem sie die Registry aufgebaut hatten, beschloss Rick, dass die Vereinigten Staaten reif für dasselbe Projekt waren.
    Zu einer Zeit, als die meisten Leute noch nicht einmal vom Internet gehörten hatten, hatte Rick darin schon eine Geschäftsmöglichkeit erkannt. Die Welt würde effizienter werden, eine Welt, die einem detailliertes Expertenwissen zu jedem nur denkbaren Thema per Tastendruck zur Verfügung stellte! Antworten auf noch so schwierige Fragen, die nur darauf warteten, kostenlos heruntergeladen zu werden! In seinem letzten Jahr an der Auburn University hatte ihn ein Professor zusammen mit anderen Studenten zu einem örtlichen Büromateriallieferanten geschickt, wo sie im Rahmen einer Übung eine computerbasierte Lösung für ein Problem aus der realen Arbeitswelt entwerfen sollten. Die Aufgabe für Ricks Gruppe betraf die Materialflussverfolgung. Die anderen Gruppenmitglieder sprachen das Problem mit den Mitarbeitern des Unternehmens durch und schrieben ein Programm, das am Ende aber nicht funktionierte. Rick war von Natur aus kein Teamplayer und hatte außerdem eine viel bessere Idee. Warum ein schlechtes Programm schreiben, wenn man sich eines borgen konnte, das gut funktionierte? Er wählte sich in das noch junge Internet ein und fand eine kostenlose Software zur Materialflussverfolgung, die tadellos funktionierte. Das Unternehmen war glücklich, das Problem gelöst! Der Professor freilich erklärte Rick, die Aufgabe habe gelautet, im Team eine eigene Lösung zu erarbeiten, und ließ ihn durchfallen. Rick konnte seiner Argumentation folgen, aber die Sache ärgerte ihn trotzdem. Also wirklich! Warum Zeit darauf verschwenden, etwas erfinden zu wollen, das bereits erfunden war? So, wie Rick das sah, bestand das eigentliche Problem (dasselbe, das ihn später auch seinen Lehrerjob in Breckenridge kosten sollte) darin, dass diese Leute noch nie vom Internet gehört hatten. Der versiebte Kurs kostete ihn mehrere Credit-Punkte und zwang ihn, nochmals ein ganzes Semester dranzuhängen, um seinen Abschluss zu bekommen.
    Bei seiner Rückkehr aus Düsseldorf Mitte der 1990er Jahre brachte er ein klares Geschäftsmodell mit in die Staaten. Er bekam einen Job bei einer IT -Firma im Silicon Valley, deren Besitzer ihm

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