WoW 05 - Der Tag des Drachen
Gipfelregion, wo die Orcs ihre Drachen hielten.
Nun, Deathwing hatte ihn bis zu diesem Punkt geführt, dann sollte er ihm auch erklären, wie er zu der Ansicht gelangt war, ein Mensch wie Rhonin könnte das angestrebte Ziel in absehbarer Zeit erreichen.
Er griff nach dem Medaillon, hielt den Blick jedoch weiterhin auf die fernen Berge gerichtet und sprach in die Luft: »Ich muss mit Euch reden.«
Sprich!
Er hatte nicht wirklich geglaubt, dass diese Methode funktionieren würde. Bis jetzt war es stets der Drache gewesen, der den Kontakt hergestellt hatte, nicht umgekehrt. »Ihr sagtet, dieser Pfad würde mich zu den Bergen führen, doch wenn dem tatsächlich so ist, wird der Weg weit mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ich mir leisten kann. Ich weiß nicht, wie Ihr glauben konntet, dass ich den Gipfel zu Fuß in angemessener Frist erreiche.«
Wie ich bereits sagte, wirst du nicht die ganze Strecke auf derart primitive Weise zurücklegen müssen. Die Vision, die ich dir schickte, hatte nur den Zweck, dir einen
sicheren
Weg zu weisen und so zu helfen, nicht von selbigem abzukommen
.
»Also
wie
soll ich den Gipfel erreichen?«
Geduld. Sie werden bald bei dir sein.
»Sie?«
Bleib, wo du bist. Das wird das Beste sein.
»Aber …« Rhonin erkannte, dass Deathwing nicht länger bei ihm war. Erneut spielte der Zauberer mit dem Gedanken, sich das Medaillon vom Hals zu reißen und es zwischen die Felsen zu werfen – aber was hätte er davon gehabt? Rhonin musste so oder so den Hort der Orcs erreichen.
Wen mochte Deathwing gemeint und angekündigt haben?
Plötzlich hörte er ein Geräusch; ein Geräusch, wie er es noch nie zuvor vernommen hatte. Sein erster Gedanke war, dass es ein Drache sein könnte, doch wenn das zutraf, handelte es sich um einen Drachen mit einer furchtbaren Magenverstimmung …
Rhonin blickte in den dunkler werdenden Himmel und sah zunächst gar nichts. Dann weckte ein kurzer Lichtblitz seine Aufmerksamkeit, genau über ihm.
Rhonin fluchte, weil er befürchtete, dass Deathwing ihn in eine Falle gelockt hatte, um ihn den Orcs auszuliefern. Wahrscheinlich stammte das Licht von irgendeiner Fackel oder einem Kristall in der Hand eines Drachenreiters.
Der Zauberer bereitete einen Spruch vor; kampflos würde er sich nicht ergeben, ganz gleich, wie sinnlos jeder Widerstand auch sein mochte.
Erneut blitzte das Licht auf, diesmal länger. Rhonin fand sich kurzzeitig angeleuchtet, was ein noch leichteres Ziel aus ihm machte für das, was in der Dunkelheit über ihm lauerte.
»Sagte dir doch, dass er sich hier herumtreibt!«
»Ich wusste es die ganze Zeit! Wollte nur sehen, ob
du
es auch wusstest!«
»Lügner! Ich wusste es, du nicht! Ich wusste es ganz allein!«
Der junge Magier verzog den Mund. Was für eine Sorte Drache stritt mit sich selbst in so geistloser Weise und noch dazu in diesem schrillen Tonfall?
»Pass auf die Lampe auf!«, rief eine der Stimmen.
Der Lichtkegel sprang von Rhonin weg und zuckte aufwärts. Einen kurzen Moment erhellte der Strahl einen großen, ovalen Umriss – eine Stelle weit vorne an der sichtbar werdenden Konstruktion –, bevor er zum Heck huschte, wo der Zauberer eine rauchende, rülpsende Apparatur ausmachte, die einen Propeller am Ende des Ovals antrieb.
Ein Ballon!
, erkannte Rhonin.
Ein Luftschiff!
Er hatte bereits einmal eines dieser bemerkenswerten Fahrzeuge gesehen, zur Hochzeit des Krieges. Erstaunliche gasgefüllte Säcke von solch riesenhaften Ausmaßen, dass sie tatsächlich einen offenen Korb für zwei bis drei Fahrer anheben konnten. Im Krieg waren sie zur Auskundschaftung gegnerischer Truppen zu Lande, aber auch auf hoher See eingesetzt worden. Was Rhonin am meisten daran verblüffte, war nicht ihre schlichte Existenz, sondern dass sie von etwas anderem als Magie angetrieben wurden – von Öl und Wasser. Eine Maschine, die weder durch Magie erschaffen worden war, noch ihrer bedurfte, trieb den Ballon an; eine bemerkenswerte Apparatur, die den dazugehörigen Propeller ohne Einsatz von Manneskraft bewegte.
Das Licht kehrte zu Rhonin zurück und blieb diesmal an ihm haften. Die Lenker des fliegenden Ballons hatten ihn nun fest im Blick und offenbar nicht die Absicht, ihn wieder zu verlieren. Erst jetzt erinnerte sich der faszinierte Magier, welche Rasse sowohl die Genialität, als auch jenen Hauch von Wahnsinn in sich vereinte, um ein derartiges Gefährt zu ersinnen.
Goblins – und Goblins dienten der Horde.
Er rannte auf die größeren Felsen
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