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Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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brigitte.de teilte mal eine Teilnehmerin mit, sie sei in Ostfriesland aufgewachsen. Dort habe es einen Nachbarsjungen gegeben, der Weert Ihnen hieß, unglaublich, aber wahr. Dieser Weert Ihnen sei immer gekränkt gewesen, wenn es im Gottesdienst hieß, Jesus habe zu den Jüngern gesagt: »Lasset die Kindlein zu mir kommen und Weert Ihnen nicht.«
    Ebenfalls aus Ostfriesland berichtete Herr S., sein Vater sei dort in einem kleinen Dorf aufgewachsen und im Kindergartenalter innig mit der Tochter des Dorfkrämers befreundet gewesen. Die hieß Wolken mit Nachnamen; ihr Kosename war Tieni. Eines Winters erkrankte die Freundin an einer Lungenentzündung und starb. Sein Vater, schrieb S., habe schwer getragen an dem Verlust, erst im Mai sei er wieder aufgeblüht, denn in seinem Elternhaus wurde viel gesungen, am 1. Mai zum Beispiel dieses Lied:
    »Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.
    Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus.
    Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
    so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.«
    Für den Vater sei es wie einen Offenbarung gewesen. Immer habe er sich vorgestellt, seine Tieni sei nun im Himmel. Nun wurde ihm das bestätigt durch den tröstlichen Text:
    »Tieni Wolken dort wandert am himmlischen Zelt.«
    Wenn wir gerade am Himmel sind … Frau W. aus dem Remstal schreibt, sie habe ihrem nun acht Jahre alten Sohn im Verlaufe seines Lebens gefühlte 2920 Mal zum Einschlafen dieses Lied vorgesungen:
    »La-le-lu,
    nur der Mann im Mond schaut zu,
    wenn die kleinen Babys schlafen.
    Drum schlaf auch du.«
    Nach vielen Jahren, schreibt Frau W., habe ihr Sohn eines Abends gefragt, warum der Mond in dem Lied Mani heiße, Mani Mond.
    Beim Rumstöbern bin ich dann auf eine Geschichte aus der nordischen Mythologie gestoßen, wonach es einen Mondgott gibt, Sohn des Riesen Mundilfari und Bruder der Sonnengöttin Sol. Dieser Mondgott fährt mit einem von Pferden gezogenen Wagen über den Himmel, begleitet von den Kindern Bil (»die Abnehmende«) und Hjuki (»der zu Kräften Kommende«), und verfolgt vom Wolf Hati, der die drei am Tag des Weltunterganges verschlingen wird. Eine Art Starwars also.
    Aber was ich eigentlich erzählen wollte: den Namen dieses Mondgottes in der nordischen Mythologie! Er heißt nämlich Mani. Mani Mond.
    Die schönste Namensgeschichte kommt aus Mainz, wo ein Mensch lebt, der sein Leben mit einem aus einem Verhörer entstandenen Namen verbringt. In den achtziger Jahren kam eine Italienerin aus ihrer Heimat nach Mainz und gebar bald ein kleines Mädchen. Sie konnte sich indes nicht für einen italienischen Namen entscheiden, immerhin sollte das Kind ja in Deutschland aufwachsen. Als die Mutter in der Geburtsklinik lag, wurden ihre Zimmergenossin und deren neugeborene Tochter von denAngehörigen besucht, einer echten Mainzer Großfamilie. Im schönsten Mainzer Dialekt begrüßten alle, vom Großvater bis zur Tante, das Kind mit den Worten: »Ach, iss die schee, die Lena!« (Im Mainzer Dialekt werden alle Personen immer mit Personalpronomen genannt, also nicht Jürgen, sondern »der Jürgen« oder »die Uschi«.) Worauf die italienische Mutter, des Deutschen geschweige denn des Mainzer Dialektes nicht richtig mächtig, sich dachte: Das ist ein wohlklingender deutscher und gleichzeitig auch irgendwie italienischer Mädchenname: »Dilena«.
    Sie ging zum Mainzer Standesamt. Der dortige Beamte dachte sich, denn Mainzer Beamte denken auch im Dialekt: »Och, wat en schee italienisch’ Mädsche-Name: Dilena.« Trug ihn in Geburtsurkunde und -register ein. Seither gibt es in Mainz eine inzwischen erwachsene Frau, die einen weltweit einzigartigen Namen trägt, sozusagen den Inbegriff einer Annäherung der Mentalitäten durch Verhörer. Dilena.
    »Ist das nicht schön…!!!«, rief der Leser, der mir das erzählte.
    »Wumbaba!«, rief ich zurück.
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    Welch nicht geringe Rolle die Erdbeere im Verhörwesen spielt, ahnen wir, seit der Erdbeerschorsch in unser Leben getreten ist. Von ihm erzählte ich dem Publikum bei einer Lesung in Verden an der Aller. Was stand kurz darauf in den Verdener Nachrichten ? »Ein Erzbischof als Erdbeerfrosch – Kolumnist Axel Hacke amüsierte sein Publikum«. Die Reporterin hatte sich verhört, zu unserem Vorteil, denn ein Erdbeerfrosch ist ja ein Tier, das man am liebsten sonntags beim Spazierengehen an der Leine mit sich führen würde, vielleicht zusammen

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