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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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fühlte als sah. Vielleicht eine in ein weites Gewand gehüllte Gestalt, die vom Balkon zurück in den Turm trat. Beobachtete man ihr? Jedenfalls gab es niemanden, der kam, um ihn zu begrüßen. Wurde erwartet, dass er sich allein in den Turm begab?
    »Du … bist … der … Neue?«, fragte schleppend eine sanfte, dunkle Stimme.
    Khadgar, der den Kopf noch immer hoch zum Balkon gereckt hatte, schrie beinahe vor Schreck auf. Vor ihm war eine gebeugte, dürre Gestalt aus den Schatten des Eingangs herausgetreten.
    Das krumme Geschöpf sah nur vage menschlich aus, und einen Augenblick lang fragte sich Khadgar, ob Medivh Waldtiere verwandelte, um sie als Diener für sich arbeiten zu lassen. Diese Kreatur hier erinnerte ihn an ein haarloses Wiesel, dessen langes Gesicht von etwas eingerahmt wurde, das aussah wie ein Paar schwarzer Rechtecke.
    Die Wiesel-Gestalt trat weiter aus den Schatten heraus und wiederholte ihre Frage. »Du … bist … der … Neue?« Jedes Wort wurde mit einem eigenen Atemzug artikuliert, eingeschlossen in eine eigene kleine Kiste, isoliert von den anderen. Die Kreatur trat nun vollkommen ans Licht und gab sich als nicht mehr und nicht weniger Bedrohliches zu erkennen als einen peitschendürren alten Mann in einer dunklen Kammgarn-Livree. Ein Diener – aber zweifellos wohl doch ein Mensch. Er trug noch immer die dunklen Rechtecke an den Seiten seines Kopfes, wie einen Satz Ohrenschützer, die sich nach vorne bis zu seiner weit vorstehenden Nase hin erstreckten.
    Der Besucher bemerkte, dass er den alten Mann anstarrte. »Khadgar«, sagte er. Dann, einen Augenblick später, hielt er das Empfehlungsschreiben hoch. »Von Dalaran. Khadgar von Dalaran, im Königreich von Lordaeron. Ich bin von den Kirin Tor gesandt. Von der Violetten Zitadelle. Von Dalaran. In Lordaeron.« Ihm war, als werfe er kleine Wort-Steine in einen großen, leeren Brunnen, und er hoffte, der alte Mann werde auf irgendeines dieser Wurfgeschosse reagieren.
    »Natürlich bist du Khadgar«, entgegnete der alte Mann. »Von den Kirin Tor. Von der Violetten Zitadelle. Von Dalaran. Von Lordaeron.« Der Diener nahm den ihm dargebotenen Brief, als sei das Dokument ein lebendiges Reptil, und nachdem er die zerknitterten Ecken glattgestrichen hatte, steckte er es in die Weste seiner Livree, ohne es geöffnet zu haben. Nachdem Khadgar den Brief so viele Meilen getragen und beschützt hatte, fühlte er einen seltsamen Verlustschmerz. Dieses Schreiben stellte seine Zukunft dar, und er sah es ungern verschwinden, sei es auch nur für kurze Zeit.
    »Die Kirin Tor schicken mich, um Medivh zu assistieren. Lord Medivh. Der Zauberer Medivh. Medivh von Karazhan.« Khadgar wurde klar, dass er nur einen halben Schritt davon entfernt war, in einem vollkommenen Gestammel zusammenzubrechen, und mit einer entschlossenen Anstrengung schloss er fest den Mund.
    »Da bin ich mir sicher«, sagte der Diener. »Dass die Kirin Tor dich geschickt haben, meine ich.« Er klopfte auf das Siegel des Briefes, der aus seiner Weste hervorschaute. Dann tauchte eine dünne Hand unter die andere Seite seiner Weste und zog ein Paar schwarze Rechtecke hervor, das durch ein dünnes Metallband miteinander verbunden war. »Scheuklappen?«
    Khadgar blinzelte. »Nein. Ich meine, nein danke.«
    »Moroes«, sagte der Diener.
    Khadgar schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Moroes«, sagte der Diener. »Verwalter des Turms. Medivhs Kastellan. Scheuklappen?« Wieder hob er die schwarzen Rechtecke, die wie Zwillinge jenen glichen, die sein eigenes, schmales Gesicht umrahmten.
    »Nein, danke … Moroes«, sagte Khadgar, dessen Gesicht vor Neugier zu zucken begann.
    Der Diener drehte sich um und gab Khadgar mit einem schwachen Wink seines Armes zu verstehen, ihm zu folgen.
    Khadgar nahm seinen Rucksack auf und musste sich sputen, um den Diener einzuholen, der schon weit vor ihm ging und in den Schatten kaum mehr zu erkennen war. Obwohl er sehr gebrechlich wirkte, bewegte sich der Verwalter mit einem erstaunlichen Tempo.
    »Seid Ihr allein im Turm?«, fragte Khadgar, als sie begannen, eine geschwungene Treppe mit breiten, niedrigen Stufen empor zu steigen. Der Stein senkte sich in der Mitte, wo ihn Myriaden von Diener- und Gäste-Füßen abgeschliffen hatten.
    »Häh?«, machte der Diener.
    »Seid Ihr allein?«, wiederholte Khadgar seine Worte und fragte sich, ob er gezwungen sein würde, wie Moroes zu sprechen, um verstanden zu werden. »Lebt Ihr hier allein?«
    »Der Magus ist hier«, antwortete

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