Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
HEINRICH HEINE
DICHTER ZWEIER NATIONEN
Heinrich Heine gilt als einer der größten deutschen Dichter. Das Verhältnis zu seinem Geburtsland Deutschland war dabei immer schwierig. Fast die Hälfte seines Lebens verbrachte er in Frankreich, wohin er sich nach immer größerer Bedrängnis durch die politische Zensur in Deutschland begeben hatte. Schnell fand er dort Anschluss an die politische und kulturelle Szene. Heine verstand sich als Mittler zwischen Deutschland und Frankreich.
13. 12. 1797 oder 1799
Geburt in Düsseldorf
ab 1815
Ausbildung zum Kaufmann
1819 bis 1825
Jurastudium mit finanzieller Hilfe seines Onkels Salomon
28. 6. 1825
Taufe
1826/27
erste Kontakte mit den Verlegern Campe und Cotta
1831
Emigration nach Paris
17. 2. 1856
Tod in Paris
Harry Christian Johann Heine kam am 13. Dezember 1797 (nach eigenen Angaben 1799) in Düsseldorf als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilhändlers zur Welt. Nach seiner christlichen Taufe 1825 trug er den Vornamen Heinrich. Er war das älteste von vier Kindern. Seine Kinder- und Jugendjahre waren geprägt von seinem weltoffenen Elternhaus und einer sorgfältigen Schulbildung. Bis etwa 1815 besuchte Harry Heine das Gymnasium und erhielt zudem Privatunterricht. Beim späteren Besuch einer Handelsschule lernte er Englisch; auch mit dem Jiddischen und mit Grundzügen des Hebräischen war er vertraut.
Heines berufliche Ausbildung begann 1815. Er machte kurze Volontariate in Frankfurt am Main bei einem Bankhaus und einem Gewürzhändler. Von 1816 bis 1819 hielt sich Heine in Hamburg auf. Dort begann er eine Lehre in der Bank seines Onkels Salomon, mit dessen Hilfe er 1818 ein Manufakturwarengeschäft eröffnete. Durch das Verhalten seines Vaters, der Wechsel auf den Sohn und damit auf den vermögenden Onkel ausstellte, um sein Geschäft zu retten, scheiterte dieser geschäftliche Ansatz des jungen Heine – wie die Firma des Vaters – im Jahr 1819.
1819 begann er mit finanzieller Unterstützung des Onkels ein Jurastudium, das er schließlich im Juli 1825 mit der Promotion abschloss. Zunächst studierte Heine in Bonn, wo er neben den juristischen auch die Vorlesungen zur deutschen Geschichte und Literatur besuchte. Die Kommilitonen lernten ihn als geistreichen Spötter kennen. Heine begann mit dem historischen Drama »Almansor«, an dem er auch weiterarbeitete, als er im Winter 1820/21 nach Göttingen wechselte. Auch dort beschäftigte er sich neben der Rechtswissenschaft intensiv mit Literatur und Geschichte. Shakespeare und Herder gehörten zu seiner Lektüre. Aus antisemitischen Gründen wurde Heine in Göttingen aus der Burschenschaft ausgeschlossen. Als zudem – wegen eines Duells – auch noch eine befristete Ausschließung vom Studium verhängt wurde, verließ er die Stadt und ging vom Sommer 1821 bis 1823 nach Berlin, wo er Vorlesungen bei Hegel zu dessen Betrachtung der Welthistorie hörte, was ihn nachhaltig prägte. Heine wurde zudem Mitglied im »Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden«, der sich um eine nationaljüdische Geschichtsschreibung bemühte. Ferner fand er Anschluss an das literarische Leben der Stadt; er lernte Meyerbeer, Hegel, Chamisso, Alexander von Humboldt, E. T. A. Hoffmann, Grabbe und Fouqué kennen. 1822 veröffentlichte Heine sein erstes Buch »Gedichte«. Im Januar 1824 ging er dann nach Göttingen zurück und besuchte noch im selben Jahr Goethe.
Am 28. Juni 1825 ließ sich Heine taufen und blieb bis 1840 in der protestantischen Kirche. Ein Grund dafür dürften auch die verbesserten Berufsaussichten gewesen sein, die er damit verbunden glaubte. Er schaffte es in den sechs Jahren nach seiner Promotion jedoch nicht, im Staatsdienst oder in einer Advokatur unterzukommen.
BEGEGNUNG MIT JULIUS CAMPE
Anfang 1826 traf Heine in Hamburg den Verleger Julius Campe, dessen Verlag mit der Zeit zu einem der wichtigsten Repräsentanten der aktuellen Literatur wurde. Im Frühjahr erschien bei Campe Heines erster »Reisebilder«-Band. Zum Verleger entwickelte sich eine langjährige, wenn auch nicht spannungsfreie Freundschaft. Bald folgte der zweite »Reisebilder«-Band, der Heine mit seiner Mischung aus Gedichten und Prosatexten bekannt machte. 1827 erschien zudem sein »Buch der Lieder«.
Von April bis August 1827 unternahm Heine eine Reise nach London und Südostengland. Von der damals größten Stadt der Welt war er jedoch sehr enttäuscht. Die Rolle Großbritanniens, des Ursprungslands der industriellen Revolution, als
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