WoW 13 - Sturmgrimm
streckte die rechte Hand nach oben - und plötzlich spürte sie etwas hinter sich.
Die Hohepriesterin wirbelte auf den Zehen herum und trat nach dem Angreifer. Niemand hätte ohne Warnung eintreten sollen. Wo waren ihre Wachen?
Doch auch jetzt noch kämpfte Tyrande nur, um den Gegner kampfunfähig zu machen und nicht, um zu töten. Jeder Eindringling wurde lebend gebraucht, um Fragen zu beantworten.
Aber statt irgendetwas Festes zu treffen, sah Tyrande, wie ihr Fuß durch eine dunstig schwarze und smaragdgrüne Gestalt hindurchfuhr. Der schattenhafte Attentäter zerbarst in tausend Teile und bildete sich dann neu.
Doch die Nachtelfe hatte sich bereits weiterbewegt, um die Mondgleve aufzunehmen. Dabei sah sie zwei weitere der albtraumhaften Gestalten. Sie wirkten irgendwie verschwommen, was es ihr unmöglich machte, die wahren Gesichtszüge zu erkennen. Doch Tyrande meinte, dass sie von halb tierhafter Gestalt waren. Aus irgendeinem Grund löste dies irrationale Ängste in ihr aus.
In diesem kurzen Moment sprangen die dämonischen Schatten auf sie zu. Tyrande riss die Gleve gerade noch rechtzeitig hoch und schnitt durch beide hindurch.
Aber die Gleve sorgte nur dafür, dass sich die obere und untere Hälfte kurzzeitig trennten. Die Schatten bildeten sich sofort neu, und die Gegner schlugen mit langen Krallen, die aus ihren Händen wuchsen, nach ihr.
„ Unngh!" Tyrande wich so gut sie konnte zurück und versuchte, zu Atem zu kommen. Es gab keine blutigen Kratzer, wo die Krallen sie getroffen hatten. Aber der Nachtelfe kam es dennoch so vor, als würde sie von Dolchen aus Eis aufgespießt. Ein Teil von ihr wollte die Waffe fallenlassen und sich am Boden winden.
Doch das hätte den sicheren Tod bedeutet. Die Hohepriesterin schlug wild mit der Gleve um sich. Dadurch wollte sie hauptsächlich die Angreifer dazu bringen, sich neu manifestieren zu müssen. Darauf, Schmerzen zu verursachen, konnte sie nicht hoffen.
Ein zweiter, noch schrecklicherer Schrei entfuhr ihr, als sie spürte, wie die eisigen Dolche in ihren Rücken eindrangen. Von den anderen abgelenkt, hatte sie den Angreifer hinter sich nicht bemerkt.
Die Gleve entglitt ihren zitternden Händen. Tyrande fragte sich, warum ihre Schreie niemanden alarmiert hatten. Vielleicht hatten die Dämonen alles abgeschirmt. Die Attentäter würden sie töten, und niemand würde es bemerken, bis das Zelt aus irgendeinem anderen Grund betreten wurde.
Nein... so weit wird es nicht kommen, dachte Tyrande. Ich bin eine Priesterin von Mutter Mond - das Licht von Elune ist ein Teil von mir...
Und bei diesem Gedanken schmolz sowohl das Eis als auch die Furcht, die ihren Willen lähmte.
„Ich bin die Hohepriesterin von Mutter Mond...", verkündete sie den schattenhaften Gegnern. „Spürt das Licht..."
Ein silbriges Leuchten erfüllte das Zelt. Die smaragdgrünen Gestalten erschauderten in seinem Glanz.
Trotz der erfolgversprechenden Reaktion ließ die Nachtelfe nicht nach. Sie öffnete sich Elune. Der sanfte Trost von Mutter Mond umgab sie. Elune würde ihre Tochter beschützen.
Das silbrige Licht wurde tausendfach stärker.
Mit tiefen krächzenden Lauten lösten sich die monströsen Angreifer auf, als bestünden sie aus nichts anderem als Schatten.
Plötzlich war alles völlig schwarz. Tyrande rang nach Luft. Das Licht von Elune war fort, und sie saß auf dem Boden, als würde sie meditieren.
Die Hohepriesterin warf einen Blick zur Gleve - sie lag immer noch auf den Decken, wo sie sich befunden hatte, bevor die Eindringlinge gekommen waren.
Doch waren sie das wirklich? Der eisige Schmerz in ihrem Rücken kehrte zurück - oder vielleicht war es nur ein Frösteln, das ihr zwischen den Schulterblättern hinablief. Sie schluckte, ihr Mund war trocken, und ihr Herz hämmerte immer noch wie rasend.
Während Tyrande aufstand, stürmte plötzlich eine Wache ins Zelt. Tyrande bemerkte den verwirrten Blick der Schildwache, versuchte aber, ihre eigene Konfusion zu verbergen. Am Gesichtsausdruck der Priesterin sollte die Wache nichts über den Mordversuch an ihrer Herrin ablesen können.
„Vergebt mir, dass ich eintrat", murmelte der Wächter. „Aber ich hörte Euch keuchen und fürchtete, Euch könnte etwas widerfahren sein..."
„Ich habe nur geübt und geriet außer Atem."
Die andere Nachtelfe runzelte die Stirn, dann nickte sie. Sie verbeugte sich und verließ das Zelt.
Tyrande fiel etwas ein. Diese merkwürdige düstere Vision hatte ihr einige Dinge klargemacht.
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