Wuschsch! ... Watschsch!
zusammengezogen, wie geschrumpft. Ein ei-
siger Schweiß durchkältet ihm die Haut, über die eisige
Schauer laufen.
Aber so beeil dich doch! Aus Mangel an Öl wird die
Lampe erlöschen ... und der Sterbende auch!
Ja, das ist das Bett – sein Bett mit den Säulen, mit dem
Baldachin, und ebenso breit wie lang – geschlossen mit
großblumigen Vorhängen. Kann es überhaupt sein, daß dies
das Bett eines armseligen Kringelbäckers ist?
Mit zitternder Hand ergreift Dr. Trifulgas die Vorhänge –
er zieht sie zurück und blickt hinein:
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Den Kopf über der Decke, liegt der Sterbende unbeweg-
lich, als hätte er eben den letzten Atem ausgehaucht.
Der Arzt bückt sich über ihn:
Ah, welch ein Aufschrei, dem draußen das unheimliche
Heulen des Hundes antwortet.
Der Sterbende ... das ist nicht der Kringelbäcker Vort
Kartif ... das ist ja Dr. Trifulgas! Er ist es, der einen Schlag-
anfall erlitten hat ... er, er selbst! Ein Gehirnschlag mit
plötzlicher Ansammlung seröser Flüssigkeit in den Gehirn-
höhlen und mit Lähmung des Körpers auf der dem Sitz der
Verletzung gegenüberliegenden Seite.
Ja, er selbst ist es, der nun im Sterben liegt! Zu ihm selbst
haben sie ihn geholt. Für ihn selbst haben sie die 120 Fret-
zer bezahlt. Weil er hartherzig verweigert hat, sich um den
armen Kringelbäcker zu kümmern. Und nun soll er ... er
selbst sterben!
Dr. Trifulgas ist wie von Sinnen; er fühlt sich verloren.
Die Anfälle des Kranken häufen sich von Minute zu Mi-
nute. Nicht nur die Organe werden mehr und mehr ge-
lähmt, auch der Herzschlag und die Atmung fangen schon
an auszusetzen. Und doch hat er noch nicht völlig das Be-
wußtsein verloren.
Was tun? Die Blutmenge durch einen Aderlaß vermin-
dern? Dr. Trifulgas ist tot, wenn er zaudert!
Zu jener Zeit ließ man noch fleißig zur Ader, und genau
wie heute heilten die Ärzte von einem Schlaganfall all dieje-
nigen, die nicht daran starben.
Dr. Trifulgas ergriff sein Besteck, holte die Lanzette her-
— 18 —
aus und öffnete eine Vene seines Doppelgängers. ... In sei-
nem Arm fließt kein Blut mehr. Er massiert ihm energisch
die Brust – die Bewegung seiner eigenen hört dafür auf. Er
wärmt ihm die Füße mit heißen Steinen – seine eigenen
werden dabei eiskalt.
Da richtet sich sein Doppelgänger noch einmal auf, dreht
sich dann ein wenig zur Seite und röchelt noch einmal:
Dr. Trifulgas stirbt trotz aller Hilfsmittel, die ihm die
Wissenschaft liefern kann, unter seinen eigenen Händen.
Wuschsch! ... Watschsch!
— 19 —
VII
Am Morgen fand man im Sechs-Vier-Haus nur noch ei-
nen Leichnam vor – den von Dr. Trifulgas. Er wurde aufge-
bahrt und man fuhr ihn mit großer Feierlichkeit nach dem
Friedhof von Luktrop – nach so vielen anderen, die er nach
allen Regeln seiner Kunst vorausgesandt hatte.
Was den alten Hurzof betrifft, so geht von ihm das Ge-
rücht, er streife mit der wieder angezündeten Laterne im
Land umher und heule, wie ein herrenloser Hund zu heu-
len pflegt.
Ich weiß nicht, ob das alles wahr ist, aber im Land Volsi-
nien und besonders in der Nähe von Luktrop geschehen gar
merkwürdige Dinge.
Im übrigen wiederhole ich, daß niemand diese Stadt auf
einer Karte suchen sollte. Die besten Geographen haben
sich noch nicht einigen können, unter welchem Breiten-
grad, nicht einmal unter welchem Längengrad sie liegt.
INHALT
I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
VI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
VII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
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