Wuensch dir was

Kontrolle, Barbara«, winkte ich ab.
    Manches ändert sich eben nie.
    Oder etwa doch?
    »Ich wollte dich nur noch einmal daran erinnern«, entgegnete sie. »Es wird bestimmt ein wunderschöner Abend.« Damit legte sie auf.
    Ich arbeite inzwischen ein paar Tage die Woche für Lucy. Ich unterstütze sie bei den Verhandlungen mit den Einkäufern. Lucy hat Frida zu unzähligen Kleideranproben antreten lassen. Keine Ahnung, wie sie sich noch merken kann, wo Fridas Hochzeitskleid überall enger genäht werden muss und wo sie Stoff herauslassen muss. Als Frida neulich bei uns war, habe ich sie glatt ermahnt, nicht noch weiter abzunehmen, aber sie sagt, sie kann nichts dagegen machen, bei all der Bewegung, die sie dank Hershel in letzter Zeit hat … Glauben Sie mir, Sie wollen gar nicht wissen, um welche Art der Bewegung es geht. Frida benimmt sich wie ein albernes Schulmädchen; ständig will sie mir irgendwelche unanständigen Details erzählen, und ich muss mir das natürlich anhören. Nur gut, dass Hershel demnächst eine ehrbare Frau aus ihr macht.
    »Ellie«, hat sie kürzlich zu mir gesagt, »ich möchte,
dass du auch einen netten Mann findest und genauso glücklich wirst wie ich.«
    Das will ich nicht ausschließen. Ich habe sogar schon einen Kandidaten ins Auge gefasst. Ich sehe ihn hin und wieder, wenn ich mich im Park sonne. Keine Sorge, er ist in meinem Alter. Ich kannte seine Frau, Leona Price, die leider sehr jung gestorben ist. Die beiden sind mir im Laufe der Jahre immer wieder auf Cocktailpartys und anderen gesellschaftlichen Anlässen über den Weg gelaufen. Mir war Leonas Gatte stets äußerst sympathisch, und ich habe mich sehr gefreut, als er mich neulich im Park angesprochen hat. Ich sollte ihn fragen, ob er mich zu Fridas Hochzeit begleiten möchte.
    Wir haben uns für den heutigen Abend so richtig rausgeputzt. Die weiblichen Gäste trugen allesamt Kreationen aus Lucys aktuellen Sommerkollektionen. Hab ich erwähnt, dass sie auch eine Linie für die Frau über fünfzig entworfen hat? Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass meine Lucy gleich zwei erfolgreiche Modelabels auf den Markt bringen würde … dann hätte ich das sofort geglaubt. Und das Beste ist, dass fünfundsiebzig Prozent des Verkaufspreises an sie gehen.
    Hab ich auch erwähnt, wie die Linie für die Damen über fünfzig heißt?
    Sie heißt Ellie . Ganz einfach Ellie .
    Ich bin unheimlich stolz auf Lucy. Wenn ich an sie denke, wird mir immer ganz warm ums Herz.
    Wir gönnen uns immer noch hin und wieder unser
geheimes Festmahl, wenn sie zu mir kommt. Kürzlich sind wir allerdings auf die Eissorte »Rocky Road« (mit Marshmallows, Milchschokolade und Mandeln) umgestiegen. Früher oder später kommen wir jedes Mal auf jenen schicksalhaften Tag zu sprechen, und am Ende bedauert stets eine von uns, dass wir damals nicht mehr dazu gekommen sind, das zu besorgen, was auf meiner Liste ganz oben gestanden hatte.
    Die sexy Dessous.
    Und Zachary? Es lief genau so, wie ich es vorhergesehen hatte. Er geht mittlerweile mit einem sehr netten Mädchen aus, und ich kann ohne falsche Bescheidenheit vermelden, dass ich die beiden zusammengebracht habe. Sie heißt Willa und ist Elaine Shipleys Enkelin. Als ich eines schönen Tages neben Elaine bei der Pediküre saß, erwähnte sie, was für ein liebes, hübsches Mädchen ihre Enkeltochter sei, und dass sie von den Männern offenbar bloß ausgenutzt werde. Ich wusste nicht, wie Willa aussah, aber das war auch gar nicht weiter wichtig. Der Blick in Elaines Augen war genau derselbe wie bei mir, wenn ich von Lucy rede. Viele junge Leute glauben ja, ihre Großeltern würden nur um des Verkuppelns willen versuchen, sie mit jemandem zusammenzubringen, aber das ist natürlich Unsinn. Wir denken uns durchaus unseren Teil dabei.
    Erst neulich habe ich Lucy, Johnny, Zachary und Willa zum Essen eingeladen. Es macht mir Spaß, sie gelegentlich zu bekochen. Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile beisammen, in eine angeregte Unterhaltung
vertieft. Zwischen Johnny und Willa entspann sich eine hitzige Diskussion. Ich weiß nicht mehr, worum es ging; ich hörte nicht richtig zu, weil ich abgelenkt war von Zachary, der sich plötzlich erhoben hatte und zu meinem Stutzflügel gegangen war. Er hatte den Schnappschuss von Lucy und Ellie Michele entdeckt. Ich beobachtete ihn, wie er das Bild beiläufig in die Hand nahm und es einen Augenblick betrachtete. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann stellte er das