Wumbabas Vermaechtnis
einem Lied der Kölner Gruppe De Höhner. Ich ben ne Räuber heißt es:
»Ich ben ne Räuber, leev Marielche,
ben ne Räuber durch un durch.
Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach ren,
ich ben ne Räuber, maach mr kein Sorch.«
Selbst Menschen, die schon lange in Köln leben, aber eben nicht dort geboren sind, verstehen hier, es sei von einem Räuber die Rede, der nicht treu sein könne und in der Dachrinne, »en dr Daachrinn’« lebe. Dabei lebt er bloß in den Tag hinein, »en dr Daach ren«. Ein Räuber also, der nicht bloß vor der Polizei auf der Flucht ist, sondern auch vor der wegen seiner Eskapaden besorgten Freundin – und der sich deshalb in einer Dachrinne nicht nur verbirgt, sondern sein Leben dort zu verbringen gezwungen ist: Das ist doch toll!
A CHTER F REUND : DAS HEILIGE G EISSLEIN . Die Kirche liefert uns, weil dort in nicht alltäglicher Sprache gesungen wird, viele wundersame Wesen, ich denke an die drei Heiligen »Kaspar, Melchiorund Baldrian«, die mancher Lehrer in der Adventszeit kennenlernt, wenn er in seiner Klasse nach den Namen der drei Heiligen Könige fragt. Und was hatten die drei bei sich? Das erfahren wir von Leserin P. aus Gernsbach. Der hat mal ein Weihbischof persönlich erzählt, wie er sich während der Adventszeit in einem Kindergarten erkundigte, welche Geschenke die drei Könige aus dem Morgenland dem Christkind mitgebracht hätten. Die Antwort lautete: Gold, Weiber und Möhren.
Von einer weiteren Trinität berichtet Herr M. aus Rattelsdorf, dessen Tochter in der Kirche aufmerksam zuhörte, wenn der undeutlich sprechende Priester sagte: »… denn Hiddim und Hiddim und Hiddi…« Waren das zwei gleichnamige Zwillinge und noch ein kleiner Bruder? »Später erkannte sie«, schreibt M., »die nicht weniger mysteriösen Worte ›denn durch ihn und mit ihm und in ihm, ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes…‹«
Wollte ich nicht vom heiligen Geißlein erzählen? Das kommt im Gebet von M.s Tochter vor: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geißlein. Amen.«
N EUNTER F REUND : O PA D ONG . Dorthe hieß eine dänische Sängerin, die Ende der sechziger Jahre das Lied von einer offensichtlich etwas dämlichen Dame sang, die nach Luxemburg reiste, um sich nach jenem Grafen zu erkundigen, der ihr aus Franz Lehárs gleichnamiger Operette bekannt war. Jeden, den sie dort traf, sprach sie an:
»Opa Dong, sind Sie der Graf von Luxemburg?
Opa Dong, sind Sie der große Mann von Welt?
Opa Dong, genau wie Sie jetzt vor mir stehn,
Opa Dong, hab ich den Herrn mir vorgestellt.«
Ich finde, der Text wird erst durch diese Variante gut, viel besser, als wenn man »Oh, Pardon« verstünde, was Dorthe tatsächlich sang. Dass jemand in Luxemburg auf der Straße singend nach dem Grafen von Luxemburg sucht, ist blöd, aber richtig schön blöd wird es erst, wenn man jeden Angesprochenen für Opa Dong hält, wer immer das sei. Und wenn man also glaubt, der Graf verstecke sich im eigenen Land hinter der Maske des harmlosen Biedermannes »Opa Dong«, um … ja, warum eigentlich? Davon sang Dorthe nie.
Z EHNTER F REUND : DER KÄFER O TTO P ETER . Er stammt von Herrn K. aus Hamburg, der an einer Gesamtschule mit hohem Migranten-Anteil unter den Schülern unterrichtet. Er schreibt: »Eine (türkische) Schülerin fehlte in den ersten beiden Stunden. Als sie zur dritten Stunde kam und ich sie fragte, wo sie gewesen sei, antwortete sie: ›Ich war beim Käfer Otto Peter.‹ Nach mehrmaliger Nachfrage stellt sich heraus, dass sie beim Kieferorthopäden war.« Doch ist es nicht ein schöner Gedanke, dass Kinder gelegentlich vor der Schule zu einem Käfer namens Otto Peter bestellt werden, der mit ihnen Gespräche führt und aus seinem Leben erzählt? Die Welt wäre besser so.
An der Seite des Käfers Otto Peter könnte man sich »die grüne Maja« vorstellen. Die Tochter der Familie M. aus Papenburg wünschte sich eines Tages Musik von der grünen Maja, und die Eltern wussten schnell, welche Musik das war: die von der Biene Maja.
E LFTER F REUND : A RRIVI , DER T SCHIROMA . Von dem erzählte mir meine alte Freundin R., die Arrivi bei einem Freund kennengelernt hatte. Man muss den berühmten Fünfzigerjahre-Schlager Arrivederci Roma vor sich hin singen, dann hat man es. Nicht wahr? Hier der weitere Text:
»Arrivi, der Tschiroma,
Leb wohl, auf Wiederseh’n!
Wer dich einmal sah, der muss dich lieben.
Viele Dichter haben dich beschrieben,
Doch
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