X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
Wartungsgleiter.
Kell setzte mit einem linken Haken nach, der dem Mechaniker den Kopf zur Seite riß, vollführte dann auf der linken Fußspitze eine Art Pirouette, die mit einem rechten Kick endete. Er bemühte sich, das ganze Manöver weniger elegant aussehen zu lassen, als es eigentlich war, legte aber seine ganze Kraft in sein rechtes Bein, als seine Fußspitze das Kinn des Mechanikers traf. Der Mann gab einen unartikulierten Grunzlaut von sich und krachte auf die Duratonfläche.
Kell drehte sich zu dem Wachmann herum. »Das solltest du jetzt melden. Er hat mich gerade mit Tötungsabsicht angegriffen. Meine Laufbahn hier mag im Eimer sein, aber dieser Mistkerl hier ist auch erledigt. Gib mir die Zentrale.« Er fühlte sich plötzlich wie ausgepumpt, und sein Atem ging schwer.
Der Wachmann zuckte die Achseln und machte Anstalten, seiner Aufforderung nachzukommen. Tyria atmete tief durch und wollte schon Einwände erheben, aber der Partner des Mechanikers, der während des Kampfes aus dem Gleiter gestiegen war, kam ihr zuvor. »Warte. Bitte.«
Der Wachmann blieb stehen.
Kell sagte: »Warum?« Er versuchte, seine immer noch angestrengten Atemzüge unter Kontrolle zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Das machte seine gespielte Wut freilich nur noch glaubwürdiger.
»Er ist ein guter Mann. Bloß ein wenig überdreht. Wenn er wieder zu sich kommt, wird er wieder vernünftig sein. Ich werde die Wartungsarbeiten zu Ende bringen, niemand meldet etwas. Du behältst deinen Job, er behält den seinen – was meinst du?«
Kell atmete noch ein paarmal tief durch und sah dann Tyria fragend an.
Die zuckte die Achseln. Er konnte die Sorge um ihn in ihren Augen lesen, aber ihr Tonfall war leicht und locker: »Meinetwegen. Weniger Berichte.«
»Weniger Berichte«, wiederholte der Wachhabende und grinste. Aus seinem Munde klang das wie ein erstrebenswertes Ziel.
Kell nickte widerstrebend. »Weniger Berichte. Klingt nicht übel.« Er ging zu seinem Cockpit zurück. »Ich tue dem Kerl hier einen Gefallen, das ist dir doch klar?«
Der Kollege des Mechanikers, der sich bereits abmühte, den Bewußtlosen wieder auf die Beine zu bringen, nickte. »Ja, klar.« Das klang nicht sonderlich interessiert.
Augenblicke später war der Wartungsgleiter der Seuchengruppe wieder in Bewegung.
»Alles in Ordnung bei dir?« fragte Tyria.
»Phanan muß mich so bald wie möglich verbinden. Aber ich glaube nicht, daß es etwas Ernsthaftes ist. Solange ich mich nur nicht bücken muß.«
»Also, jedenfalls hast du uns die Zeit verschafft, die wir brauchen.«
Kell sah auf sein Chrono. Bloß eine halbe Stunde, dachte er. Dann ist mir egal, was es für Berichte gibt.
Knirps’ Angriff kam so blitzschnell, daß selbst die Gespenster, die förmlich die Sekunden gezählt hatten, davon überrascht wurden.
Sein X-Flügler war plötzlich mit Motoren, die wie Dämonen brüllten, über dem Raumhafen, und seine Laserkanonen fegten förmlich über die Duratonpiste. Männer und Frauen suchten überall Deckung. Wedge schüttelte den Kopf.
Dann füllte das Heulen der Alarmsirenen die Luft. Überall auf dem Raumhafen wurden Bunker dunkel, als ihre Insassen oder die Zentralcomputer den Verdunklungsvorschriften nachkamen.
Knirps fegte über das Feld und wendete dann zu einem zweiten Anflug. Seine Laser suchten sich einen Gepäckgleiter als Ziel, trafen seine Treibstoffzelle und ließen in einem Radius von fünfzig Metern Koffer und Kartons herunterregnen.
Jetzt vernahm Wedge undeutlich ein mahlendes Geräusch von unten. Dann war das Pfeifen der Tormotoren zu vernehmen, und die Torflügel schoben sich langsam zurück.
Er spähte durch den Spalt nach unten, der sich zwischen den beiden Flügeln auftat. Winzige Lichter waren zu sehen: grün, rot, gelb, weiß, das ganze Farbenspiel von Computermonitoren. Aber ansonsten war der kleine TIE-Jägerhangar dunkel, und seine Insassen befolgten die Verdunklungsvorschriften ebenso wie das in den anderen Bunkern der Fall war.
Genau wie er es erwartet hatte. Er bewegte sich mit der Vorderkante des Torflügels, und als dieser ganz geöffnet war, setzte er seinen Greifhaken an der Stelle an, wo der Torflügel in dem Duratondach verschwunden war. Ein paar Meter von ihm entfernt auf der anderen Seite würde Falynn jetzt das gleiche tun.
Mit einem Pfeifen, das gleich in ein dröhnendes Brausen überging – einem Geräusch, das Wedge durch Mark und Bein ging und für ihn stets Erinnerungen an das Imperium wachrief
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