WoW 13 - Sturmgrimm
keine Antwort.
Der Anführer der Orcs streckte ihr die Hand entgegen. „Dir steht es nicht zu, diese ruhmreiche Axt zu führen. Gib sie mir zurück."
Mit gesenktem Kopf bot Thura Thrall die Waffe an. Ein Gefühl der Schuld durchlief sie, als sie die Axt in seinen Händen zurückließ.
Thrall nahm die Waffe und bewunderte ihr ausbalanciertes Gleichgewicht und die hohe Handwerkskunst, die zu ihrer Fertigstellung nötig gewesen war. Der Kriegshäuptling umfasste die Axt fest und blickte die Orcfrau an. „Und nun wirst du Buße für deinen Fehler tun..." Er hob die Axt hoch und bereitete sich auf den tödlichen Schlag vor...
Lucan blickte seine Begleiter an. Sie waren reglos wie Statuen, und ihre Augen waren halb geschlossen. Ihre Blicke schienen kein Ziel zu haben.
Sie waren im Albtraum gefangen.
Warum er nicht davon betroffen war, wusste er nicht. Wahrscheinlich, weil er die geringste Bedrohung für den Albtraum darstellte. Selbst jetzt war alles, was der Kartograf tun konnte, sich zu verstecken.
Und in seiner Verzweiflung schien genau das die klügste Entscheidung zu sein.
Der Mensch packte seine drei Begleiter, so gut er konnte, und hoffte, dass seine Berührung allein schon ausreichen würde, um sie zu wecken. Aber auch dann bewegten sie sich noch nicht. Lucan hatte keine Zeit, um sich Sorgen über ihren Zustand zu machen.
Er versuchte etwas zu tun, was in der Vergangenheit stets nur dann funktioniert hatte, wenn er es nicht versucht hatte. Doch in letzter Zeit hatte es einen oder zwei Momente gegeben, in denen er diese einzigartige Fähigkeit bewusst hatte nutzen können.
Die Sklaven des Albtraums fielen über die hilflose Gruppe her...
Gleichzeitig verschwanden Lucan und seine Leute.
Sie materialisierten mitten im Smaragdgrünen Traum, dem letzten Ort, zu dem Lucan zurückkehren wollte. Er war sich sicher, dass der Albtraum sie auch dort verfolgen würde.
Die anderen begannen, aus ihren persönlichen Albträumen zu erwachen. Sie wirkten müde und desorientiert.
Lucan war der Einzige, der den Schatten bemerkte, der plötzlich über ihnen erschien. Er blickte hoch.
„Was willst du denn jetzt schon wieder von mir?", knurrte Eranikus.
20
Die Enklave
Hamuul Runentotem war nicht allein. Naralex, den Shandris gut kannte, stand bei dem Tauren.
Seine Anwesenheit reichte aus, um den Verdacht der Generalin zu bestätigen, dass die beiden hinter ihrer Gefangennahme steckten. Sie befreite sich aus Hamuuls Griff und zog einen Dolch.
Doch Hamuul reagierte schnell und sicher auf ihren Angriff. Er stieß mit der Hand vor und fing den Dolch ab, nicht ohne sich dabei die Hand zu verletzen.
Der Tauren ignorierte das Blut und prallte mit ihr zusammen. Dabei flüsterte er: „Du musst aufhören, oder er bemerkt uns noch, Shandris Mondfeder!"
„Wer?", wollte sie ruhig wissen.
„Ein Verräter in unserer Mitte! Ein Verräter, der ganz Darnassus bedroht!"
Er stoppte. Hamuul und Naralex blickten einander besorgt an.
„Er weiß es...", murmelte der Nachtelf.
„Schnell! Stell dich zwischen uns!", befahl Hamuul Shandris.
Instinktiv gehorchte Shandris, gleichzeitig verwandelten sich die beiden Druiden in Vögel.
Aus dem Boden brachen lange Ranken hervor, die das Trio einwickeln wollten. Shandris zerteilte zuerst nur zwei mit dem Dolch, dann noch mehrere andere.
Hamuul wollte hochfliegen, doch der Tauren wurde von zwei anderen Ranken eingefangen. Als sie seine Flügel fesselten, erwuchs daraus etwas, das wie Blütenknospen aussah.
Die Knospen öffneten sich... und offenbarten scharfe Dornen, wie spitze Zähne.
Der Tauren wäre gebissen worden, doch Naralex benutzte seinen Schnabel, um die Ranke durchzuhacken. Sie fiel hinab, aber aus den abgehackten Enden entstanden zwei neue Wurzeln.
Hamuul krächzte etwas zu Naralex. Der verwandelte Nachtelf flog augenblicklich zu Shandris. Als sie eine weitere Ranke zerteilte, packte er sie an der Schulter und hob sie hoch.
Während sie aufstiegen, fiel noch etwas anderes aus den Ästen über ihnen herab. Es waren schattenhafte Gestalten, die aus den Blättern selbst zu erwachsen schienen. Naralex, der seine Fracht in Sicherheit bringen wollte, flog genau in ihre Mitte.
Eine der Schattengestalten stieß mit ihrer feinstofflichen Hand auf Shandris zu. Die Nachtelfe kreischte, als ein eiskalter Schauder ihre tiefste Seele berührte. Die Kommandantin der Schildwache verlor den Dolch aus der Hand. Ihr Körper erbebte.
Wie sehr sie auch litt, Naralex' Leiden waren
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