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Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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die nächste Geschichte bei aller Tragik ganz wunderbar ist. Frau B. aus Hamburg schrieb, die Mutter einer Freundin habe, als ebendiese
     Freundin drei Jahre alt war, eine Fehlgeburt erlitten. Der Vater rief aus dem Krankenhaus an und teilte den Geschwistern die schreckliche Nachricht
     mit. Aber das Mädchen wusstenicht, was eine Fehlgeburt ist, sie verstand »Feegeburt« und glaubte, ihr Bruder sei als Fee geboren und
     davongeflogen – deshalb habe sie ihn nie zu Gesicht bekommen.
    So kann die Welt durch einen Irrtum ein bisschen weniger scheußlich sein.

    8. E INE W ELT NEUER P RODUKTE
    Wenn Werbefachleute wüssten, wie ihre Sprüche bei den Menschen ankommen, würden sie die Schauspieler in ihren Spots zu deutlicherem Reden anhalten, ich denke nur an Chips »mit Würstchengeschmack« (mit würzigem Geschmack), auch an das Bitburger Bier mit dem »fast frischen Geschmack« (fassfrischer Geschmack). Der berühmte Slogan »Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso« kam an als »und den Maxe ebenso«, »unter Wasser ebenso« sowie »Hunde wachsen ebenso«, der fast ebenso bekannte Satz »Shamtu-Shampoo bringt Spannkraft ins Haar« nahm neue Gestalt an als »Shampoo, Shampoo, springt krampfhaft ins Haar«. Und viele Kinder verlangten von ihren Eltern Produkte wie »Kellogg’s Schüttelfrost Flakes« (Kellogg’s sugarfrosted flakes) sowie »Manner Magnaneben« (Manner mag man eben) zu essen und ließen sich bei Erkältungen mit »Wick-Wack-Ruck« einreiben, das Apotheker als Wick Vaporub kennen. Übrigens fände ich, um den Verhörer ein wenig zu modifizieren, Wick-Wack-Wuck einen tollen Namen für eine Medizin.

    9. D IE E RÖFFNUNG NEUER P ERSPEKTIVEN
    Eine der größten Sorgen der Menschheit ist, dass ihr die Energie ausgeht, der Rohstoff, der unsere Häuser heizt und in unseren Maschinen verbrannt wird. Schon Herr K. aus Fürstenstein war, alser im entbehrungsreichen Jahr 1944 eingeschult wurde, sehr erleichtert, etwas vom »Heizplan Gottes« zu hören, der in Wahrheit ein »Heilsplan« war.
    Nun fuhr eines Tages Herr S. aus Regensburg mit seinem Sohn Florian über den Bodensee. Der Sohn fragte, was hier so stinke? Der Vater antwortete, das sei der Geruch vom Diesel, der im Schiffsmotor verbrannt werde. Der Sohn: Was, das Schiff fahre mit einem Piesel-Motor?!
    Wäre das nicht unsere Rettung? Der Piesel-Motor, die große Urinmaschine, angetrieben durch Verbrennung im Übermaß vorhandenen Rohstoffs?
    Hier noch eine Geschichte zur Veränderung des Geschlechterverhältnisses: Herr L. aus Freiburg hat zwei Töchter, die in den siebziger Jahren, als man sich dem Lied Dschingis Khan der gleichnamigen Band kaum entziehen konnte, gern mitsangen, und zwar mit diesem Text hier:
    »Und man hört ihn lachen
    ho, ho, ho, ho,
    immer lauter lachen
    ha, ha, ha, ha,
    und er leert den Krug in einem Zug.
    Und jedes Weib, das ihm gefiel,
    das nahm er sich in sein Zelt.
    Es hieß, die Frau, die ihn nicht liebte,
    gab es nicht auf der Welt.
    Er säugte sieben Kinder in einer Nacht
    und über seine Feinde hat er nur gelacht,
    denn seiner Kraft konnt’ keiner widersteh’n.«
    Ist das nicht unglaublich? Ein Kraftmensch, saufend, die Frauenanziehend – und dann: »Er säugte sieben Kinder in einer Nacht…« Ob er ihnen die Flasche gegeben hat? Oder sollte hier auch im physischen Sinne die Geschlechtergrenze verrückt werden? Jedenfalls verblasst die eigentliche Zeile (»Er zeugte sieben Kinder in einer Nacht…«) gegen diesen Text, in dem partnerschaftliche Modelle propagiert wurden, von denen wir heute immer noch weit entfernt sind.

    10. E IN VERÄNDERTES G OTTESBILD
    Kirche und Kinder, das ist ein ergiebiges Feld, weil die Sprache der Kirche dem jungen Menschen besonders fremd ist. Zum Beispiel hat Frau P. aus Berlin eine Mutter, die als Kind mit Luthers »Ein feste Burg ist unser Gott« nichts anfangen konnte und dachte, es heiße »Ein fescher Bursch ist unser Gott«. Frau V. aus Tralau schrieb mir, was Anfang der fünfziger Jahre ihr Bruder in der Grundschule über das Osterfest erfahren hatte: dass nämlich am Karfreitag Jesus ans Kreuz genagelt wurde – und wo? »Auf dem Berg Golddollar.« (Wobei Gold Dollar die Zigarettenmarke des Vaters war, niemand würde ja etwas rauchen, das Golgatha heißt.) Und wie viele Menschen haben geschrieben, dass sie die Gebetszeile »Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach« verstanden als »Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter meinem Dach«!

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