Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
– was noch mal 1,4 Millionen kostet – und heuert einen vierundzwanzigjährigen britischen MTV-Regisseur an. Ich solle die Rolle der Mavis spielen – der mutigen Heldin, die herumläuft und redet wie ein Kerl –, an der Seite von dem alten Trottel Niles Brand, der dafür fünf Millionen einstreicht. Nun, das Ding kostet zusammen achtunddreißig Millionen und schlägt ein wie ’ne Bombe. Ich gewinne den Preis der Filmkritiker von Los Angeles und werde von der Akademie nominiert, der Oscar geht an mir vorbei, aber wen, außer mir, kümmert das schon?«
»Und dann?«
»Und dann bittet Billy mich, seine Frau zu werden. Das war so ungefähr Anfang letzten Jahres. Und ich, der ewige Trampel, muß natürlich antworten, aber sicher, Billy, liebend gerne, und wir setzen den Termin auf den 30. Dezember. Inzwischen kauft Billy Der böse, tote Indianer, der seit dreizehn Monaten auf der Bestsellerliste steht. Es kostet ihn zwei Millionen. Bar auf den Tisch. Keine Optionen. Eine weitere Million gibt er für Autoren aus und kündigt an, daß seine zukünftige Ehefrau in diesem 65-Millionen-Dollar-Epos über den alten Westen nicht nur an der Seite des alten Trottels Niles Brand die Hauptrolle spielen, sondern obendrein noch Regie führen wird. Kommen Sie noch mit, Mr. Mott?«
»Sie drücken sich im höchsten Maße deutlich aus.«
»Und dann kommt der Weihnachtsabend, vor etwas mehr als einem Monat. Billy gibt eine knappe dreizeilige Pressenotiz heraus, in der er mitteilt, daß er Ione Gamble nun doch nicht heiraten werde und daß sie auch in seinem wundervollen Film über die Ureinwohner Amerikas weder Regie führen noch die Hauptrolle spielen wird. Und ich war wie vor den Kopf geschlagen.«
»Und Sie hatten weder einen Vertrag für den Film noch in irgendeiner Form ein voreheliches Abkommen unterschrieben?«
»Jack Broach war immer noch dabei, den Filmvertrag auszuhandeln. Und als Billy einmal von einem vorehelichen Abkommen sprach, antwortete ich, daß ich eine Ehe will und keine Fusion. Kein besonders origineller Spruch, aber er schien ihn noch nicht zu kennen.«
»Was glauben Sie, weshalb hat Rice seine Meinung geändert?«
»Ich weiß es nicht. Ich hab’ seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen. Zumindest bin ich davon überzeugt.«
»Aber Sie haben’s versucht.«
»Ich muß wohl unzählige Male versucht haben ihn anzurufen, aber ich bin nicht durchgekommen. Und dann, an Silvester, dem Tag nach unserer abgesagten Trauung, hab’ ich zu trinken angefangen. Ich hab’ den ganzen Tag getrunken, dann hab’ ich ein bißchen geschlafen, bin wieder aufgewacht und hab’ weitergetrunken. Ich erinnere mich noch, daß ich mich irgendwann in mein Auto gesetzt hab’, mit einer Flasche Wodka, und zum großen Showdown mit Billy in sein Haus in Malibu gefahren bin. Aber an mehr kann ich mich nicht erinnern, bis mich die beiden Deputy-Sheriffs da oben in seinem Strandhaus aufgeweckt haben, wo Billy tot auf dem Boden lag.«
»Sie hatten einen Blackout?«
»Ja.«
Mott lehnte sich in der Couch mit dem Chintzbezug zurück und musterte die Gamble, die jetzt auf der anderen Seite des Kaffeetisches stand, die Arme auf die Lehne des Bürosessels gestützt. »Das war also Ihr zweiter Blackout«, sagte er. »Was wissen Sie darüber?«
»Bis ich einen Arzt gefragt habe, wußte ich nur, daß sie für überraschende Wendungen in Seifenopern gut sind. Ihr braucht einen Konflikt? Dann laßt sie doch einen Blackout haben. Oder eine Amnesie. Der Arzt hat mir erzählt, daß ein Blackout eine durch Alkohol hervorgerufene Form von Gedächtnisverlust ist und häufig bei Alkoholikern und Quartalssäufern auftritt. Er sagte, daß man Hypnose einsetzen kann, um die Erinnerung zurückzuholen. Manchmal funktioniert das, manchmal nicht. Aber falls ich es versuchen möchte, kann er mir mehrere hochqualifizierte Therapeuten nennen, die mit Hypnose arbeiten. Ich hab’ ihm gesagt, ich würde drüber nachdenken.«
»Und? Haben Sie?«
»Sicher. Ich hab’ drüber nachgedacht. Ich hab’ auch drüber nachgedacht, was passieren könnte, wenn ich etwas Peinliches oder strafrechtlich Belastendes gestehen würde – vielleicht sogar den Mord an Billy. Hätte der Hypnotiseur es auf Kassette, könnte er es für einen Batzen Geld verkaufen. Und wenn er es gar auf Videokassette hätte, könnte er es für weiß Gott wie viel Geld verkaufen.«
»Und würde dafür ins Gefängnis wandern.«
»Nicht, wenn er behaupten würde, jemand sei bei ihm eingebrochen und
Weitere Kostenlose Bücher