Wovon träumt ein Millionär?
Unterlippe, um nicht aufzulachen. „Nach der Party sollten wir beide …“
Bevor sie weitersprechen konnte, zog Ethan sie in seine Arme und küsste sie inbrünstig. „Zwing mich nicht, vor all diesen Leuten noch unanständiger zu werden“, flüsterte er ihr zu. „Ich würde mir meinen Ruf ruinieren.“
Mary lachte laut auf. In diesem Moment machte Ethan sie sehr glücklich. „Sollte ich nicht nach Hause fahren, gleich nachdem der letzte Gast die Party verlassen hat?“
„So, du hast es nicht anders gewollt. Ich hab dich gewarnt“, sagte er mit scherzhaft drohendem Unterton. Er nahm ihre Hand und zog Mary mit sich hinter die Bar, wo sie vor den Blicken der anderen Gäste geschützt waren.
Zärtlich schlang Mary die Arme um Ethans Hals, als er sie mit all der Leidenschaft der vergangenen Nacht küsste.
Als sie irgendwann wieder zu Atem kamen, glänzten seine Augen, und seine Stimme klang heiser. „Was immer das zwischen uns auch ist – ich will mehr davon.“
Alles, was sie darauf erwidern konnte, sagte sie mit einem Kuss. Stürmisch und ungehemmt.
„Sag mir, dass du es auch willst“, flüsterte er, während er mit dem Daumen über ihre Wange strich.
„Ich will es. Aber ich habe auch Angst.“
„Wovor?“
„Vor alldem, was geschehen ist.“
„Das ist vorbei, Mary. Können wir die Vergangenheit nicht einfach vergessen und nach vorn schauen?“
„Ich denke, wir haben beide zu vieles unausgesprochen gelassen. Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns damit auseinandersetzen?“
Enttäuscht runzelte er die Stirn, als Marys Handy klingelte und ihre Unterhaltung unterbrach. Mit einer gemurmelten Entschuldigung zog sie das Mobiltelefon aus ihrer Tasche und klappte es auf. „Hallo?“
„Mary, hier spricht deine Großmutter.“
„Großmutter, wie geht es dir?“
„Dein Großvater ist gestorben.“
Marys Herz zog sich schmerzlich zusammen. „Wie bitte?“
„Die Beerdigung ist am Dienstag. Wirst du da sein?“
„Ja, natürlich“, erwiderte sie schnell. Die emotionslose Art, wie ihre Großmutter über den Tod ihres Mannes sprach, erschreckte sie. „Wie ist es …“
„Ich sehe dich dann am Dienstag“, unterbrach Grace sie brüsk. „St. Agnes, im Stadtzentrum. Zehn Uhr.“
Nachdem Mary ihr versichert hatte, da zu sein, beendete Grace das Telefonat.
Noch immer geschockt, stand Mary einfach nur da und starrte vor sich hin.
„Was ist los?“, erkundigte sich Ethan vorsichtig.
„Mein Großvater ist gestorben.“ Warum warf diese Nachricht sie so sehr aus der Bahn? Sie und Lars Harrington hatten sich nie besonders nahegestanden. Doch aus irgendeinem Grund rief sein Tod die Erinnerung an den Verlust ihrer Mutter wach. Mary wurde einmal mehr bewusst, wie kurz das Leben war.
„Es tut mir leid“, sagte Ethan nüchtern. „Wie ist es passiert?“
„Ich weiß es nicht.“
Er drängte sie nicht weiter. „Wann wirst du fahren?“
„Sofort. Heute Abend.“
Er nickte. „Ich werde dich begleiten.“
„Nein“, erwiderte sie schnell. Sie war sich nicht sicher, warum sie sein Angebot ausschlug. Aber sie spürte, dass es im Augenblick wahrscheinlich nicht angemessen war, Ethan Curtis und ihre Familie zusammenzubringen. „Du hast hier noch zu tun. Du musst dich mit Kunden treffen und hast Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Das ist der Grund, warum du überhaupt nach Mackinac Island gekommen bist.“
„All das kann ein paar Tage warten.“
Sie wich vor ihm zurück, löste sich aus seiner Umarmung und aus der Vertrautheit, die sie gerade noch miteinander geteilt hatten. „Du willst die günstige Gelegenheit verstreichen lassen? Auf keinen Fall. Wir waren uns sowieso einig, dass ich heute fahren würde und du bleiben würdest. Lass uns einfach an diesem Plan festhalten – fürs Erste jedenfalls.“
Ethan mochte keine Spielchen – er sagte, was er dachte und entschuldigte sich nicht dafür. Mit einem verständnisvollen Lächeln sagte er: „Du bist darin fast genauso gut wie ich.“
„Worin?“
„So zu tun, als wäre dir alles egal.“
Schweigend kehrten sie auf die Party zurück.
Der Friedhof sah aus wie ein englischer Garten. Wohin man auch schaute, standen Körbe mit Tausendschönchen, Vasen mit Tulpen und Rosen.
Traurig und in sich gekehrt stand Mary neben ihrer Großmutter, ihrer Tante und ihren Cousinen.
Während der Priester die Trauerrede hielt, dachte sie an jenen Tag zurück, als sie und ihr Vater ihre Mutter zu Grabe getragen hatten. Damals war das Wetter besser
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