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bei Gründung eines eigenen Beratungsunternehmens unter die Arme griffen und gleich zu seinen ersten Kunden wurden. In den folgenden Jahren baute er eine Reihe von Unternehmen auf und verkaufte sie wieder. Pilar stieg in den boomenden Biolebensmittelmarkt ein, und zusammen zogen sie hinaus auf eine Farm. Durch seine Arbeit beschäftigte Rick sich mit einigen frühen Aufgaben im Bereich der Internetregulierung und -technologie. Unter anderem war er an der Abfassung einiger der frühen Protokolle für ICANN beteiligt und kannte daher die Funktionsweise des Systems so gut wie seine Westentasche.
Anders als ein Straßen-, Telefon- oder Stromnetz ist das Internet nicht entlang physischer Pfade organisiert. Wegen der bei der Datenübertragung eingesetzten Paketvermittlung – mehr Teleportation als direkte Übertragung – kennt das Internet keine klar definierten Übertragungspfade, über die der pausenlose Datenverkehr verlaufen würde. Das Internet ist weniger wie eine Straßenkarte als vielmehr wie ein Telefonbuch organisiert. Die Schlüssel zum Routing der Datenpakete, also ihrer Weiterleitung durch die verschiedenen Netze bis zum Bestimmungsort, sind die »Identifikatoren«, die spezifischen Zielpunkten zugewiesenen Domainnamen. Gegenwärtig sind weltweit rund 200 Millionen Domainnamen registriert. Diese Namen werden von kommerziellen Registraren verkauft, katalogisiert und verwaltet, die wiederum regionalen (und lokalen) Registries unterstellt sind. Die Registries ihrerseits werden von der ICANN überwacht, die sozusagen das Telefonhauptbuch darstellt und diese Aufgabe 1998 vom SRI übernahm. Am unteren Ende dieses Systems sitzen die lokalen Internet Service Provider (ISP ), die Routing-Dienstleistungen für die an ihr Netzwerk angeschlossenen Computer bereitstellen, ob es sich nun um private Nutzer handelt, die über einen kommerziellen Anbieter ins Internet gehen, oder um einen Bürocomputer, der an ein Intranet mit eigenem Server angeschlossen ist. Diese Abermillionen Computer und kleineren Server sind auf rund 300 Top-Level-Domains unterteilt, gekennzeichnet durch die auf den Punkt in einer E-Mail- oder Webadresse folgenden Buchstaben – . com, .biz, .edu, .de und so weiter. Wenn Ihre E-Mail-Adresse auf Loyola.edu endet, dann ist Loyola (genauer: die Loyola University) Ihre lokale Domain und . edu, die für Universitäten reservierte Kennzeichnung, Ihre Top-Level-Domain.
Die Domainnamen sind also gleichsam die Postanschriften des Cyberspace. Jeder einzelne Computer hat eine eigene Adresse, die ihm von seinem Internetprovider zugewiesen wird. Um eine Website im Internet zu kontaktieren, schickt Ihr Rechner die Adresse an seinen beziehungsweise Ihren Provider. Um die Sache für Menschen einfacher zu machen, wird diese in der Computersprache aus einer langen Abfolge von Zahlen und Symbolen bestehende Adresse in einen verständlichen Begriff übersetzt, zum Beispiel google.com oder harvard.edu. Verwaltet und gemanagt werden diese vielen Millionen Namen von einer Industrie, die aus Tausenden kleiner Registrare besteht. Jeder Registrar betreibt einen Server, der sicherstellt, dass keine Namen doppelt vergeben werden, und der die Weiterleitung von Nachrichten an die bei ihm registrierten Domains übernimmt .
Zu einer Zeit, als außerhalb des Silicon Valley noch kaum jemand von solchen Dingen gehört hatte, nutzte Rick seine Erfahrung aus der Zeit in Düsseldorf und gründete seinen eigenen Registrar. Er gab ihm den Namen ar.com, kurz für »Alice’s Registry« und eine Anspielung auf den berühmten Blues-Sprechsong von Arlo Guthrie, und erhielt eine Lizenz von der ICANN zum Verkauf von Domainnamen. Zehn Jahre später galt Rick als Pionier, und 2002 wurde er in den ICANN -Sicherheitsausschuss berufen.
An dem Thema Internetsicherheit hatte ihn zunächst vor allem die intellektuelle Herausforderung gereizt. Er sah die von Botnetzen ausgehende Gefahr und dass selbst in der IT -Branche nur wenige wussten, wie man sie aufhalten konnte. Nicht nur aufhalten, sondern auch aufspüren und überwachen. Nach seiner Berufung in den Sicherheitsausschuss der ICANN stellte er fest, dass die Organisation noch nicht einmal wusste, wie viele Botnetze es gab. Niemand schenkte der Sache Beachtung. Also gründete er ein neues Unternehmen namens Support Intelligence und ging daran, die Lücke zu stopfen. Mit Hilfe des großen Internet-Interfaces, über das ar.com verfügte, richtete er Honeynets ein und fing an, Daten zu sammeln.
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