Wyrm
bereits bis zum Bodenblech durchgedrückt hatte, und fuhrwerkte wie wild am Lenkrad herum, ohne dadurch das fast ziellose Schlingern des Wagens irgendwie beeinflussen zu können. Wie in einer furchtbaren Vision – es konnte nur eine Vision sein, denn das Bild war zu grauenerregend, um irgendetwas anderem zu entspringen als seiner bloßen Einbildung – sah er, wie sich eine verbrannte, verstümmelte Gestalt hinter dem Wagen aufrichtete und eine Hand mit blutigen Fingerstümpfen nach ihm ausstreckte. Der Reverend! Er musste vom Wagen mitgeschleift worden sein, und irgendetwas verkrampfte sich in Coppelstone, als er begriff, dass der unfassbare Todeskampf dieses Mannes immer noch nicht vorbei war. Er riss das Lenkrad abermals herum und spürte im gleichen Moment einen entsetzlichen Anprall; der Körper, vielleicht auch die Zunge des Wyrm, die in diesem Augenblick gegen den Wagen schlug.
Metall, Glas und heißes Öl spritzten in einer gewaltigen Explosion vor Coppelstone auseinander. Der Wagen wurde in die Höhe und zugleich zur Seite geschleudert, prallte gegen einen Baum und schüttelte seinen Fahrer ab wie ein bockendes Pferd seinen Reiter. Coppelstone flog in hohem Bogen durch die Luft, überschlug sich dabei ein-, zwei-, dreimal und landete schließlich mit furchtbarer Gewalt in einem Busch.
Obwohl das Astwerk dem Sturz den größten Teil seiner Wucht nahm, raubte der Aufprall ihm um ein Haar das Bewusstsein. Zugleich aber rettete er ihm vermutlich das Leben, denn seine Gewalt trieb nicht nur jedes Quentchen Luft aus seinen Lungen, sodass aus seinem Schmerzensschrei nur ein halb ersticktes, kaum mehr hörbares Keuchen wurde, sondern betäubte ihn auch halbwegs; Coppelstone konnte weiter hören, sehen und spüren, was mit ihm und um ihn herum vorging, aber er war nicht in der Lage sich zu rühren oder auch nur zu blinzeln.
Hilflos sah er zu, wie sich der Saugrüssel des Wyrm wie eine wachsbleiche Riesenschlange um den zertrümmerten Wagen ringelte, ihn mit unvorstellbarer Kraft ergriff und dann auf das klaffende Maul des Monsters zuzerrte. Er konnte weder Zähne noch irgendwelche anderen Beißwerkzeuge erkennen, doch die gewaltigen Kiefer des Wyrm zermalmten das Wrack des Ford so mühelos, wie ein Wolf ein Lamm reißen würde. Metall und Glas splitterten, wurden zerrissen, zerquetscht und in Stücke gemahlen. Das Ungeheuer bewegte sich während seines gesamten furchtbaren Mahles unaufhaltsam weiter, mit Bewegungen, die durch seine ungeheure Größe zwar nicht besonders schnell wirkten, es aber trotzdem waren. Selbst wenn Coppelstone in der Lage gewesen wäre, aufzuspringen und davonzulaufen, hätte es ihm vermutlich nichts genutzt. Der Wyrm war gekommen, um sich sein Opfer zu holen, und er würde nicht ruhen, bis die Schuld mit Blut getilgt war.
Und er bekam seine blutige Rache.
Irgendwo in dem zerwühlten Schlamm vor Coppelstone rührte sich etwas. Er war immer noch wie gelähmt, und er hätte absolut nichts tun können, um das Schicksal aufzuhalten, doch er schrie innerlich erneut vor Entsetzen auf, als er begriff, dass Reeves immer noch am Leben war, gegen jede Logik, gegen jede Möglichkeit , und nichtsdestotrotz noch immer lebendig. Langsam, taumelnd und mit Bewegungen, die an die einer Marionette erinnerten, deren Fäden ein betrunkener Puppenspieler führte, richtete sich der Reverend im Schlamm auf; nur noch eine schwarze Gestalt, wie aus fauligem Lehm geformt, über und über mit Teer, Schlamm, Unrat und Blut besudelt, aber von irgendeiner unvorstellbaren Kraft noch immer am Leben und auf den Beinen gehalten, als wäre es sein Fluch, mit ewigem Weiterleben für sein Tun bezahlen zu müssen.
»Herr!«, gurgelte er. Selbst seine Worte klangen nicht mehr menschlich; ein furchtbares nasses Blubbern und Keuchen, in dem Coppelstone nur mit Mühe den Klang einer menschlichen Stimme erkannte.
»Herr!«, wimmerte er noch einmal. »Du bist gekommen! Der Tag Deiner Auferstehung ist da! Ich bin Dein Diener! Ich bin hier, um Dir zu Deiner Rache an denen zu verhelfen, die Deiner Macht zu trotzen wagen!«
Der Wyrm bewegte sich langsam auf ihn zu. Sein gewaltiges Maul klaffte weit auf, und die Zunge schlängelte gierig nach dem, was einmal Reverend Reeves gewesen war.
»Herr!«, schrie Reeves. »Dein Tag ist da! Die Stunde Deiner …«
Der Saugrüssel des Wyrm schlug zu. Reeves wurde von den Füßen gefegt und durch die Luft gewirbelt wie ein Blatt im Sturm, doch noch bevor er wieder zu Boden stürzen konnte,
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