Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
denen ich beim
Kauf dachte, dass sie mein Dasein mindestens revolutionieren würden, wenn nicht
mehr. Mittlerweile sind meine Schränke so voll, dass ich nicht mal mehr erahnen
kann, was für vergessene Schätze sich ganz hinten verbergen, und dass
eigentlich nur noch ein Müllcontainer vor dem Haus mein Leben revolutionieren
könnte.
In Dubai gibt es keinen
traditionellen Tchibo mit Kaffee und jeder Woche einer neuen Welt wie in
Deutschland. In Dubai gibt es Tchibo-Outlet. Gerüchten zufolge ist ein
besonders cleverer Unternehmer aus der Region auf die Idee gekommen, Tchibo
jede Woche die „alten“, in Deutschland nicht verkauften „neuen Welten“
containerweise zu einem Festpreis abzunehmen. Egal, was in dem Container ist.
Das Ganze verkauft er dann hier zu Spottpreisen. Und der Laden brummt.
Was nicht zuletzt an mir liegt. Ich
liebe Tchibo. Ehrlicherweise gesagt, habe ich in Deutschland noch nie einen
Tchibo-Laden betreten. Genauso wenig habe ich mir in Deutschland je eine Tüte „ Katjes - Yoghurt- Gums “ gekauft
oder „Duplo“ tatsächlich als größte Schöpfung der Konfisserie -Kunst
empfunden. Doch wenn man nur lange genug im Ausland lebt, werden Dinge, einfach
weil man sie nicht haben kann, plötzlich zur Krönung des gesamten Daseins. So
wie Tchibo. Und Yoghurt- Gums . Und Duplo. Und, und,
und...
Bei Tchibo sind die Pakete deutsch
beschriftet und es gibt so herrliche Sachen wie Eierbecher, Eierwärmer,
Rouladen-Spieße, Gartenzwerge mit Bewegungsmeldern und Bierkistensitzauflagen.
Alles Dinge, die ich weder brauche noch mag, aber da es sie in Dubai sonst
nicht gibt....
Und dann ist das alles auch noch
spottbillig.
Von meinem letzten Tchibo-Besuch
habe ich folgende Errungenschaften, die ein unbenutztes Ende in meinem
Schränken finden werden, mit nach Hause gebracht:
- Einen Melonenspalter : Keiner in meiner Familie mag Melonen,
das hat die Kaufentscheidung aber nicht beeinflusst. Erstens war der Spalter fast umsonst und zweitens, wenn ich doch mal eine
Melone spalten muss, bin ich froh, dass ich ihn hab.
- Zwei
Plastikkugeln, in denen man Zwiebelreste ohne Geruchsbelästigung im Kühlschrank
für den späteren Gebrauch aufbewahren kann: In Dubai gibt es aus genau diesem
Grund täglich frisch zerkleinerte Zwiebeln luftdicht abgepackt im Kühlregal.
Eine richtige, ganze Zwiebel hab ich schon seit Jahren nicht mehr gekauft.
- Zwei
Porzellan-Osterhasen, deren ganze Scheußlichkeit mir erst zu Hause aufgefallen
ist, aber da Ostern in Dubai fast nicht stattfindet, musste ich die einfach
haben. Ich muss schließlich an die Kinder denken. Sollen die etwa ohne Ostern
aufwachsen?
- Ein
Säckchen grüner Ziersteine, die im Dunkeln leuchten: Was ich mir dabei gedacht
habe, weiß ich wirklich nicht, ich war aber definitiv nicht betrunken.
Trotzdem war ich nach dem Einkauf
irgendwie stolz auf mich. Man muss auch sehen, was ich alles nicht gekauft
habe:
- Die
deutsche Steuersoftware habe ich im Regal gelassen, die braucht ein Inder oder
Araber bestimmt dringender als ich.
- Auch
am Internet-Starter-Paket eines deutschen Anbieters für den deutschen Markt bin
ich vorbei gegangen, obwohl ich das, sollte ich jemals nach Deutschland
zurückziehen, bestimmt sehr gut gebrauchen könnte.
- Nicht
mal die Heizkörperreinigungsbürste hab ich mitgenommen - obwohl: Das war
schwer. Wer weiß schon, was kommt? In Dubai gibt es zwar keine Heizungen, aber
ich könnte schließlich mal nach Kanada oder an den Nordpol ziehen.
10.) „Schöner
Wohnen“ auf Arabisch
Seit einiger Zeit gehöre ich zu den
Menschen, die von sich sagen können, dass sie eine unheimliche Begegnung der
dritten Art erlebt haben. Meine war mit einem Pferd. Einem Pferd, das ich sehr
gut kenne.
Ich ging mit meinem Hund mal wieder
durch den Park und dachte über das Leben in der Wüste und vieles andere nach.
Irgendwann bückte ich mich, um die Hinterlassenschaften des Hundes
vorbildlicher Weise aufzusammeln, einzutüten und wegzuwerfen.
Als ich mich wieder aufrichtete,
passierte es. Ich sah direkt in die Augen des Pferdes. Es stand in einem leeren
Haus am Parkrand mitten im Wohnzimmer. Ganz allein.
Und es sah mich an. Mit einem starren, unheimlichen Blick. Bislang war mir noch
nie aufgefallen, dass das Pferd – welches ich wie gesagt gut kannte
– Augen hat.
Woher ich das Pferd kenne? Aus der
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