Wovon träumt ein Millionär?
gewesen als an diesem Tag. Einige der Trauergäste erkannte Mary wieder. Und sie erinnerte sich daran, dass sie und Hugh die Einzigen gewesen waren, die um ihre Mutter geweint hatten. Niemand hatte den Friedhof so gebrochen verlassen wie ihr Vater und sie.
Mary sah zu, wie der Sarg langsam in das Grab hinabgelassen wurde. Würde sie sich jemals von dem Schlag erholen? Würden die Wunden heilen? Würde sie die Krankheit und den Tod ihrer Mutter jemals verarbeiten? Sie hatte sich so intensiv um ihren Vater gekümmert und versucht, ihn zu trösten, dass sie darüber ihren eigenen Schmerz aus den Augen verloren hatte. Kein Wunder, dass sie sich auf den Deal mit Ethan eingelassen hatte. Sie hatte offenbar vollkommen neben sich gestanden.
Ethan. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Mary schlang die Arme um ihren Oberkörper. Sie vermisste ihn, vermisste es, sich mit ihm zu messen. Und sie vermisste es, in seinen Armen zu liegen und sich lebendig zu fühlen. Seit sie zuletzt mit ihm gesprochen hatte, waren ein paar Tage vergangen. Ein paar Tage, seit er sie an der Fähre zum Abschied geküsst hatte und sie zum Festland zurückgefahren war.
Mary blickte auf und sah ihre Partnerinnen. Die beiden Frauen wirkten still und traurig. Obwohl sie sie nicht gebeten hatte zu kommen, war Mary ihnen für ihre Anwesenheit und ihre Unterstützung dankbar. Und sie waren nicht die Einzigen, die ihre Anteilnahme zeigen und Mary zur Seite stehen wollten.
Ruhig ließ Mary ihren Blick über die Reihen der Anwesenden schweifen – und erstarrte.
In einem dunklen Anzug mit einer blauen Krawatte stand Ethan Curtis etwas abseits der anderen Trauergäste. Während Bibelverse gelesen wurden, schaute er Mary ernst an.
Zuerst freute sie sich, ihn zu sehen. Doch dann öffnete ihre Großmutter neben ihr ihre Handtasche und suchte geräuschvoll nach einem Taschentuch, um sich die Tränen von der Wange zu tupfen. Und Mary ahnte, dass Ethans Anwesenheit Probleme verursachen würde. Grace würde ihn nicht auf der Beerdigung dulden und ihnen möglicherweise eine unschöne Szene machen. Das musste sie unter allen Umständen verhindern.
Sobald die Trauerfeier auf dem Friedhof beendet war, eilte Mary zu Ethan.
Er ergriff ihre Hand und küsste sie. „Ich dachte, du könntest vielleicht etwas brauchen. Ich war mir nicht sicher, was es sein könnte, also bin ich selbst vorbeigekommen.“
„Danke“, sagte sie. Sie sehnte sich so sehr danach, sich an ihn zu schmiegen und sich von ihm trösten zu lassen. Aber sie wusste, dass dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort waren. Sie musste Ethan aus der Schusslinie bringen, bevor ihre Großmutter ihn verbal attackieren konnte.
Doch unglücklicherweise war sie nicht schnell genug.
„Was macht er denn hier?“
Marys Großmutter trat zu ihnen. Mit einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen blickte sie Ethan an.
„Er kommt als Freund, Großmutter“, versuchte Mary zu erklären. „Und …“
„Er ist kein Freund dieser Familie“, unterbrach Grace sie kalt. „Dein Großvater wäre entsetzt.“
„Großmutter, bitte …“
„Du musst mich nicht verteidigen, Mary“, sagte Ethan ruhig und wandte sich Grace zu. „Ich habe einer Freundin nur meine Unterstützung und Hilfe angeboten. Das ist alles.“
Grace verengte die Augen zu Schlitzen. „Der einfache Arbeitersohn, der meinem Mann die Firma weggenommen hat.“ Sie wandte sich Mary zu. „Wie konntest du das zulassen?“
„Ich habe nicht …“
„Bemühe dich nicht, Mary“, sagte Ethan mit einem Seufzen, drehte sich um und ging.
„Du überraschst mich“, sagte Grace zu Mary, als er gegangen war.
„Und ich würde mir wünschen, das auch einmal über dich sagen zu können“, erwiderte Mary kühl.
„Sprich nicht in diesem Ton mit mir, junge …“
„Ich verstehe, dass es heute ein schwieriger Tag für dich ist, Großmutter“, unterbrach Mary sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich ihrer Großmutter gegenüber stark und ihr gewachsen. „Aber ich werde nicht dulden, dass du so mit meinen Freunden sprichst. Wenn du noch länger etwas mit mir zu tun haben möchtest, musst du dich in Zukunft zusammennehmen.“
Damit ließ sie ihre verdutzte Großmutter stehen und lief Ethan hinterher. Sie holte ihn auf dem Hügel ein. Von der kleinen Anhöhe aus konnte man das Grab ihres Großvaters sehen. „Es tut mir leid. Das war die Trauer, die aus ihr sprach.“
„Dann trauert sie seit sehr langer Zeit“, murmelte
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