Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
nicht erwähnten Übersetzer bearbeiten zu lassen, dessen Vorlage er schließlich redigierte.
DIE JULIREVOLUTION 1830
Jenes historische Ereignis markiert den Aufstand der Pariser Bevölkerung in den Tagen vom 27. 7. bis 29. 7. 1830; es stellte den Höhepunkt des Konflikts zwischen der bourbonischen Restauration und der liberalen Kammermehrheit dar, ausgelöst durch die so genannten Juliordonnanzen – dies waren von König Karl X. von Frankreich am 25. 7. 1830 unterzeichnete verfassungswidrige Verordnungen, die die Aufhebung der Pressefreiheit, eine Wahlrechtsänderung und die Auflösung der gerade erst gewählten Kammer beinhalteten. Die Julirevolution führte zum Sturz Karls X. und zur Thronbesteigung des »Bürgerkönigs« Louis Philippe, des Weiteren zu revolutionären Erhebungen und verfassungsstaatlichen Bestrebungen im übrigen Europa.
Heine kam in seinen Anfangsjahren in Paris in Kontakt mit jüdischen Bankiers, die mit seiner Familie befreundet waren, und schloss Freundschaften mit vielen Republikanern, die nach Paris geflohen waren. Er verkehrte in den Salons von Nanette Valentin und Sophie Leo; auch bei den Rothschilds war er zu Gast. Der Besuch in den Salons bedeutete dabei für ihn nichts Neues, hatte er sich doch bereits Anfang der 1820er-Jahre in Berlin zu den auserwählten Gästen des Salons von Rahel Varnhagen von Ense zählen dürfen, jenes bedeutenden Zentrums der Berliner Romantik, wo sich Philosophen, Literaten und Künstler zum Austausch trafen.
KONTAKTE IN FRANKREICH
Durch seine Arbeit bei der Zeitung fand Heine Anschluss an die literarische Szene; zudem verkehrte er in den Kreisen des Pariser Musiklebens. Er traf Mendelssohn, Liszt, Wagner, Offenbach, Rossini und Chopin. Politisch begeisterte er sich für den Sozialismus der Saint-Simonisten und stand in engem Kontakt mit den Vertretern dieser wichtigen politischen Gruppe. Im Zuge der Französischen Revolution hatten Claude de Saint-Simon, Charles Fourier und Robert Owen eine Gesellschaftsform zu entwerfen versucht, die den neuen Anforderungen von Wirtschaft und Industrie angemessen sein und soziale Harmonie schaffen sollte; oberstes Ziel war dabei, der Ausbeutung des Menschen ein Ende zu setzen.
DAS »BUCH DER LIEDER«
Die 1827 erschienene Gedichtsammlung »Buch der Lieder« wurde auch außerhalb Deutschlands von der Öffentlichkeit begeistert und mit Bewunderung aufgenommen. Das Werk zeugt von einer vielfältigen Begabung des jungen Dichters. Mit Leichtigkeit bediente er sich der unterschiedlichsten Formen, vom Sonett bis zum freien Rhythmus, stets mit einem liedhaft-musikalischen Anklang. Heines Stärke war nicht das klassische, mit Worten erschaffene perfekte Bild, sondern vielmehr die Selbstverständlichkeit und geradezu Alltäglichkeit seiner Sprache, die argumentative Durchdringung sowie der ironische Kontrast seiner Gedichte.
Heine bemerkte vonseiten der französischen Intellektuellen ein großes Interesse für Deutschland. Er wollte helfen, die beiden Nationen einander anzunähern und wurde zunehmend in die französische Literaturszene eingebunden. Er veröffentlichte viele Schriften bei französischen Verlagen und war befreundet mit Honoré de Balzac, George Sand und Victor Hugo. Zudem lernte Heine seine spätere Frau Crescence Eugénie Mirat kennen, die er im Jahr 1841 heiratete.
Die Mittlerrolle Heines zeigt sich auch in seiner Prosa aus jener Zeit. Den Vorurteilen, die beide Nationen gegeneinander hegten, wollte er durch Aufklärung und Information entgegenwirken. Für Deutschland bestimmt waren dafür zum Beispiel die Feuilletons »Französische Maler«, die politische Gemäldebeschreibungen darstellen. Sie entstanden 1831 und wurden in die ersten der vier »Salon«-Bände, die zwischen 1834 und 1840 erschienen, eingegliedert. Als Journalist berichtete Heine in den Artikeln »Französische Zustände« 1831/32 kritisch über das neu entstandene Bürgerkönigtum. Für Frankreich bestimmt waren dagegen Schriften wie »Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland«.
VERSCHÄRFUNG DER ZENSUR IN DEUTSCHLAND
In Deutschland allerdings wurde gegen Heine die Zensur verschärft: Metternich, ein kompromissloser Gegner der Französischen Revolution und vehementer Verfechter des monarchischen Prinzips, erreichte durch das Bundesverbot vom 10. Dezember 1835, dass es in den Einzelstaaten, vor allem in Preußen, zu einem Verbot von Werken Heines kam. Für Heine hatte dies starke wirtschaftliche Einbußen zur Folge. Gegen
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