WoW 13 - Sturmgrimm
Doch das war nicht ihre Art.
„Broll... Ihr seid der Einzige, den ich das fragen kann. Malfurion vertraute Euch mehr als jedem anderen. Und so lege ich mein Vertrauen in Eure Hände - immerhin tragt Ihr das Zeichen der Größe, und Eure Taten während des Dritten Krieges haben seine Stärke unter Beweis gestellt." Sie blickte zu seinem Geweih.
„Ihr schmeichelt mir, Herrin." Der Druide schlug die Augen nieder. „Und Ihr übertreibt. Die Zeit, die ich von meinesgleichen fort war, dürfte mir kaum seine Wertschätzung eingebracht haben, wenn er davon erfahren hätte..." Seine Augen wanderten zu der Gleve auf dem Tisch.
Tyrande blickte ihn eindringlich an. Sie hatte die primitive Waffe bewusst in Sichtweite platziert, um Broll an seine Vergangenheit als Gladiator zu erinnern. Die Hohepriesterin hatte ihn für die Aufgabe ausgewählt, weil sie hoffte, dass Brolls jüngste Heldentaten in fernen Landen seine Loyalität Malfurion gegenüber gestärkt hatten. Dann würde er vielleicht auch vom offiziellen Weg abweichen, den der Zirkel des Cenarius eingeschlagen hatte.
„Ich habe nicht übertrieben. Bevor er verschwand, hat sich Malfurion unmissverständlich über Euch geäußert. Er verstand den Kummer und die Wut, die Ihr erleidet, und er wusste, dass Ihr selber darüber hinwegkommen müsst." Ihre Augen verengten sich. „Lasst mich offen sein, Broll. Malfurions Traumgestalt muss in seinen Körper zurück. Fandrals Plan wird ihn nicht retten, dessen bin ich mir sicher. Und obwohl ich weiß, dass der oberste Erzdruide es gut meint, ist doch offensichtlich, wie starrsinnig er ist - nicht einmal ich kann ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern. Ihr und ich müssen Malfurion retten, in welchem Gefängnis er auch immer schmachten mag."
Broll zögerte. „Seid Ihr Euch da absolut sicher? Könnte es sich nicht um einen Irrtum handeln?"
„Die Vision stammt von Mutter Mond", sagte sie voller Überzeugung, denn Elune narrte ihre Anhänger nicht.
Zu ihrer Erleichterung nickte der Druide schließlich. Brolls Entschlossenheit zeigte ihr, dass ihre Wahl auf den Richtigen gefallen war.
„Ich kenne Euch, und ich kenne Elune." Wie die meisten Nachtelfen war Broll mit der Anbetung von Mutter Mond aufgewachsen. Seine Berufung zum Druiden war erst später erfolgt, doch sie hatte die Ehrerbietung vor der Göttin nie beeinflusst. „Aber auch wenn Fandrals Plan gut ist, bin ich doch eher geneigt, Euch zu glauben. Was auch immer Ihr vorhabt, Herrin, ich bin dabei. Etwas muss getan werden, und ich fürchte, dass Teldrassil uns nur vom richtigen Weg ablenkt. Wie sieht Euer Plan aus?"
Seine Entscheidung, ihr zuzustimmen, war plötzlich erfolgt, obwohl er keinen richtigen Grund dafür hatte. Ursprünglich war Broll mit Fandrals Plan einverstanden gewesen. Er hatte ihn sogar mit Hoffnung erfüllt. Doch Tyrandes Flehen hatte ihn verunsichert. Und diese Verunsicherung war seit der letzten fürchterlichen Vision, die er durchlebt hatte, nur größer geworden. Etwas Böses war am Werk - etwas, hinter dem ganz sicher der Albtraum steckte. Dass diese Visionen ihm plötzlich derart zusetzten und die jüngste sogar seine verstorbene Tochter betraf, bestärkte ihn nur in den Befürchtungen der Hohepriesterin. Etwas Schreckliches stand kurz bevor, und es schien gleichzeitig Malfurions Untergang zu sein.
Nein... Teldrassil zu heilen, wird viel zu lange dauern, überlegte der Druide. Doch Fandral hätte das nicht verstanden.
Er hatte immer noch keine Antwort auf seine Frage bekommen, deshalb stellte er sie erneut.
Sie blickte weg. Ein großer Teil von Tyrandes Plänen basierte auf dem Wissen über die Druiden, das Malfurion ihr verraten hatte. Es gab eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Hohepriesterin einige falsche Schlüsse gezogen hatte. Wenn das stimmte, war ihr Plan gescheitert, noch bevor er begonnen hatte.
„Ich will, dass Ihr nach Schattengrün geht..."
Er versteifte sich bei der Erwähnung des Namens. Ihre Absicht war ihm augenblicklich klar.
„Schattengrün", murmelte der stämmige Nachtelf. „Ich weiß, was Ihr vorhabt. Es erscheint mir am logischsten... besonders, wenn die Zeit so sehr drängt, wie ich glaube..."
Ihre Hoffnung wuchs. „Glaubt Ihr, es könnte funktionieren?"
„Mylady... es könnte die einzige Chance sein, die wir haben... aber es wird nicht leicht, es sei denn..."
Sie wartete, doch als Broll weiterhin stumm in sein Innerstes blickte, fragte sie schließlich: „Es sei denn was?"
Kopfschüttelnd
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