Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
konnte. Davon hatte die TKKG-Bande nichts erzählt. Denn
wenn die vier Freunde den Anfang eines solchen Fadens in die Hand kriegten,
dann würden sie die Ermittlungen selbst aufnehmen. Und das war nicht die
schlechteste Lösung.
     
    *
     
    Sie fuhr einen winzigen, italienischen
Kleinwagen, hielt am Gartenzaun und stieg aus.
    „Komm, Ballerina!“
    Folgsam sprang die niedliche
Pudelhündin vom Nebensitz auf die Straße.
    Ute Fläming griff nach der Leine. Dann
beugte sie sich abermals in den Wagen. Ihre Handtasche lag auf der Rückbank,
ließ sich aber nicht mehr schließen. Klößchens Kamera beanspruchte zuviel Raum.
    Die Frau blickte durchs Heckfenster und
durch die Windschutzscheibe, bevor sie sich aufrichtete. Beruhigt stellte sie
fest: die Straße war leer. Niemand da. In den Gärten spielten lediglich Kinder.
Und bei dem langen Wohnblock ganz hinten lud ein Bierlieferant Kästen ab.
    Trotzdem deckte sie eine Hand über die
Kamera, als sie zum Haus ging.
    Es war ein kleiner Bungalow mit nur
drei Zimmern und angebauter Garage. Er sah aus, als verrotte er langsam. Ute
Fläming hatte ihn seit kurzem gemietet und wohnte allein darin — abgesehen von
Ballerina, der Pudelhündin.
    Die Frau trat in die Diele, schloß
rasch die Tür hinter sich und ließ ihren Hund von der Leine.
    Ballerina sprang sofort durch eine
geöffnete Tür in den Wohnraum und dort auf die Couch.
    Die Frau folgte ihr, nachdem sie die
Handtasche an der Garderobe abgelegt hatte. Klößchens Kamera hielt sie mit
spitzen Fingern vor sich, als wäre ihr die Berührung unangenehm.
    Sie setzte sich neben Ballerina, die
sich die Pfoten geleckt hatte und ihr Frauchen aus klugen Augen beobachtete.
    Ute öffnete die lederne Kameratasche.
Wie vermutet: innen war die Besitzeradresse mit Tinte aufs Leder gekrakelt.
    Willi Sauerlich, Internatsschule,
Zimmer Adlernest — las
sie.
    „Irgendwann, Ballerina, schicken wir
dem Jungen die Kamera zurück, nicht wahr? Denn wichtig ist nur der Film.
Trotzdem müssen wir damit warten, bis alles gelaufen ist.“
    Ballerina legte den Kopf schief und
schien jedes Wort zu verstehen.
    Als das Telefon klingelte, schraken
beide zusammen.
    Ute nahm den Hörer ans Ohr, stellte
dabei fest, daß einer ihrer rotlackierten Nägel eingerissen war, und meldete sich.
    „Ich bin’s“, sagte der Sommersprossige,
der behauptet hatte, Horst Kuhleber zu heißen. „Alles klar, Ute?“
    „Natürlich. Aber war das denn wirklich
nötig, dem Jungen die Kamera zu stehlen! Er tut mir irgendwie leid.“
    „Hör auf! Keine Sentimentalitäten! Denk
lieber nach! Seit Wochen vermeiden wir, daß man uns zusammen sieht. Es darf
einfach zwischen dir und mir keine Verbindung geben. Das ist fast das
Wichtigste an unserem Plan. Uns im Holiday-Park zu treffen, war eine gute Idee.
Da achtet keiner auf den andern. Und am Ententeich war kein Aas. Wer konnte
denn ahnen, daß es zu diesem Zwischenfall kommt, daß dieser Bengel ausgerechnet
uns beide knipst. Ich dachte, mich laust der Affe, als er sagte, er werde die
Bilder zum Fotowettbewerb der Zeitung einsenden. Gruppenbild mit Menschen!
Stell dir vor, einer bei der Zeitung erkennt mich und fragt sich, wer wohl das
hübsche Weib an seiner Seite ist. Und gibt dann der Polizei einen Tip, und die
fangen an, sich für dich zu interessieren. Ute, es wäre eine Katastrophe! Der
ganze Coup würde platzen. Die Bullen kämen drauf, daß Fritz und ich eine
Komplizin haben. Den Rest könnten sie sich an den Fingern abzählen.“
    „Jaja! ich weiß. Du hast es mir hundert
Mal vorgekaut, Robert.“
    „Offenbar nicht oft genug.“
    Indem sie sich vielsagend an die Stirn
tippte, zeigte sie, was sie davon hielt. Allerdings sah nur Ballerina die
Vogelgeste.
    Ihre Stimme klang gleichgültig, als sie
dann sagte: „Soll ich den Film rausnehmen und vernichten?“
    „Das hat Zeit. Leg die Kamera — so wie
sie ist — ins Versteck.“
    „Gut.“
    „Du hast heute abend noch Dienst?“
    „Natürlich.“
    „Viel Spaß dann, Liebling. Ich rufe
morgen nachmittag an.
    „Tschüs, Robert!“ Sie legte auf.
    Die nächste Stunde verbrachte sie mit
Baden und Ausruhen, denn ihr Dienst, der um 19 Uhr begann, war anstrengend.
    Ute Fläming arbeitete als „singende
Kellnerin“ in einem Weinlokal. Das heißt, sie servierte den Gästen süffige
Schoppenweine, und mindestens drei Mal im Laufe des Abends gesellte sie sich zu
dem Alleinunterhalter an der Hammondorgel. Mit schöner Stimme gab sie dann
gängige Schlager und Trinklieder

Weitere Kostenlose Bücher