WoW 05 - Der Tag des Drachen
länger wartete, ohne das geringste Zeichen dafür, dass irgend jemand seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen hatte.
Seine Geduld, bereits durch die Ereignisse der vergangenen Wochen strapaziert, gelangte schließlich an ihr Ende.
Er richtete seinen Blick auf die steinernen Züge einer mächtigen Statue, halb Mensch, halb Stier, deren linker Arm nach vorne stieß, als fordere sie den Besucher auf, wieder zu gehen, und rief aus: »Ich weiß, dass Ihr hier seid, Nozdormu! Ich weiß es! Ich muss mit Euch sprechen!«
In dem Augenblick, da der Drachenmagier verstummte, kam Wind auf, wirbelte Sand durch die Luft und nahm ihm die Sicht. Krasus hielt dem ausgewachsenen Sandsturm stand, der unvermittelt über ihn hinwegfegte. Der Wind heulte so laut, dass der Magier sich die Ohren zuhalten musste. Der Sturm schien entschlossen, ihn hochzuheben und fortzuschleudern, doch der Zauberer kämpfte dagegen an und setzte sowohl Magie, als auch seine Körperkraft ein, um an Ort und Stelle zu bleiben. Er würde nicht weichen, nicht bevor er gesprochen hatte!
Schließlich schien der Sandsturm zu erkennen, dass er ihn nicht abschrecken konnte. Er entfernte sich von ihm und richtete seine Wucht nun gegen eine nicht weit entfernte Düne. Ein Staubtrichter stieg auf, und ragte bald höher und höher in den Himmel.
Der Trichter nahm Gestalt an … die Gestalt eines Drachen. Groß wie Malygos, bewegte und streckte die sandige Schöpfung ihre graubraunen Schwingen. Der Sand fuhr fort, die Ausmaße des Drachens zu vergrößern, doch es war ein Sand, der scheinbar mit Goldstaub vermischt war, denn mehr und mehr glitzerte der Leviathan, der sich vor Krasus formte, im gleißenden Licht der Wüstensonne.
Der Wind verebbte, dennoch verlor der drachenartige Gigant nicht ein einziges Sand- oder Goldkorn. Die Schwingen schlugen kräftig, und der Hals reckte sich empor. Augenlider öffneten sich und enthüllten funkelnde Edelsteine von der Farbe der Sonne.
»
Korialstraszzzz …!
«, spie der sandige Drache hervor. »Du wagssst es, meine Ruhe zu stören? Du wagssst es, meinen
Frieden
zu stören?«
»Ich wage es, weil ich es muss, oh großer Herr der Zeit!«
»Titel werden meinen Zorn nicht besssänftigen … Es wäre das Beste, wenn du gehst …« Die Edelsteine loderten hell auf. »… wenn
du jetzt
gehst!«
»Nein! Nicht, bevor ich zu Euch über eine Gefahr sprechen konnte, die alle Drachen betrifft! Alle Lebewesen!«
Nozdormu schnaubte. Eine Wolke aus Sand hüllte Krasus ein, doch seine Magie schützte ihn. Man konnte nie sicher sein, welcher Zauber im Reich von Nozdormu jedem noch so kleinen Sandkorn innewohnte. Ein wenig Sand mochte bereits ausreichen, um die Geschichte eines Drachen namens Korialstrasz umzugestalten. Krasus würde einfach aufhören zu existieren, und nicht einmal seine geliebte Herrin würde sich mehr an ihn erinnern.
»Drachen, sagst du? Wasss geht dich das an? Ich sehe nur einen Drachen hier und das issst sicherlich nicht der sterbliche Zauberer Krasusss – nicht mehr! Fort mit dir! Ich will zu meiner Sammlung zurückkehren! Du hast bereits zu viel meiner kossstbaren Zeit verschwendet!« Eine Schwinge strich behutsam über die Statue des Stiermannes. »Ssso viel zu sammeln, ssso viel zu ordnen …«
Es machte Krasus plötzlich wütend, dass sein Gegenüber, einer der Größten der fünf
Kräfte
, durch den die Zeit selbst strömte, dass dieser Drache sich nicht darum scherte, was in Gegenwart oder Zukunft geschah. Nur seine wertvolle Sammlung aus der Vergangenheit der Welt bedeutete dem Leviathan etwas.
Er sandte seine Diener aus, um zusammenzutragen, was immer sie finden konnten – nur, damit ihr Herr sich mit dem umgeben konnte, was einst gewesen war – und um das zu ignorieren, was war oder sein würde.
Nur, damit er auf seine ganz eigene Weise das Ende ihrer Art übergehen konnte, genau wie es auch Malygos tat.
»Nozdormu!«, schrie Krasus und forderte damit erneut die Aufmerksamkeit des glitzernden Sanddrachens ein. »Deathwing lebt!«
Zu seinem Entsetzen nahm Nozdormu diese schreckliche Nachricht ohne besondere Regung auf. Der goldbraune Gigant schnaubte erneut und schickte der kleineren Gestalt eine zweite Sandwolke entgegen. »Ja …
und?
«
Betroffen platzte es aus Krasus heraus: »Ihr … wisst es bereits?«
»Eine Frage, die nicht einmal eine Antwort wert issst. Nun, wenn es nichts anderes gibt, womit du mich belästigen willst, issst die Zeit für deine Abreise gekommen.« Der Drache hob den
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