Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
jetzt habe ich die Lola
gar nicht getroffen. Und 800 Millionen Meter war ich auch nicht hoch.“
Plötzlich begann sie unter Tränen
zu grinsen, was mich in höchste Alarmbereitschaft versetzte.
„Weißt du, Mama, und weil ich mich
so geärgert habe, habe ich die ganzen Leckerchen , die
ich für Lola mitgenommen habe, von der Aussichtsplattform runtergeschmissen.“
Upps . Ich
bin dann mal kurz im Internet nachschauen, ob jemand auf mysteriöse Weise von
vom Burj Khalifa regnenden Hundekuchen erschlagen
worden ist.
12. ) Das Gesetz der
Straße
Autofahren in Dubai. Was soll ich
sagen? Die Straßen sind gut und übersichtlich, es herrscht kein Chaos und
trotzdem fürchtet man die ersten drei Jahre eigentlich ständig um sein Leben,
sobald man hinter dem Steuer sitzt. Schon das Herausfahren aus der Garage kann
gefährlich sein. Zum Beispiel, wenn der Nachbar zur gleichen Zeit herausfahren
will und dabei nicht nach hinten schaut, weil er bei dem Preis, den er für sein
Haus gezahlt hat, der Überzeugung ist, sämtliche Straßen der Umgebung
mitgekauft zu haben.
Nach den besagten drei Jahren,
mehreren Herzinfarkten und Fast-Todeserfahrungen gewinnt man beim Autofahren
schließlich doch eine gewisse innere Ruhe, mittlerweile hat man die
ungeschriebenen Gesetze der Straßen in Dubai verstanden und verinnerlicht:
1.) Immer
auf das Schlimmste gefasst sein. Das Allerschlimmste. Hand auf der Hupe und Fuß
auf der Bremse sind ein Muss.
2.) Trotzdem
niemals, aber auch wirklich niemals Angst zeigen. Sonst könnte man für immer an
einer Vorfahrtsstraße stehen bleiben – sogar wenn man Vorfahrt hat.
3.) Kreisverkehr
macht nur Spaß, wenn man aus der innersten von 6-Spuren wenige Meter vor der
Ausfahrt scharf nach rechts rauszieht und alle anderen Autofahrer eine
Vollbremsung machen müssen.
4.) Die
äußerste Spur des Kreisverkehrs ist keinesfalls zu nutzen, weil man ausfahren
möchte. Sondern nur dann, wenn man gezwungen ist, einmal komplett um den ganzen
Kreisverkehr zu fahren, weil man bei dem unter 3.) genannten Manöver wegen
irgend so einem nervösen Volltrottel tatsächlich die Ausfahrt verpasst hat. Sie
wird in Dubai auch die „Rache-der-Ausfahrt- Verpasser -Spur“
genannt – Ehrensache, dass man niemanden ausfahren lässt!
5.) Wenn
ein Auto mit Vollgas einen Kilometer lang rückwärts auf der 6-spurigen Autobahn
fährt, ist das keine Fata Morgana - der Fahrer hat entweder seine Ausfahrt
verpasst oder will noch mal kurz bei dem Unfall vorbeischauen, an dem er vor
ein paar Minuten mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeigerauscht ist und den er
deshalb nicht ordentlich gesehen hat.
6.) Die
schwarzen Scheiben des mit 280 km/h an dir vorbeischießenden Autos sind nicht
mit einer in der Weltraumtechnik entwickelten, durchsichtigen Spezialfolie
abgeklebt - der Fahrer sieht dich wirklich nicht!
7.) Der
kleine, etwas verbeulte Toyota Yaris, der auf der ganz linken von 8 Spuren mit
Tempo 65 fährt, hat keinen Motorschaden und versucht irgendwie zur nächsten
Ausfahrt zu kommen. Nein, der Fahrer telefoniert, liest dabei die Zeitung und
es fällt ihm gar nicht auf, dass die anderen doppelt so schnell fahren.
8.) Essen,
Trinken, Telefonieren, Fernsehen, Zähneputzen sind alles Dinge, die man sehr
gut während des Fahrens erledigen kann (siehe Punkt 7).
9.) Ampeln
sind aufregend. Rote Ampeln besonders: Schließlich darf man auf keinen Fall
seine Augen auch nur eine Sekunde von der Ampel abwenden, sonst verpasst man
die Gelegenheit, im Moment des Umspringens der Ampel auf Grün den Vordermann anzuhupen , dass der da nicht stundenlang mit seiner
Trödelei den Verkehr aufzuhalten habe.
10.) Musik im Auto wird vollkommen überbewertet. Was
ist schöner als der Klang der in allen Autos in den Emiraten eingebauten,
automatischen Geschwindigkeitskontrolle? 120 km/h darf man auf Dubais
Autobahnen maximal fahren, bei Überschreiten der Geschwindigkeit hört man einen
Warnton – eine gute Autofahrt ist , wenn man den
Ton nonstop hört.
13. ) Ich bin (nicht)
prominent
Wo wir gerade beim Autofahren sind:
Ich möchte nicht prominent sein. Wäre mir viel zu anstrengend. Diese
wahnsinnige Erleuchtung verdanke ich nicht Ex-Bundespräsidenten-Ex-Ehefrauen oder
schwangeren Oben-Ohne-Prinzessinnen, sondern der Verkehrssünderkartei von Dubai.
Da werden Prominente offensichtlich
in einem „Sondernähkästchen“ geführt und einiges aus
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