Wovon träumt ein Millionär?
Ethan.
„Darum wollte ich nicht, dass du hierherkommst“, erklärte sie. „Ich wusste, dass sie …“
„Hör auf, mich beschützen zu wollen, Mary. Ich brauche das nicht.“
„Ich will gar nicht …“ Schon als sie die Worte aussprach, wusste sie, dass es nicht stimmte.
„Bist du es nicht allmählich leid?“
„Was meinst du?“
„Alle anderen zu beschützen. Deinen Vater, deine Partnerinnen, deine Großmutter, mich, dich.“
Unfähig, etwas zu sagen, starrte sie ihn an. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Hatte er letzte Nacht ihre Gedanken gelesen? Wie konnte er wissen, dass sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan hatte? Durch ihre Einmischung hatte sie gehofft, Frieden zu stiften und das Chaos zu schlichten – und dafür auch in Kauf genommen, dass ihre eigenen Bedürfnisse zu kurz kamen. Sie konnte ihre Arbeit und ihr Geschäft für Jahre im Voraus planen und organisieren. Doch bei ihrer persönlichen Zukunft sah das anders aus – auch weil Mary nicht glaubte, dass sie eine glückliche Zukunft verdiente.
„Ich muss gehen“, sagte Ethan, der ihr Schweigen zu Unrecht als Gleichgültigkeit deutete.
„Nein“, entgegnete sie ernst.
In dem Moment kamen Olivia und Tess auf die beiden zu.
„Es tut mir so leid, Mary“, sagte Olivia mitfühlend und legte ihren Arm um Marys Schultern. Als sie Ethan erblickte, schenkte sie ihm ein neugieriges Lächeln. „Mr. Curtis. Hallo. Was machen Sie denn hier?“
„Er hat die Firma meines Großvaters übernommen“, erklärte Mary hastig und ohne nachzudenken. „Aber er wollte gerade gehen.“
Ethan blickte sie kühl an.
Und plötzlich begriff sie, was sie gesagt hatte und wie es geklungen haben musste. Es war eine Sache, ihn beschützen zu wollen – doch so zu handeln, als würde sie sich seiner schämen … Sie wollte es richtigstellen, wollte Ethan erklären, wie sie es gemeint hatte. Aber sie sah ein, dass eine Aussprache warten musste, solange Tess und Olivia neben ihnen standen.
Ethan nickte Tess und Olivia zu. „Ladys.“ Dann wandte er sich ab und ging.
Marys Herz zog sich zusammen.
„Was ist passiert?“, fragte Tess.
Olivia verzog den Mund. „Ich hoffe, es lag nicht an irgendetwas, das ich gesagt habe?“
„Nein“, versicherte Mary ihnen. Sie wusste, dass es an der Zeit war, endlich offen mit ihren Partnerinnen zu sprechen. „Ich fürchte, es war etwas, das ich gesagt habe.“
12. KAPITEL
„Ja, Mr. Valentine. Ich werde da sein.“ Olivia verdrehte die Augen, als sie auflegte. „Das ist sein dritter Anruf in zwei Tagen. Menschen, die so unermesslich reich sind, können nicht nur unglaublich herrisch, sondern auch paranoid sein.“ Sie wandte sich Mary zu und schenkte ihr ein verlegenes Lächeln. „Sorry, Mary, ich meinte nicht dich.“
Es war viertel vor fünf. Die drei saßen in Olivias Büro und sprachen die Termine und Events durch, die in den folgenden zwei Wochen angesetzt waren. Es war mittlerweile September, und das Geschäft erholte sich allmählich.
Mary saß neben Tess auf der anderen Seite von Olivias Schreibtisch. Ungeduldig schlug sie die Beine übereinander. „Hey, ich bin nicht reich.“
Tess blickte von ihren Notizen auf. „Ich dachte, dein Großvater hätte dir ein kleines Vermögen hinterlassen.“
„Das macht mich noch längst nicht zu einem reichen Menschen“, erwiderte Mary und lachte auf. Doch ihr Lachen klang unnatürlich. „Man fühlt sich vielleicht sorgloser damit – aber ich habe erkannt, dass Reichtum eine Einstellungssache ist.“
„So ist es“, stimmte Olivia ihr zu. „Dieser Typ hat ein Dutzend Frauen oder so um sich geschart – Frauen, die alles für ihn tun würden. Sie putzen seine Schuhe und tun sogar so, als wüssten sie nicht, wo Darfur ist, damit er sich klug vorkommt. Doch das heißt noch lange nicht, dass er dasselbe von mir erwarten kann.“ Sie schnaubte verächtlich. „Als würde ich jemals einen Termin vergessen. Frechheit!“
„Ich bin mir sicher, dass du ihm deine Einstellung klarmachen wirst, Olivia.“ Tess zwinkerte Mary zu, die ihr zulächelte.
Das Verhältnis der drei Frauen zueinander hatte sich in den vergangenen Wochen verändert. Genauer gesagt, seit der Beerdigung und dem dreistündigen Kaffeeklatsch, den sie im Anschluss zusammen gemacht hatten. Etwa zehn Minuten, nachdem Ethan gegangen war, war Mary schwach geworden und hatte Tess und Olivia ihre Beziehung zu Ethan gestanden.
Die beiden waren nicht sonderlich überrascht gewesen und
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